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Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Titel: Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Aaron
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in Zarin gewesen war. Also beschied sie sich damit, sich an Gin festzuhalten, während die steinigen Felder und das karge Gras unter ihnen hinwegsausten. Über ihnen wurde der wolkenverhangene Himmel dunkler, und der Abend rückte näher.

Kapitel 11

    E li wachte auf, weil ihm helles Sonnenlicht ins Gesicht schien und Josefs Stiefelspitze sich in seine Rippen bohrte.
    »Steh auf«, sagte Josef. »Die Situation hat sich geändert.«
    Eli setzte sich auf und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Dann blickte er wieder hoch, doch Josef war weg. Er blinzelte ein paar Mal, um festzustellen, ob er die ganze unangenehme Situation nur geträumt hatte, aber dann entdeckte er die Leiter, die neben der Tür an die Wand des Lagerhauses genagelt war.
    Es war ein gefährlicher Aufstieg. Die Leiter war direkt an der Wand befestigt, sodass kaum Platz für die Füße blieb, und eigentlich war Eli noch gar nicht wach genug für so eine Aktion. Trotzdem schob er sich ein paar Augenblicke später durch die Falltür auf das schräge Dach, wo er Nico und Josef entdeckte, die bäuchlings auf den hölzernen Schindeln lagen und über das Wasser hinwegstarrten. Die Lagerhäuser, die sich neben dem Fluss aufreihten, waren so ungefähr der niedrigste Punkt von Fron. Vom Dach allerdings konnte man die Stadt selbst sehen, die sich in ziemlichem Aufruhr zu befinden schien.
    »Die Sonne ist kaum aufgegangen«, meinte Eli gähnend. »Was ist das, ein Bäckeraufstand?«
    »Ich bin mir nicht sicher«, meinte Josef und beäugte die Massen von Menschen, welche die Straßen Richtung Festung füllten. »Allerdings sind das keine Bäcker, außer die Bäcker in Fron backen mit Schwertern. Ich hätte ja auf einen Bauernaufstand getippt, aber die Menge ist viel zu ruhig, und an der Festung tut sich gar nichts. Also gehe ich inzwischen davon aus, dass sie Leute zum Wehrdienst einziehen. Und nachdem wir uns mitten in einer Falle befinden, die nur dazu geschaffen wurde, den Dieb Eli Monpress zu fangen, würde ich sagen: Diese Menge trägt deinen Namen.«
    »Nun«, meinte Eli, »dann laufen sie in die falsche Richtung.«
    Er hatte recht. Die gut bewaffnete Menge auf den Straßen entfernte sich vom Flusshafen und marschierte den Hügel hinauf auf die Festung zu.
    »Ich frage mich«, sagte Eli und stellte sich auf die Zehenspitzen, um mehr zu sehen, »ob wir nicht losziehen sollten, um herauszufinden, was da los ist.«
    Josef starrte ihn böse an. »Was habe ich dir gestern Abend über Neugier erzählt?«
    »Josef«, antwortete Eli ein wenig entnervt, »hier geht es nicht nur um Neugier; es geht um Informationsbeschaffung. Du hast mir einen Tag und eine Nacht Zeit gegeben, diesen Job durchzuziehen, und von hier aus kann ich ja wohl kaum eine Fenzetti-Klinge stehlen. Kommt schon.« Er lächelte und ging zurück zur Falltür. »Wir sollten uns schick machen.«
    Damit verschwand er über die Leiter. Nico und Josef wechselten einen leidgeprüften Blick, bevor sie aufstanden und ihm folgten.
    Auch wenn die Jahre als Dieb und eine natürliche Begabung dafür sorgten, dass Eli schnell und kreativ improvisierte Verkleidungen basteln konnte, hatte er doch immer eine Grundausstattung dabei. Es gab ein paar Dinge, die konnte man einfach nicht improvisieren. Kaum hatte er den Boden des Lagerhauses erreicht, rannte er zu seinem Rucksack und fing an, die verschiedensten Sachen daraus hervorzuziehen. Der Haufen war schon erstaunlich groß, bevor er schließlich fand, wonach er suchte: ein kleines, sorgfältig eingewickeltes Paket, das mit einer Kordel verschnürt war. Eli löste schnell die Knoten, und das Paket öffnete sich, wobei sich eine Kaskade aus goldenem Haar daraus ergoss. Es war das Juwel in seiner Kostümkollektion.
    Er schüttelte die Perücke ein paar Mal aus, aber viel mehr war nicht nötig. Perücken dieser Qualität brauchten kaum Pflege, wenn man sie richtig aufbewahrte. Eli wusste nicht, wie viel sie gekostet hatte. Aber er ging davon aus, dass sie recht teuer gewesen war, nachdem ihre vorherige Besitzerin, die Prinzessin von Pernoff, es für nötig befunden hatte, sie bei ihren Juwelen aufzubewahren. Eli hatte ihr eines Nachts beides abgenommen, und auch wenn die Juwelen schon lange verschwunden waren, blieb die Perücke eines seiner Lieblingsstücke.
    Mit den Fingern strich sich Eli seine kurzen Haare nach hinten, bis sie glatt am Kopf anlagen, dann lehnte er sich vor und schob sich mit geübter Bewegung die Perücke auf den Kopf. Als er wieder aufblickte, sah

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