Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes
er vollkommen anders aus. Die fahlgoldenen Locken umspielten sein Gesicht in sanften Wellen und betonten seine helle Haut auf eine Weise, wie es seinem eigenen, dunklen Haar nie gelang. Dadurch wirkte er zart und vornehm, was er nach Kräften ausnutzte.
»Mächte«, sagte Josef und sprang von der Leiter. »Nicht wieder dieses Ding.«
»Ich werde aufhören, sie zu tragen, wenn die Perücke aufhört, ihren Zweck zu erfüllen«, sagte Eli, der damit beschäftigt war, die Perücke mit einem halben Dutzend winziger Haarnadeln zu befestigen. »Schau, ob sich in den Kisten irgendetwas Verwendbares befindet. Ich habe eine gesehen, die an den Tuchhändler Freimann in Zarin adressiert ist – da könnte etwas Brauchbares drin sein.«
Josef ging zu dem Stapel Holzkisten und fing an, die verblassten Frachtnotizen zu lesen. Er musste mehrere Kisten verschieben, bevor er die fand, die Eli suchte; aber als er sie öffnete, wurden sie nicht enttäuscht.
»Perfekt«, meinte Eli mit einem breiten Grinsen.
In der Kiste befand sich ein ordentlich gefalteter Stapel Brokatjacken, die offensichtlich für irgendeinen teuren Laden in Zarin bestimmt waren. Eli grub sich durch den Stoff und entschied sich schließlich für eine Jacke mit einem grellen rot-goldenen Pfauenmuster, das perfekt zur Perücke passte und Josef als zusätzlichen Bonus ein angewidertes Seufzen entriss. Unglücklicherweise war die einzige Jacke in der Kiste, die über Josefs breite Schultern passte, eine grüne Monstrosität aus Samt. Der Schwertkämpfer weigerte sich, sie anzuziehen, und entschied sich schließlich für ein dickes, schwarzes Hemd aus seinem eigenen Rucksack.
»Ich nehme an, das wird gehen.« Eli seufzte. »Achte nur darauf, grimmig dreinzuschauen; auf diese Weise wird dir niemand nah genug kommen, um die gestopften Löcher und die Blutflecken zu bemerken.«
»Ich wasche es durchaus«, sagte Josef. »Außerdem passt es mir besser als dem Kerl, dem ich es abgenommen habe.«
Eli warf ihm einen überraschten Blick zu. »Ich glaube nicht, dass ich noch mehr über deine spezielle Art des Einkaufs hören will.«
Josef zuckte nur mit den Schultern. »Es war ja nicht so, als hätte er es noch gebraucht.«
Eli beließ es dabei.
Letztendlich entschied sich Josef, nur die zwei Kurzschwerter mitzunehmen, die er an der Hüfte trug, und die Messer, die er in seiner Kleidung verstecken konnte. Er und Eli waren sich einig darin, dass es nur Ärger heraufbeschwören würde, mit Klingen übersät durch die Stadt zu wandern. Besonders, nachdem sie versuchten, unauffällig zu bleiben. Natürlich bedeutete das, dass Josef das Herz des Krieges zurücklassen musste, und das kostete Eli harte Überzeugungsarbeit.
»Ich verstehe nicht, warum das eine so große Sache ist«, meinte Eli. »Du benutzt das Herz doch sowieso nicht gern.«
»Darum geht es hier nicht«, antwortete Josef und verschränkte stur die Arme. »Es ist einfach dämlich, sich in eine unbekannte Situation zu begeben, in der sich bewaffnete Männer in einer Stadt sammeln, die wir bereits als Falle identifiziert haben, und dafür unsere beste Waffe zurückzulassen.«
»Komm schon«, flehte Eli. »Es ist inzwischen allgemein bekannt, dass wir zusammen durch die Welt ziehen. Dieses Ding auf dem Rücken zu tragen heißt quasi, ein riesiges Schild hochzuhalten: ›Hier Josef Liechten! Bitte erstechen!‹ Wenn du es mitnimmst, ergibt die gesamte Verkleidung keinen Sinn.«
Josef zog eine Grimasse. »Ich denke nicht …«
»Lass es einfach hier«, unterbrach ihn Eli. »Es ist ja nicht so, als könnte jemand es stehlen, nachdem du der Einzige bist, der das Herz hochheben kann. Außerdem« – Elis Stimme wurde so schmeichelnd wie warmer Honig – »bist du Josef Liechten, der beste Schwertkämpfer der Welt. Du kannst doch sicherlich auch ohne das Herz ein paar Bewaffnete besiegen.«
Josef warf ihm einen bissigen Blick zu. »Behandle mich nicht wie einen deiner idiotischen Geister.« Er zog die riesige schwarze Klinge von seinem Rücken und ließ sie fallen. Sie traf den Boden wie ein Meteor und grub sich mit der Spitze in den Holzboden. »Ich lasse das Herz hier, weil du mir gute Gründe genannt hast. Aber versuch nie wieder, mich zu beschwatzen, Monpress.«
»Begriffen«, sagte Eli leise, aber Josef ging bereits auf die Tür zu.
»Das hattest du verdient«, sagte Nico und erhob sich von der Kiste, auf der sie gesessen hatte.
»Danke«, gab Eli sarkastisch zurück, aber sein Herz war nicht dabei.
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