Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes
er sich mit der zögerlichen Ungeschicklichkeit eines Mannes bewegte, der diese Arbeit normalerweise nicht selbst verrichtete.
»Wo sind Eure Lehrlinge?«, fragte Eli und lehnte sich beiläufig an den blitzsauberen Tresen. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ihr diesen Laden allein führt.«
»Oh, nein«, sagte der Bäcker mit einem Lachen. »Aber Ihr wisst doch, wie Jungs sind. Sie sind auf den Platz gelaufen, sobald sie die Nachricht gehört hatten. Der Herzog hat den Wehrdienst ausgerufen, und zwar für alle, soweit ich gehört habe.« Er schnaubte, als er die Fruchttaschen aufreihte. »Ich bin nur dankbar, dass ich dank meines Ladens davon befreit bin, oder ich hätte mir auch mein Schwert schnappen müssen.«
»Wehrdienst?«, meinte Eli. »Warum? Wird Fron angegriffen?«
»Oh, nein.« Der Bäcker schüttelte den Kopf. »Wer würde Fron angreifen? Nein, Herr, es heißt, dass Eli Monpress letzte Nacht die Festung des Herzogs ausgeraubt hat.«
Die silbernen Münzen in Elis Hand lagen plötzlich still.
»Wirklich?«, meinte er fast zu beiläufig. »Woher wisst Ihr, dass es Monpress war? Haben sie ihn erwischt?«
»Nein«, erklärte der Bäcker, der gerade einen Brotlaib aus einer Kiste zog. »Bis jetzt gibt es keine offizielle Verlautbarung, aber wenn sie den Dieb gefangen hätten, würde Herzog Edward wahrscheinlich niemanden zu den Waffen rufen.« Er zwinkerte Eli zu. »Daher wissen wir, dass es Monpress war. Wer sonst wäre es wert, seinetwegen das gesamte Land zu bewaffnen?«
»In der Tat, wer sonst«, meinte Eli. »Aber wenn Monpress letzte Nacht in die Festung eingedrungen ist, sind seit dem Einbruch Stunden vergangen. Sollte der Dieb da nicht längst entkommen sein?«
»Ich kann mir nicht vorstellen, wie«, antwortete der Bäcker und packte Elis Waren in einen kleinen Bastkorb. »Der Herzog hat noch vor dem Morgengrauen die Tore schließen lassen. Sie sagen, dass Monpress sich in den Schatten bewegen und Wachen allein mit Blicken töten kann, aber das ist nichts als Unsinn. So hoch sein Kopfgeld auch ist, er ist nur ein Mensch, und kein Mensch hätte die Sicherheitsmaßnahmen des Herzogs durchdringen können.«
»Warum sagt Ihr das?«, fragte Josef, der den Bäcker von seinem Platz an der Wand finster anstarrte. »Der Dieb ist doch auch eingedrungen, oder?«
Der Bäcker zuckte zusammen und sah Eli an, als wartete er darauf, dass er seine Wache ermahnte. Aber Eli starrte nur konzentriert aus dem Fenster und studierte die Festung und die wachsende Menge. Als ihm klar wurde, dass er von dieser Seite keine Unterstützung erhoffen konnte, packte der Bäcker mürrisch die letzten Fruchttaschen in den Korb. Er musste einen Moment warten, bevor Eli seine Aufmerksamkeit wieder vom Fenster löste, aber die Silbermünzen, die Eli auf den Tresen warf, ließen ihn seine verletzten Gefühle schnell vergessen.
»Danke, Herr«, sagte der Bäcker und verbeugte sich elegant, während Eli mit Josef dicht auf den Fersen aus dem Laden rauschte.
Sobald er wieder auf der Straße stand, bog Eli scharf nach rechts ab. Zusammen duckten sie sich in eine schmale, aber erschreckend saubere Gasse. Nico wartete schon auf sie, und sobald sie nahe genug war, nahm sie sich ein Gebäckstück aus Elis Korb.
»Was ist los?«, fragte sie und biss eine Ecke der Blätterteigtasche ab.
»Jemand ist uns zuvorgekommen«, antwortete Josef und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Wand. »Und ich wüsste nur zu gerne, wer.«
»Ich habe so eine Ahnung«, meinte Eli vorsichtig und nahm sich ebenfalls ein Törtchen. »Aber um sicher zu sein, muss ich einen Blick auf den Tatort werfen.«
»Was?«, blaffte Josef. »Du meinst, in der Festung? Die Festung, die momentan von Bewaffneten nur so umzingelt ist?«
»Nun, von hier draußen kann ich es jedenfalls nicht sagen.«
Josef runzelte die Stirn. »Dir ist schon klar, dass das alles Teil der Falle sein könnte.«
»Was?«, fragte Eli mit vollem Mund. »Einen Einbruch vorspielen, damit ich komme und nachforsche? Das klingt ein wenig weit hergeholt. Sieh es mal so: Wir sind wegen einer Fenzetti-Klinge hier. Also, wenn wirklich ein anderer Dieb eingebrochen ist, dann hat er die Klinge entweder mitgenommen, oder er musste sie dalassen. So oder so müssen wir in diese Festung – entweder, um die Spur des Diebes aufzunehmen, oder, um uns die Klinge selbst zu holen. Meiner Meinung nach ist uns damit eine unglaubliche Gelegenheit in den Schoß gefallen. Sie kriegen gerade ihre Befehle,
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