Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes
aber in ein paar Minuten wird diese gesamte Soldatenversammlung anfangen, die Stadt nach Eli Monpress zu durchkämmen. Wenn wir in die Festung eindringen, halten wir uns am einzigen Ort auf, an dem sie nicht suchen werden. Kein Dieb, der gut genug ist, um in die Festung des Herzogs von Fron einzudringen, würde jemals an den Ort des Verbrechens zurückkehren. Wenn du es so betrachtest, ist die Festung für uns im Moment der sicherste Ort der Stadt.«
Josef musterte ihn lange, während er beiläufig immer wieder einen Dolch aus dem Ärmel gleiten ließ und wieder zurücksteckte. »Das klingt mir nach verdrehter Eli-Logik«, sagte er schließlich, »aber ich beiße an. Auf jeden Fall ist es um einiges interessanter, sich jetzt in die Festung zu schleichen, als sich bis Einbruch der Dunkelheit in einem Lagerhaus zu verstecken.«
»Ah«, meinte Eli und leckte sich den letzten Zuckerguss von den Fingern. »Aber das ist ja das Brillante an meinem Plan. Wir werden nicht schleichen. Sie werden uns ganz offiziell und legal hineinbringen.«
Josef zog eine Augenbraue hoch. »Wie willst du denn das schaffen?«
Eli lächelte nur und drückte ihm den Bastkorb in die Hände. »Iss einfach dein Frühstück. Ich muss ein wenig einkaufen. Bin in fünf Minuten zurück.«
Josef blieb kaum Zeit, den Korb zu packen, bevor Eli auch schon verschwunden war. Mit wehendem falschem Haar duckte er sich zurück auf die Straße, bevor er geschickt in der Menge verschwand. Für einen Moment stand Josef einfach mit dem Korb in den Händen da und starrte auf die Stelle, an der Eli verschwunden war, dann seufzte er und lehnte sich wieder gegen die Wand.
»Mit ihm ist es nie langweilig, oder?«, sagte er, fischte das Brot aus dem Korb und biss in den warmen, dunklen Laib.
Nico schüttelte den Kopf und nahm sich noch eine Fruchttasche.
Zehn Minuten später erschien Eli wieder in der Gasse. Er hielt einen kleinen Samtbeutel in der Hand und grinste unglaublich selbstzufrieden. Josef hörte auf, den leeren Brotkorb zwischen den Fingern zu drehen, und richtete sich auf. »Was hast du gekauft?«
»Schau es dir an«, erwiderte Eli. Er zog den Beutel auf und kippte den Inhalt in seine offene Handfläche. Zuerst erklang ein leises Klimpern, dann ergoss sich eine glitzernde Kaskade in Elis Hand. Es waren Ringe. Juwelenbesetzte Ringe in einem Regenbogen von Farben, alle in Goldfassungen verschiedener Dicke. Einige der Steine waren rund und glatt, andere waren scharfkantig geschliffen, sodass sie das Morgenlicht in glühenden Farben zurückwarfen. Nicht ein Einziger von ihnen war kleiner als Elis erstes Daumenglied. Kurz gesagt, es waren die geschmacklosesten, protzigsten Ringe, die Josef je gesehen hatte.
»Mächte, Eli«, meinte Josef und griff nach einem Stück, in das ein Rubin eingelassen war. Er war fast größer als der daran hängende Ring. »Ich hoffe nur, dass du sie gestohlen hast, denn man sollte kein gutes Geld für etwas so Hässliches ausgeben.«
»Oh, ich habe sie bezahlt«, antwortete Eli, während er sich die Ringe auf die Finger schob. »Aber keine Sorge, nicht viel. Sie bestehen aus Glas. Es sind Fälschungen. Ich habe sie auf dem Hinweg in einem der Ladenfenster gesehen. So ist mir die Idee gekommen, wie wir in die Festung kommen können. Schau.« Er hob seine nun geschmückten Hände hoch und bewegte seine Finger. »Erinnere ich dich an irgendwen?«
Er hatte die Ringe auf jeden Finger geschoben, sogar auf den Daumen. Am kleinen Finger der rechten Hand steckten tatsächlich zwei Ringe, beide mit kleinen Perlen besetzt. Sie sahen aus wie etwas, was man seiner verwöhnten Tochter mitbrachte. Aber er hatte recht, das Ergebnis wirkte irgendwie vertraut, und langsam fing Josef an zu verstehen.
Es schien eigentlich nicht möglich zu sein, aber Elis Grinsen wurde noch breiter. »Kommt jetzt«, sagte er und drehte sich um. »Das wird mehr Spaß machen als alles andere dieses Jahr.«
Josef trat hinter ihm aus der Gasse. Nico, die sich immer noch die klebrigen Finger leckte, folgte dem Schwertkämpfer auf dem Fuß.
Kapitel 12
G in machte seine Prahlerei wahr. Er rannte schnell wie der Wind, und seine langen Beine fraßen die Kilometer förmlich, als sie den direkten Weg liefen, mal auf der Straße, mal querfeldein. Die Dunkelheit behinderte seine orangefarbenen Augen nicht im Geringsten, und er hielt nur an, wenn Miranda ihn dazu zwang. Das tat sie nicht nur, um dem Hund eine Rast zu verschaffen, sondern auch, um selbst zu Atem zu
Weitere Kostenlose Bücher