Legenden d. Albae (epub)
widerstand dem Gift der Alchemikanten und vollbrachte eine Heldentat nach der anderen.
Raleeha atmete tief ein und aus, zog das Band von der Stirn und legte es nach alter Gewohnheit unter das Kissen.
Ungeduld breitete sich vor dem Schlafengehen in ihr aus. Es konnte ihr nicht schnell genug mit der Wiedererlangung ihrer Sehkraft gehen. Tarlesa hatte Hoffnung in ihr geweckt, nun musste daraus Wirklichkeit werden.
Unter allen Umständen.
Ishím Voróo (Jenseitiges Land), 4370. Teil der Unendlichkeit (5198. Sonnenzyklus), Spätsommer
Caphalor donnerte auf dem schwer gepanzerten Sardaî über die Ebene.
Es war höchste Zeit, dass ich mich auf meine Mission begebe. Tarlesas Kenntnisse und ihre Heilkunst gaben mir ein zweites Leben, und das werde ich nutzen.
Es war Irrsinn anzunehmen, dass er bei seinem halsbrecherischen Ritt auf Sinthoras oder seinen Leichnam treffen würde.
Schloss er von der Wirkungsweise des Gifts von sich auf den Zustand des anderen Albs, müsste dieser tot im Gras oder wo auch immer liegen.
Sein Tod ist gewiss.
Also war es nun an ihm, den Pakt mit dem Dämon einzugehen und ihn als Verbündeten zu gewinnen. Er wäre derjenige, der als Held ins Sternenreich zurückkehrte, auch wenn er noch immer der festen Überzeugung war, dass der Krieg gegen Tark Draan in Wahrheit kein Einfall der Unauslöschlichen war.
Die
Kometen
haben auf sie eingewirkt. Die Herrscher beugen sich dem politischen Druck und dem Einfluss der Mächtigen.
Das hätte Caphalor niemals für möglich gehalten.
Womöglich kann ich als
Gestirn
durch meinen Triumph die Sache zum Besseren wenden.
Raleeha hatte er zu Hause gelassen. Sie wäre hinderlich, einmal durch ihre Blindheit und dann durch das langsamere Pferd, das sie nehmen müsste. Die Sklavin lebte verborgen in seinem Haus, erledigte niedere Dienste und wartete darauf, dass ihr Gebieter zurückkehrte. Ihr alter Gebieter.
Du weißt, warum du sie wirklich zurückgelassen hast.
Caphalor spielte mit dem Gedanken, sie Sinthoras wieder zurückzuschenken.
Sie ist nicht gut für mich.
Er hasste es, sich eingestehen zu müssen, dass er etwas für sie empfand. Noch hatte er nicht ergründet, welche Gefühle ihn peinigten. Doch sie löste etwas in ihm aus, das normalerweise nur seine Gefährtin durfte.
Unter anderen Umständen – wäre Raleeha eine Albin gewesen – hätte er sich möglicherweise von Enoïla losgesagt und einen neuen Anfang mit ihr gewagt.
Doch eine Sklavin
? Eine Barbarin, die sich weder mit der Grazie noch mit dem Aussehen noch mit der Lebenszeit meines Volkes messen darf
? Niemals.
Und dennoch schien er zumindest einen großen Teil seines Herzens an sie verloren zu haben. Sie hatte im Verlauf der Reise enorm an Gewicht verloren, sodass ihre Statur von der einer Albin nicht zu unterscheiden war.
Dazu noch ihr ansprechendes Gesicht
…
Caphalor zwang seine Aufmerksamkeit auf die Straße zurück.
Ich muss Raleeha unter allen Umständen weggeben. Weit weg
. Sie hatte auf der Stelle aus seinem Verstand zu weichen, wenn er seinen zweiten Versuch, ohne Schmach und Schande zurückzukehren, überleben wollte.
Sie ist ein Mensch und damit höchstens Mittelmaß in allem, was sie anpackt. Vergeude deine Zeit nicht mit Mittelmaß,
sagte er sich und sperrte die Gedanken weg.
Genau rechtzeitig: Vor ihm tauchte die bunte Palisadengrenze der Fflecx auf.
Dieses Mal gab es eine Überraschung für die gnomartigen Widerlinge.
Caphalor brachte den Nachtmahr zum Stehen, öffnete den Behälter mit den Brandpfeilen und entzündete den Docht am Bogen, unmittelbar über dem Griff. Die glimmende Spitze würde den getränkten Stoff der Geschosse berühren und in Flammen setzen, sobald er den Bogen ganz gespannt hatte. Dreißig Pfeile hatte er mitgenommen, die Hälfte von ihnen besaß faustgroße Behältnisse aus dünnen Tierblasen, in denen sich Petroleum befand; beim Aufprall würden sie platzen.
»Hier kommen meine Grüße an euch.« Caphalor schoss den ersten der präparierten Pfeile gegen die Holzwand. Die Fflecx würden von seinen Vorbereitungen mit etwas Glück nichts merken. Erst wenn die Lohen emporzuckten. Doch dann wäre es zuspät.
Seelenruhig sandte er die Pfeile hinüber, platschend ergoss sich die Flüssigkeit auf das Holz.
Nach dem zehnten Schuss öffnete sich eine Klappe. Eine Wache schien die ungewohnten Geräusche vernommen zu haben.
Du musst nicht länger in deiner Hässlichkeit umherlaufen.
Caphalor tötete den Wächter mit einem gewöhnlichen
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