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Legenden d. Albae (epub)

Legenden d. Albae (epub)

Titel: Legenden d. Albae (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Sklavin. Demnach war es deine Pflicht. Aber abseits von den Augen und Ohren meines Volkes, in Ishím Voróo, allein   …« Sie räusperte sich. »Was ich damit sagen möchte: Du hättest meinen Vater ebenso sterben lassen können. Oder ihn töten. Ohne eine Strafe fürchten zu müssen. Und danach hätte dir die Flucht offen gestanden.«
    »Nein, Herrin. Solche Gedanken sind mir fremd. Ich diene Eurem Volk gern. Und ich lerne viel von Eurem Volk.«
    »Du dientest
Sinthoras
gern, der dich verschenkte, wie mein Vater mir sagte«, widersprach die Albin. »Seit deiner Flucht hat sich herumgesprochen, dass du dich damals freiwillig in seine Hand begeben hast. Er blendete dich, und dennoch tatest du alles, was er dir auftrug?«
    »Ja, Herrin.«
    »Du verspürst keinen Hass?«
    »Nein, Herrin.« Sie fand, dass sie nicht log. Es war kein Hass, den sie empfunden hatte, sondern eine tiefe Enttäuschung, die nach der Wut gekommen war.
    »Keinen Stolz, der dir einflüstert, dich an ihm zu rächen? Essoll eine Kleinigkeit gewesen sein, wegen der er dir das Augenlicht raubte.«
    Raleeha wusste nicht, wohin diese Unterredung führen sollte. Wurde sie gerade ausgehorcht? Weswegen? Sie schwieg verunsichert.
    Tarlesa lachte leise. »Du bist die perfekte Sklavin, Raleeha. Nicht aufsässig, stets zu Diensten und immer freundlich. Unter uns: Das macht dich für mich zumindest sehr verdächtig.«
    »Herrin!«, begehrte sie auf und war ehrlich entsetzt.
    »Keine Sorge, Sklavin. Du bist vor mir sicher. Aber solange du in diesem Haus lebst, werde ich jeden deiner Schritte und jede deiner Taten überwachen lassen.« Tarlesa war mit ihr Treppen nach oben gelaufen, hatte zwei Räume durchquert, dann roch es plötzlich nach Alkohol. »Dahin.« Raleeha wurde zu einer Liege geführt, gehorsam legte sie sich darauf. »Lass mich sehen, was dein alter Gebieter mit deinen Augen getan hat.«
    Raleeha streifte das schwarze Spitzenband hoch auf die Stirn. Deutlich fühlte sie die Luft in den Augenhöhlen. Gleich danach wurde ihr Gesicht abgetastet, kundige Finger strichen über die Züge, das Jochbein und näherten sich den leeren Stellen.
    Raleeha atmete unwillkürlich schneller, tiefer.
Was tut sie da
?
    Neben ihr klapperte es metallisch, dann strichen spitze Gegenstände an den Höhlenrändern entlang, die Lider wurden zurückgezogen und festgehalten.
    »Ah ja«, machte Tarlesa abwesend, und es klang, als lächele sie dabei. »Er zerstach die Augäpfel. Sehr genaue Stiche, nur so tief wie nötig. Danach hat dich jemand mit einem Mittel behandelt, das die Augen austrocknen sollte.«
    »Hat es das nicht, Herrin?« Raleeha hatte schreckliche Angst. Ihre Vorstellungsgabe ließ sie sehen, wie Tarlesa über ihr gebeugt stand, mit dünnen Nadeln hantierend. Ein Ausrutscher, eine zu gewagte Bewegung, und die Spitze würde bis in ihr Gehirn dringen und   … Sie zwang sich, an andere Dinge zu denken.An schönere Dinge.
    »Bei deinem linken Auge ja. Das rechte enthält noch etwas Flüssigkeit.« Die Albin schien neue Instrumente zur Hand zu nehmen. »Vielleicht kann ich daraus etwas machen. Das andere ist verloren.«
    »Was meint Ihr damit, Herrin?«
    »Du sagtest, dass du viel von meinem Volk lernst. So möchte ich dir die Gelegenheit geben, am eigenen Leib zu lernen. Ich will dir nichts versprechen, was ich nicht halten kann. Aber es gibt ein Destillat aus verschiedenen Kräutern und Essenzen, das sehr stark ist und zu töten vermag, wenn es falsch angewandt wird«, sagte Tarlesa abwesend, und es klickte wieder metallisch. »Diese Tinktur ist in der Lage, abgestorbenes Gewebe zu beleben und zum Wachsen anzuregen.«
    Raleeha verstand vage, was die Albin sagte. »Herrin, Ihr meint   …«
    »Ganz recht. Diese Tinktur ist möglicherweise in der Lage, dir dein rechtes Auge wiederzugeben.«
    Raleeha gab sich Mühe, nicht vor Freude zu klatschen und laut zu lachen. Sie würde wieder malen und zeichnen können, was sie sah, und nicht, was sie sich aus ihren Erinnerungen nehmen und auf Blätter kratzen musste!
Und ich kann Sinthoras wieder sehen, von seiner Kunst lernen.
»Was müsste ich tun, um   …«
    Tarlesa lachte auf. »Oh, du müsstest nur sagen, dass du es willst. Ich frage normalerweise keine Sklavin, ob sie etwas will oder nicht, sondern tue mit ihr, was mir gefällt. Aber da du meinen Vater gerettet hast, sollst du selbst über dein Schicksal entscheiden, Raleeha. Über das Experiment an dir. Denn an deinem Auge wurde diese Tinktur niemals

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