Legenden der Traumzeit Roman
sich den laut protestierenden Iren anzuschließen, die sich standhaft weigerten zu zahlen. Noch mehr Polizisten trafen ein, das Gesetz gegen Aufruhr wurde verlesen. Nur wenige zerstreuten sich, woraufhin die berittene Polizei mit gezücktem Säbel auf die unbewaffneten Goldgräber losging. Schüsse fielen, zwei Männer erlitten kleinere Verletzungen, und acht Goldsucher wurden festgenommen.
»Verdammt«, knurrte Howard und schlug mit dem Hut an seinen Schenkel. »Uns wird nie Gerechtigkeit widerfahren.«
»Wird höchste Zeit, dass wir uns zur Wehr setzen«, blaffte James.
Hina schwieg, als alle um James herum zu murren begannen. Allem Anschein nach war die Zeit des Redens vorbei. Die Goldgräber legten ihr Werkzeug nieder und strömten nach Bakery Hill, das zum Mittelpunkt ihrer Auseinandersetzung geworden war. Hina war wütend wie alle anderen über das fortgesetzte Unrecht, denn allein aufgrund seines fremden Äußeren wurde er ständig zur Zielscheibe der Rotten. Ohne an die Folgen zu denken, folgte Hina ihnen.
Etwa tausend Männer hörten zu, als Lalor allen, die keineFeuerwaffen bei sich trugen, befahl, Piken anzufertigen, denn sie hatten nur Spitzhacken und Schaufeln, um sich und das weniger exponierte Gelände um die Gold Fields von Eureka zu verteidigen, sollte das Militär angreifen.
»Ich kann nicht sagen, dass mir der Anblick hier gefällt«, sagte Howard, der sein Gewehr ölte und das Visier prüfte, »aber vermutlich bleibt uns nichts anderes übrig.«
»Wenn Hotham nur ein bisschen gesunden Menschenverstand zeigen würde, wären wir nicht in dieser Lage«, erwiderte Hina. »Sind die zu arrogant, um zu begreifen, dass wir uns nicht schikanieren lassen?«
Howard schnaubte. »Gesunder Menschenverstand und Politik sind keine guten Bettgenossen – waren sie noch nie. Und Hothams Arroganz ist angeboren, wie bei allen Engländern.«
Hina nickte. Er hatte diesen Hochmut in Tahiti erlebt, wo die Missionare und Beamten anscheinend der Meinung waren, ihre Gesetze und Bräuche seien unumstößlich. »Mein Volk hat unter solchen Männern gelitten«, murmelte er und schliff das Jagdmesser, »und es wird Zeit, dass man ihnen eine Lektion erteilt.«
»Das kommt der Sache schon näher«, sagte James und klopfte ihm auf den Rücken. »Ein Mann deiner Größe würde Hackfleisch aus ihnen machen.«
Hina fuhr fort, die Klinge zu schärfen, während seine Gedanken wirr durcheinanderwirbelten. Er verabscheute Gewalt, und trotz seines Hasses auf die Regulierungsbehörde bezweifelte er, dass er das Messer jemals aus Wut benutzen könnte. Doch allein die Tatsache, dass er Lalor folgte, stellte ihn in die Mitte dieses Aufstands und gefährdete dadurch seine Freiheit. Der Gedanke, eingekerkert zu werden, ließ ihn schaudern. Er hatte Geschichten gehört, denen zufolge drei Männer sich eine verseuchte Decke teilen und kochende Hitze in einer Blechhütte ohne Fenster erdulden mussten, und er wusste, dass er das niemals überleben würde. Er hörte zu, wenn andere aufgeregt von Vergeltung undKampf sprachen, und fragte sich, ob sie ebenso wie er an der Klugheit dieses ungleichen Kampfes zweifelten. Sie mochten den Truppen und der Polizei zwar zahlenmäßig überlegen sein und das Recht auf ihrer Seite haben, doch sie waren nur schlecht bewaffnet und nicht ausgebildet.
Lalor kehrte kurz darauf zurück und befahl ihnen, eine Barrikade vor den Goldminen zu errichten. Die Goldsucher, die bestrebt waren, sich zu beschäftigen, bauten eine primitive Befestigung aus Holzplanken, die von Erdreich und Steinen gestützt wurden. Hinter dieser Barrikade befand sich etwa ein Morgen Land, auf dem ein paar Zelte und ein kleiner Laden im Herzen der Gold Fields von Eureka standen; sie führte auf einer leichten Schräge neben der Melbourne Road entlang, keine zweihundert Meter von den Ruinen des Hotels Eureka entfernt.
»Geht mit mir zurück nach Bakery Hill, und wir sammeln noch mehr Freiwillige, die uns bei der Verteidigung unserer Sache helfen!«, rief Lalor, als die Arbeit getan war.
Hina und Howard tauschten Blicke. Sie hatten das aufwieglerische Gerede allmählich satt und sahen darin keinen Sinn mehr.
»Kommt!«, drängte James. »Wir haben geschworen zusammenzuhalten, und Lalor braucht unsere Hilfe.«
Die Sonne ging unter, als Das Kreuz des Südens auf Bakery Hill wieder gehisst wurde. Lalor, das Gewehr in der Hand, stieg auf einen Baumstumpf und bat alle zu gehen, die nicht bereit waren, den Fahneneid zu leisten. Hina war
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