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Legenden der Traumzeit Roman

Legenden der Traumzeit Roman

Titel: Legenden der Traumzeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Barrikaden gesehen zu haben.
    »Carboni ist hier, aber was ist mit Lalor und den anderen Anführern?«
    »Auf deren Köpfe ist eine Belohnung ausgesetzt. Lalor hat sich eine Musketenkugel und zwei Geschosse in der Schulter eingefangen. Sein Arm wurde zertrümmert, aber er hat sich geweigert wegzulaufen, obwohl er es uns befohlen hat. Er hat viel Blut verloren. Wir haben ihn in einem Holzstoß versteckt. Freunde werden ihn herausschmuggeln, wenn es sicher ist, aber er braucht dringend medizinische Versorgung, sonst wird er sterben.«
    Die Einzelgespräche rings um ihn herum verdeutlichten Hina das Gemetzel. Man erzählte sich von Soldaten, die Verletzte und Sterbende mit dem Bajonett niedergestochen, von Polizisten, die Unbewaffnete erschossen und Zelte in Brand gesteckt hatten, in denen sich noch Frauen und Kinder aufhielten. Dennoch hörte er auch von Heldentaten, von Goldgräbern, die sich, nur mit schwachen Piken bewaffnet, dem Ansturm aus Kugeln und Säbeln entgegengestellt hatten, während zwei Drittel von ihnen abgeschlachtet wurden.
    Trotz des Fröstelns, das ihn bei diesen Geschichten überfiel, glaubte Hina zu ersticken, als es dunkel wurde. Die Hitze im Gefängnis wurde durch die Zahl der dicht gedrängten Körper noch verstärkt. Er stand kurz davor, den Verstand zu verlieren, denn die Bilder des Gemetzels ließen ihn nicht los, und der verzweifelte Wunsch nach Platz, Licht und Luft war überwältigend.
    Er hatte jegliches Zeitgefühl verloren, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde und man ihnen befahl, den Raum zu verlassen. Er atmete tief durch und versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen, während man sie durch die sternenhelle Nacht in ein benachbartes Lagerhaus brachte. Es war groß, sauber und kühl, und Hina sank ins Stroh, den Tränen nahe vor Erleichterung.
    Kurz vor zehn Uhr am Morgen ging die Tür wieder auf. In der Nacht hatte es weder etwas zu essen noch zu trinken gegeben, und Carboni tobte inzwischen im Delirium. Rede ließ ihn in die Krankenstation des Lagers bringen. Dann sollten sich die Gefangenen aufreihen.
    Man zählte durch und nahm die Namen auf. In der Nacht waren Gerüchte in Umlauf gewesen, das Militär hebe innerhalb des Lagers eine große Grube aus, und nachdem sie die Grausamkeiten am Tag zuvor erlebt hatten, schlossen die Gefangenen daraus, dass sie lebendig begraben werden sollten.
    Hina brach der Schweiß aus, als die Soldaten und Polizisten dienstbeflissen an den Reihen entlangmarschierten. Eine Nachtim Gefängnis war schlimm genug gewesen, aber inzwischen war Anklage wegen Verrats ergangen, und mehrere Männer wurden aus der Gruppe gezerrt – alle mit ausländischem Namen. Im Gefängnis zu sterben war schlimm genug, doch lebendig begraben zu werden … Er fuhr zusammen, als eine grobe Hand ihn in die Mitte der Lichtung riss.
    »Der Mann war nicht hinter den Barrikaden. Er war auf der Melbourne Road, ein gutes Stück von Eureka entfernt, und ist des Verrats nicht schuldig.«
    Hina erkannte, dass es einer von McGills Männern war, der gesprochen hatte, und er wurde vor Erleichterung ganz schwach. Der Polizist schloss die Fußfesseln auf, sagte ihm, er solle eine Strafe von dreißig Schilling bezahlen und sich trollen. Hina schenkte dem Amerikaner ein dankbares Lächeln, überreichte das Geld und rannte den Berg hinab zum Hotel London , das in eine Krankenstation verwandelt worden war.
    Mitten im Chaos stieß Hina endlich auf Howard. Er lag auf einem schmalen Eisenbett, Schulter und Brust dick verbunden. Auch um den Kopf trug er einen Verband, und eine Blutspur auf seiner bleichen Wange war geronnen. »Wie geht es ihm?«, fragte er einen vorbeikommenden Arzt.
    »Er ist bewusstlos«, erwiderte der gehetzte Mann. »Die Bajonettwunden dürften verheilen, doch die Kopfwunde ist ernster. Ich musste die Kugel herausschneiden, was auch ganz gut ging, aber wenn er nicht bald aufwacht, fürchte ich, dass wir ihn trotzdem verlieren.«
    Hina erkundigte sich nach James.
    »Ich habe ihn nicht behandelt«, antwortete der Mann, »aber viele sind auch gestorben und mussten aufgrund der Hitze noch am selben Tag beerdigt werden. Außerhalb von Eureka ist ein Massengrab. Vielleicht finden Sie seinen Namen dort auf einer Gedenktafel.«
    Beim Anblick der aufgereihten Betten und der geplagtenMänner und Frauen, die sich um die Verwundeten kümmerten, fragte Hina: »Kann ich irgendwie helfen?«
    Müde schüttelte der Arzt den Kopf. »Den meisten dieser armen Seelen kann auf Erden nicht mehr

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