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Legenden der Traumzeit Roman

Legenden der Traumzeit Roman

Titel: Legenden der Traumzeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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sonst an erster Stelle rangierte, war das Gefühl weit verbreitet, dass Gerechtigkeit obsiegen müsse, wenn die Goldbergwerke nicht in Anarchie verfallen sollten.
    »Wenn wir es da machen, wo Scobie umgebracht wurde, fordern wir Unannehmlichkeiten heraus«, sagte Howard in seinem schleppenden Tonfall. »Bentley hat mit Sicherheit Leute von Polizei und Armee, die ihn beschützen, und ich wette, es kommt zu Gewalttätigkeiten, bevor der Tag zu Ende geht.«
    »Dann müssen wir darauf vorbereitet sein, wenn wir hingehen.« James nahm eine Schaufel und wog sie in der Hand.
    »Wir wollen nur hoffen, dass unsere Stimmen gehört werden«, sagte Hina, »und dass Gerechtigkeit ausgeübt wird, ohne auf Gewalt zurückzugreifen.«
    James setzte sich den Hut auf und verließ das Zelt, bereit zum Kampf.
    »Wir fangen ihn lieber ein, bevor er im Knast landet«, knurrte Howard.
    Hina betrachtete verwundert die Versammlung, die sich um das Hotel Eureka scharte. Es waren bestimmt zehntausend Menschen, die in der Hitze standen und dem Anführer der Goldgräber, Hugh Meikle, zuhörten. Er vermutete, dass viele zur Unterstützung aus den Nachbarstädten Bendigo und Castlemaine gekommen waren.
    »Regierungskommissar Rede rechnet wohl nicht mit Schwierigkeiten«, murmelte Howard. »Er hat nur den zuständigen Friedensrichter geschickt, und Inspektor Evans hat nicht mal ein Dutzend Männer mitgebracht.«
    Hina war ein wenig erleichtert, doch mit Hitzköpfen wie James in der Menge war nicht vorauszusehen, was passieren könnte. Langsam schob er sich durch die Menge, während die Reden weitergingen. Von seinem Aussichtspunkt am Rande bemerkte er, dass etwa dreißig weitere, mit Stöcken bewaffnete Polizisten eintrafen. Rasch betraten sie das Hotel Eureka  – zweifellos, um den Besitzer zu beschützen, sollten Unruhen ausbrechen, denn von Bentley sah Hina keine Spur.
    Es war kurz vor Mittag und die Hitze erstickend, aber die Versammlung wurde fortgeführt. Ein unzufriedenes Raunen lief durch die Menge, da scheinbar nichts dabei herauskommen würde und man einen halben Arbeitstag verloren hatte. Vor den Gebäuden neben dem Hotel Eureka suchte man Schatten, und trockene Kehlen wurden mit Ale befeuchtet.
    Hina warf einen Blick auf die Vorratslager und die Kegelbahn, die an der Seite des Hotels entlanglief. Der Besitzer der Bahn, ein Amerikaner aus Boston, betrachtete ängstlich die wütenden Goldgräber, die Evans und seiner berittenen Polizei auf ihrem Weg zum Hotel folgten. Seine Angst ist berechtigt, dachte Hina, denn die Gebäude sind aus Holz, die Kegelbahn hauptsächlich aus Segeltuch. Es ist nicht viel nötig, um alles niederzubrennen.
    »Bringt Bentley raus!«, rief die Menge. »Zeig dich, Bentley, oder wir kommen rein und holen dich!«
    Hina sah Bentley aus der Hintertür des Hotels schleichen und rasch auf ein Polizeipferd steigen. Bevor die Menge reagieren konnte, war er in Richtung Armeelager geflohen.
    »Feiger Schuft!«
    »Mörder!«
    Ein Goldgräber trommelte mit der Faust auf das Hotel ein. »Ich schlage vor, das Haus gehört uns, den Diggern.«
    Angeheizt durch Wut, Aufregung und Alkohol, brüllte die Menge zustimmend. Ein Stein flog, dann noch einer, der eine Außenlampe zertrümmerte. Weitere Steine folgten, Fensterscheiben zersplitterten, Holzbretter wurden aus Wänden gerissen. Hina und mehrere Gleichgesinnte baten flehentlich um Zurückhaltung, doch die Goldgräber waren auf Zerstörung aus und ließen sich nicht umstimmen.
    Hina war nicht sicher, was er tun sollte. Er hatte James aus den Augen verloren und nahm an, dass er unter den Randalierern war, aber er war nicht bereit, seine Freiheit zu riskieren und ihn herauszuholen.
    Weitere Soldaten trafen ein, und Regierungskommissar Rede eilte aus der Polizeiwache in der Nähe herbei, um ihnen zu befehlen, das Hotel zu beschützen. Er stellte sich auf ein Fensterbrett, um zu den Goldgräbern zu sprechen, doch seine Bitten um Ruhe wurden niedergebrüllt. Er wandte sich an Green, den Friedensrichter, und rief: »Verlesen Sie das Gesetz gegen Aufruhr, Mann, bevor wir abgeschlachtet werden!«
    Green schüttelte den Kopf und zog sich zurück. Vielleicht hatte er erkannt, dass wütende, bedrängte Minenarbeiter sich nicht durch das Verlesen eines Papiers bezwingen ließen.
    Hina zog sich noch weiter in den Hintergrund zurück. Daher sah er nicht, wie das Feuer ausbrach, doch als er über die Köpfe hinwegschaute, stand die Kegelbahn des Amerikaners bereits in hellen Flammen. Da der

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