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Legenden der Traumzeit Roman

Legenden der Traumzeit Roman

Titel: Legenden der Traumzeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Geld aufnehmen musst?«
    »Mir war nicht klar, dass du ein Finanzgenie bist, Harry«, sagte er mit einer gewissen Schroffheit. »Seit wann verstehst du etwas vom Soll und Haben der Hauptbücher?«
    »Seit ich wohl oder übel das Anwesen in Cornwall übernehmen musste«, versetzte er bissig. »Halte mich nicht zum Narren, Oliver, ich kenne mich mit Mathematik aus.«
    »Dann wird dir bekannt sein, dass es töricht ist, eigenes Geldaufs Spiel zu setzen«, entgegnete sein Bruder. »Viel besser fährt man, wenn man andere überredet, ihr Kapital einzusetzen – der Profit ist dann vielleicht kleiner, andererseits aber auch der Verlust, wenn alles in die Brüche geht. Deshalb arbeiten wir zu viert an diesem speziellen Plan.«
    »Und wenn Niall mit an Bord kommt, dann sind es fünf?«
    »Genau«, blaffte Oliver. »So, wenn du dann fertig bist mit deinen Fragen, dann müssen wir weiter.«
    Harry ging neben ihm her, seine Gedanken überschlugen sich. Oliver verschwieg ihm etwas, das sah er ihm immer an – dann liefen seine Ohren rosa an, und er mied den Blickkontakt. Konnte es sein, dass das Drum und Dran des Wohlstands nur Schall und Rauch war? Wenn ja, dann wäre ein weiteres Wagnis äußerst töricht.
    Er musterte Oliver, als sie sich dem Friedhof an der Devonshire Street näherten, und eine leise Ahnung überkam ihn beim Anblick der geröteten Wangen und des hängenden Kiefers. Anscheinend hatte Oliver die schlimmsten Züge ihres Vaters geerbt, denn er trank nicht nur zu viel, er spielte mit dem Vermögen seiner Familie – und sie wussten beide, wohin das führen konnte.
    Cleveland Fields, Sydney, am selben Tag
    Der Mann, der sie erwartete, hatte nur wenig Ähnlichkeit mit dem, an den Harry sich erinnerte. Verschwunden waren die spindeldürre Figur, die schäbige Kleidung und das ungepflegte Haar des unreifen Jungen, den er bei der Hochzeit seiner Mutter kennengelernt hatte. Als Niall auf sie zukam, erkannte Harry, wie viel der Ire seitdem erreicht hatte.
    Niall hatte sich in einen stämmigen, aufrechten Mann um die sechzig verwandelt, mit dichtem weißem Haar, einem gepflegten Schnurr- und einem Spitzbart. Hose und Gehrock waren ausfeinstem Stoff und von bestem Schnitt, und sein Zylinder war so gebürstet, dass er glänzte. Seine Augen waren sehr blau, und sein direkter Blick zeugte von einer Zuversicht, die nur mit Erfolg einherging.
    Man stellte sich einander vor, und Harry gefiel der feste Händedruck. »Es ist meine Schuld, dass wir zu spät kommen«, sagte er, denn ihm war aufgefallen, dass Niall auf seine Taschenuhr schaute.
    »Macht nichts, macht nichts«, murmelte Niall, dessen irischer Akzent nach all den Jahren noch deutlich zu hören war. »Aber ich muss bald woanders hin.«
    Oliver nahm den Iren am Arm und führte ihn zum Rand einer gerodeten Fläche. »Vermutlich haben Sie sich gefragt, warum ich Sie an diesen Ort gebeten habe«, dröhnte er. Er wartete nicht auf eine Antwort. »Vor Ihnen sehen Sie eine Möglichkeit, den Charakter von Sydney Town für immer zu verändern. Sehen Sie sich diese Felder an, ideal gelegen, direkt außerhalb des Stadtzentrums, Devonshire Street liegt im Norden, und da drüben« – er zeigte auf ein paar Bäume – »ist Parramatta.«
    »Ich habe lange genug in Parramatta gelebt, um mich dort auszukennen, und ich denke, Sie sollten wissen, dass –«
    »Natürlich, natürlich, mein Lieber«, unterbrach Oliver ihn. »Sie mussten entweder in die Stadt reiten oder sind mit einem Karren dorthin gefahren, was nicht gerade die bequemste Art der Fortbewegung ist. Was würden Sie sagen, wenn Sie stilgerecht transportiert würden, wenn Sie sich gemütlich zurücklehnen und die Welt an Ihnen vorbeiziehen lassen könnten?«
    »Ich würde sagen, dass ich schon –«
    Oliver ließ ihn wieder nicht ausreden. »Ich weiß, dass Sie Kutschen herstellen. Sie sind das beste Transportmittel, das man derzeit in Sydney Town kaufen kann, und ein ausgezeichnetes Beispiel für Ihre Handwerkskunst.« Er beugte sich näher zu Niall und senkte verschwörerisch die Stimme. »Aber die Dampfmaschine kommt, Mr. Logan, und mit ihr die Gelegenheit für einen Mann wie Sie, Geschichte zu schreiben.«
    Harry bemerkte Belustigung im Gesicht von Niall Logan, der den Versuch aufgab, zu Wort zu kommen. Er stützte sich auf seinen Stock mit Elfenbeingriff, während Oliver mit geschwellter Brust die Vorzüge der Dampfmaschine rühmte. Offensichtlich teilte der Ire Harrys Ansicht, dass Olivers Verkaufsmasche ans

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