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Legenden der Traumzeit Roman

Legenden der Traumzeit Roman

Titel: Legenden der Traumzeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Atem ringend. »Niall mag zwar früher ein Sträfling gewesen sein, doch diese Kolonie würde zugrunde gehen, gäbe es nicht Männer wie ihn. Er hat einen gerissenen Verstand und ein gutes Gespür für Geschäfte. Du willst doch nicht auf Amelias Geschwätz über die illustre Gesellschaft und den Sträflingsmakel hören – das ist der reine Snobismus.«
    Harry war bestürzt über die Schärfe seines Bruders. »Nur ruhig Blut, Ollie, das war nur ein Scherz!«
    »Hm.« Oliver war kaum besänftigt, ging aber weiter. »Ich gebe zu, es ist ziemlich ärgerlich, einen Sträfling in der Familie zu haben – auch wenn es eine dünne Verbindung ist –, und dass andere zuweilen die Nase rümpfen, wenn man mit Männern wie Niall Geschäfte macht, doch man muss ihn einfach bewundern. Er hat sein Geld mit harter Arbeit und einem Auge für günstige Gelegenheiten verdient. Seine Schmiede beschäftigt mindestens acht Männer, er besitzt Hunderte Morgen Weideland außerhalb der Stadt, und er hat sein Geschäft ausgeweitet, um den steigenden Bedarf an Kutschen und Wagen zu bewältigen. Ich hoffe nur, er ist damit einverstanden, sich dem Konsortium anzuschließen und in unser Projekt zu investieren, und ich fände es gut, wenn du das Thema Sträflinge aus unserer Unterhaltung herauslassen würdest.«
    »Um welches Projekt handelt es sich denn? Und warumbrauchst du Investitionen von außen? Ich dachte, du wärst wohlhabend genug.«
    Oliver blieb erneut stehen und tupfte sich die Stirn ab, sein Atem kam in flachen Stößen. »Wohlstand im Auge des Betrachters, Harry. Du siehst das schöne Haus, die Dienerschaft, die Pferde und Kutschen und den Flitterkram, auf dem Amelia besteht – das alles kostet Geld, und so schnell, wie ich es einnehme, gibt Amelia es wieder aus.«
    »Was ist denn mit den Beteiligungen am Walfang, dem Import und dem Großhandel, den George aufgebaut hat? Mein Anteil an den Dividenden ist ordentlich, aber deiner sollte dir erlauben, viele Jahre lang in Frieden zu leben.«
    »Das wäre auch so, wenn ich mir nicht Gedanken über Fredericks Schulbildung machen müsste, Gertrude nicht bezahlen und Amelias Schwester nicht unterhalten müsste. Hinzu kommt, dass die Banken halsabschneiderische Zinsen auf meine Kredite verlangen.«
    »Warum zahlst du Unterhalt für Amelias Schwester? Ist das nicht eigentlich die Pflicht ihres Mannes?«
    »Hat sich als unzuverlässig erwiesen«, murmelte Oliver und trank einen Schluck aus dem Silberflakon, den er in seiner Tasche verborgen hatte. »Hat Schulden gemacht und statt sich Arbeit zu suchen, ist er auf Nimmerwiedersehen nach Adelaide verschwunden. Nur gut, dass wir ihn los sind, sage ich. Der Mann war ein Taugenichts.«
    »Da komme ich nicht ganz mit, Oliver. Wo um alles in der Welt ist Adelaide?«
    »Nordwestlich von Melbourne. Eine der neuen Kolonien«, erklärte Oliver. Er musste Harrys Stirnrunzeln bemerkt haben, denn er fuhr fort: »Melbourne erhielt seinen Namen 1837; dir wird es noch als Port Philip in Erinnerung sein. Perth an der Westküste wurde 1829 gegründet, Südaustralien 1834, dann Adelaide 1836.« Er nahm noch einen Schluck und steckte den Flakon wieder in die Tasche. »In den vergangenen drei Jahrzehnten hat sich alles erheblich verändert; es überrascht mich nicht, dass du verwirrt bist. Man hat sogar von Autonomie gesprochen, der ich von Herzen zustimme, aber ich bezweifle, dass wir sie bekommen. Königin Victoria scheint fest entschlossen, uns an ihr Parlament in London zu binden.«
    Die Geschichtsstunde war schön und gut, doch Harry hatte dringlichere Sorgen. »Ich verstehe immer noch nicht, warum du Amelias Schwester Unterhalt zahlst. Ich dachte, ihre Familie hätte Geld.«
    »Das hatte sie auch, aber in der Rezession von 1842 ging alles flöten. Sie verloren ihr Land und ihren gesamten Viehbestand, packten und gingen zurück nach England, um sich mit seiner Pension aus der Armee in einem düsteren Londoner Vorort über Wasser zu halten.«
    Harry fand es noch immer schwer, alles zu verdauen, was er gehört hatte, und als Oliver sich erneut in Bewegung setzte, hielt er ihn am Arm zurück. »Warum leihst du dir Geld bei den Banken, wenn die so hohe Zinsen erheben?«
    »Investiere nie dein eigenes Geld, Harry. Das weißt du doch bestimmt, oder?«
    »Aber es ist klüger, als Geld von den Banken zu leihen.«
    »Nicht unbedingt.« Oliver wandte den Blick ab.
    »Aber wenn du das Kapital hast, warum zahlst du dann Bankforderungen, obwohl du eigentlich kein

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