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Legenden der Traumzeit Roman

Legenden der Traumzeit Roman

Titel: Legenden der Traumzeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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würde mich gern ein wenig herrichten, bevor ich Mr. Lawrence gegenübertrete.«
    Abel hielt das Zugpferd an, sagte Tumbalong, er solle mit den Pferden und den Kühen vorausziehen, und stieg vom Wagen. Er half ihr mit der Tasche hinunter. »Ich finde, Sie sehen gut aus, so wie Sie sind«, sagte er gedehnt, »aber ich bin ja auch nicht Zephaniah Lawrence.«
    Sein Blick ruhte auf ihr, und sie wurde rot. »Zephaniah? Heißt er wirklich so?« Ihre Stimme klang belegt und schrill.
    Er grinste. »Ja, aber die meisten Leute trauen sich nur, ihn hinter seinem Rücken so zu nennen. Seine Eltern waren gottesfürchtige Missionare, die vor dreißig Jahren hier herauskamen, und der Name passt auch zu ihm.« Er zupfte an seinem Hutrand und griff nach dem Beutel mit Hühnerfutter. »Ich kümmere mich um die Hühner, bis Sie bereit sind aufzubrechen.«
    Sie eilte an den Bach hinunter und sank auf das kühle Gras am Ufer. Mit einem hastigen Blick zurück vergewisserte sie sich, dass sie außer Sichtweite war, bevor sie ihre Stiefel aufknöpfte, ihre Strümpfe auszog und die Zehen bewegte. Sie nahm den Saumihres Rockes und ihrer Unterröcke auf und tauchte ihre Füße behutsam ins kühle Nass. Sie seufzte vor Wonne.
    Das Wasser wirbelte um ihre blassen Fußgelenke, und sie nahm die Haube ab, zog die Nadeln aus der Frisur und fuhr mit den Fingern durch die verhedderten Haare. Sie konnte den sandigen Staub der vielen Meilen spüren, die sie hinter sich gebracht hatten, und wünschte, sie hätte die Zeit, sie zu waschen, doch kräftiges Ausbürsten musste genügen. Nachdem sie mit dem Haar fertig war, steckte sie es wieder auf und knöpfte ihr Kleid auf, um sich Gesicht und Hals zu waschen. Am Ufer kniend, schöpfte sie klares kaltes Wasser und spritzte es sich großzügig ins heiße Gesicht. So etwas Schönes hatte sie noch nie erlebt.
    Am Rande ihres Gesichtsfelds nahm sie eine winzige Bewegung wahr. Sie erstarrte und wandte dann langsam den Kopf. Die Kreatur starrte sie an, Reptilienaugen mit vielschichtigen Lidern in einem dreieckigen, geschuppten Kopf. Lange Klauen krallten sich an den Stein, auf dem sie saß, und eine Halskrause aus Haut schwoll langsam an und wurde dunkler, während das Maul sich öffnete und tödliche Zähne und eine dicke Zunge bloßlegte.
    Jessie schrie auf und kletterte das Ufer hinauf, ihre nackten Füße suchten im üppigen Gras nach Halt. Blindlings rannte sie zwischen den Bäumen hindurch, und ihre Schreie hallten von überall wider. »Mr. Cruickshank! Mr. Cruickshank!«
    Seine massige Gestalt stoppte ihre Flucht, und sie ließ sich gegen ihn fallen. »Oh, Mr. Cruickshank«, schluchzte sie, »da drüben ist ein grässliches Tier.«
    Er hielt sie grob von sich ab und schüttelte sie. »Sie sind nicht gebissen worden, oder?«, blaffte er.
    Sie schaute ihn verstört an. »Es hat mich angespuckt«, jammerte sie. »Es hatte Zähne und große Krallen, und so ein entsetzliches Gebläse, das dick und schwarz wurde.«
    Er warf den Kopf in den Nacken und brüllte vor Lachen.
    Jessie blinzelte ungläubig. »Das ist nicht komisch«, krächzte sie. »Das Ungeheuer hätte mich töten können.«
    »Das Ungeheuer war eine Bartagame«, sprudelte es aus ihm heraus. »Die tut Ihnen nichts, und ich schätze, Sie haben ihr einen größeren Schrecken eingejagt als umgekehrt.«
    »Sie ist nicht gefährlich?«, fragte sie atemlos.
    Er schüttelte den Kopf, die Augen lachten noch. »Erst wenn Sie versuchen, sie zu fangen. Die Klauen der Echse können tödlich sein, wenn sie in die Enge getrieben wird.« Sein Blick wanderte von ihrem Gesicht über das aufgeknöpfte Mieder bis zu ihren bloßen Füßen. Er wurde rot und wandte hastig den Blick ab. »Ich hole Ihre Sachen«, murmelte er.
    Jessie merkte, worauf er geschaut hatte, und knöpfte schnell das Mieder zu. Zerstreut fuhr sie sich mit den Fingern durch die Haare und stellte fest, dass die Hälfte der Nadeln herausgefallen war. Wieder war ihre Frisur aufgelöst. Sie war so verlegen, dass sie ihn nicht anschauen konnte, als er zurückkam.
    »Ich warte am Wagen«, erklärte er fröhlich. »Keine Sorge, die Bartagame ist nirgendwo zu sehen.«
    Mit fahrigen Händen knöpfte sie sich die Stiefel zu. Im Stillen tadelte sie ihre eigene Dummheit. Wie konnte sie sich nur solche Angst einjagen lassen und sich in Mr. Cruickshanks Arme werfen? So viel zum Thema Schicklichkeit.
    Aber dies war ein Land voller Rätsel und Widersprüche, in dem die Schönheit als Ärgernis betrachtet wurde,

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