Legenden der Traumzeit Roman
Theatralische grenzte.
»Es wird einen Schienenstrang geben, der die vollen dreizehneinhalb Meilen nach Parramatta überwindet«, fuhr Oliver fort. »Es wird einen Bahnsteig mit einem Wartesaal für die Damen geben, in dem sie vor den Naturgewalten Zuflucht nehmen können. Der Stahl für die Schienen soll noch in diesem Monat aus London eintreffen, und meine Mitinvestoren und ich sind sehr daran interessiert, Ihnen die Möglichkeit zu geben, sich an diesem höchst prestigeträchtigen Wagnis zu beteiligen.«
Harry stimmte zu, dass Bahnlinien auf jeden Fall die Lösung in einem so weiten Land waren. Die Eisenbahn hatte England zur größten Zufriedenheit erschlossen und während der Industriellen Revolution Handel und Verkehr unterstützt. Die endlosen Möglichkeiten in Australien waren spannend, und hätte er selbst Geld übrig, würde er investieren. Während sie beide auf Nialls Reaktion warteten, spürte Harry die Anspannung seines Bruders, und er fragte sich, was der Grund dafür sein mochte.
»Schade, dass Sie den Anlass für unser Treffen nicht früher preisgegeben haben, Mr. Cadwallader«, sagte Niall. »Denn dann hätten Sie erkannt, dass ich durchaus über die Pläne für Cleveland Fields im Bilde bin.«
Oliver traten die Augen vor. »Wie das?«
»Vor vielen Wochen haben sich die anderen Mitglieder Ihres Konsortiums an mich gewandt.« Angesichts Olivers Verwirrung zog er die Stirn kraus. »Verzeihen Sie, Mr. Cadwallader, ich dachte, Sie wüssten das.«
Oliver waren die großen Töne ausgegangen, die Farbe war aus seinen Wangen gewichen. »Sie haben Sie angesprochen?«, keuchte er. »Aber wenn Sie zugestimmt hätten, sich uns anzuschließen, hätte ich die Verträge unterzeichnen müssen, und ich habe keine Papiere in der Art zu sehen bekommen.«
»In den Verträgen, die ich unterschrieben habe, ging es nicht darum, Ihrem Konsortium beizutreten, Mr. Cadwallader, sondern um die Zustimmung, die Arbeitskräfte und das nötige Fachwissen beizutragen, um die Schienen herzustellen und zu verlegen.«
»Wie viel bezahlen wir Ihnen?« Oliver ballte die Hände zu Fäusten, und Harry trat rasch einen Schritt vor.
Nialls Blick war ruhig, seine Miene verriet nichts. »Die Einzelheiten stehen in den Verträgen, Mr. Cadwallader. Ich will Ihnen nur so viel sagen, dass eine Anzahlung geleistet wird, sobald der Stahl eingetroffen ist, des Weiteren wird es regelmäßige wöchentliche Zahlungen geben, bis die Arbeiten fertiggestellt sind. Sollte ein Defizit entstehen und meine Männer infolgedessen nicht entlohnt werden, wird die Arbeit eingestellt.«
»Natürlich wird man Sie bezahlen«, brüllte Oliver, der nun vollends außer sich war. »Wie können Sie es wagen, etwas anderes zu unterstellen?«
»Ich sorge nur für meine Männer, Mr. Cadwallader«, sagte Niall leise. »Es sind schon ganz andere Pläne an mangelndem Kapital gescheitert, und immer sind es die Arbeiter, die darunter zu leiden haben.«
»Es ist so viel Kapital vorhanden, dass noch viele solcher Strecken gebaut werden können«, prahlte Oliver.
Niall legte den Kopf schief und schaute ihn gedankenverloren an. »Sie haben mich also heute nicht hergebeten, weil Sie dachten, ich würde vielleicht in das Projekt investieren?«
Olivers Mund klappte auf und zu wie bei einem Fisch auf dem Trockenen, und Nialls Schweigen sprach Bände. Er tippte an seinen Zylinder und entfernte sich mit langen Schritten.
»Unverschämter Kerl!«, platzte es aus Oliver heraus. »Ich hätte einem ehemaligen Sträfling lieber nicht die Chance bieten sollen, sich mit Gentlemen gleichzustellen.«
Harry hätte gegen die Kehrtwendung seines Bruders protestiert, doch ihm gefiel weder dessen Gesichtsfarbe noch das Pfeifen in seiner Brust. »Sträfling hin oder her, Niall Logan hat bewiesen, dass er kein Dummkopf ist«, sagte er. »Statt sein Geld zu riskieren, macht er Gewinn – ganz gleich, ob das Projekt fehlschlägt oder gelingt. Das kannst du ihm nicht verdenken, oder?«
Oliver schaute der sich entfernenden Gestalt mit finsterer Miene nach. »Ich brauche einen Drink«, murrte er.
»Du solltest dich lieber hinsetzen, Atem schöpfen und mir die Wahrheit sagen«, entgegnete Harry. »Nicht das Konsortium ist knapp bei Kasse, nicht wahr, sondern du. Und du hast geglaubt, du könntest Niall überreden, so viel einzubringen, um dich in das Projekt zu hieven, damit du nicht eine weitere Anleihe bei der Bank aufnehmen musst.«
»Das geht dich überhaupt nichts an, verdammt!«,
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