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Legenden der Traumzeit Roman

Legenden der Traumzeit Roman

Titel: Legenden der Traumzeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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also hätten, würde es für sie keinen Unterschied bedeuten, es sei denn, für ihre Eitelkeit. Unser Großvater Edward hatte es an der Schläfe, daher habe ich wahrscheinlich Glück, dass meins nicht zu sehen ist. Es wäre furchtbar, in der Schule deswegen gehänselt zu werden.«
    Charlie verlor offenbar das Interesse an dem Thema und begann, in der Truhe zu kramen. »Komm, wir duellieren uns«, sagte er und hob die Kiste mit den Pistolen heraus.
    Freddy gefiel die Idee. Das war viel interessanter als Muttermale. Er wählte seine Waffe und stellte sich Rücken an Rücken mit Charlie, bevor sie die drei Schritte abzählten. Das Baumhaus war ziemlich groß, aber nicht groß genug für ein richtiges Duell, und er hätte es vorgezogen, wenn sie die Pistolen mit ins Freie hätten nehmen können. Aber dann hätten sie riskiert, damit erwischt zu werden, weshalb sie es beide nicht vorschlugen.
    »Was macht ihr Jungs da oben?«
    Schuldbewusst zuckten die Jungen zusammen und versteckten die Pistolen hinter dem Rücken. »Nichts, Tante Gertrude«, erwiderte Freddy mit bebender Stimme.
    »Das heißt, ihr heckt etwas aus. Lasst euch auf der Stelle sehen, sonst komme ich hoch!«
    Freddy warf Charlie einen entsetzten Blick zu. Rasch legten sie die Pistolen in den Kasten und schlossen den Deckel der Truhe.
    »Was habt ihr da versteckt?« Gertrude stand oben auf der Leiter.
    Freddy starrte seine Tante entsetzt an. Alte Frauen sollten nicht in Baumhäuser klettern. »Nur ein paar Landkarten und so«, murmelte er vor sich hin.
    »Dann habt ihr bestimmt nichts dagegen, mir die Sachen zu zeigen.« Sie hob den Rocksaum, betrat das Baumhaus, hockte sich auf einen niedrigen Stuhl und tupfte sich das Gesicht mit einem Taschentuch ab. »Bringt das her!«
    Freddy sah Charlie an. Dieser Befehl war nicht zu umgehen. Sie zogen die Truhe über den Boden und hoben zaudernd den Deckel.
    Gertrude öffnete den Kasten, sah die Pistolen und holte sie behutsam hervor.
    Schweiß rann Freddy über die Wirbelsäule, als sie ihn und Charlie kalt betrachtete. »Woher habt ihr die?«
    »Gefunden«, sagte Freddy hastig. Er schaute seinen Vetter warnend an und hoffte, er begriff, dass er über den Hohlraum im Speicher Schweigen bewahren sollte.
    »Wo?«
    »Sie waren hinter den Stallungen vergraben.« Freddy wagte nicht, Gertrude in die Augen zu schauen.
    »Und ich vermute, das hier war auch vergraben?« Gertrude zog den Militärsäbel und die Scheide heraus. »Sie sind in erstaunlich gutem Zustand«, stellte sie nüchtern fest. Ihr bohrender Blick richtete sich abwechselnd auf die beiden Jungen.
    »Wir haben ewig gebraucht, um sie zu säubern«, erklärte Freddy der Wahrheit entsprechend. »Sieh nur, da sind die Lappen, und die Paste haben wir uns in der Küche geliehen – frag dort nach, wenn du mir nicht glaubst.«
    Gertrude schaute sie kaum an. »Eure Väter werden davon erfahren«, fuhr sie die beiden an. »Wie könnt ihr es wagen, mit solchen Sachen zu spielen, obwohl ihr genau wisst, wie sehr Waffen in diesem Haus verabscheut werden?«
    Freddy hatte die Geschichten über seinen wahnsinnigen Großvater gehört und wusste, warum Waffen nicht erlaubt waren. Ein Schauder überlief ihn bei dem Gedanken an die Wut seines Vaters. »Bitte, Tante Gertrude«, flehte er sie an, »verrat es Vater nicht! Wir versprechen, nie wieder damit zu spielen.«
    Sie beachtete ihn nicht und kramte in der Truhe herum. »Was habt ihr denn noch hier versteckt?«
    »Nur Landkarten, eine Satteltasche, ein Fernglas und zwei Bücher«, sagte Freddy düster.
    Endlich schloss Gertrude den Deckel. »Ihr helft mir jetzt hinunter und wartet dann in euren Zimmern, bis eure Väter euch rufen«, befahl sie.
    Sobald Gertrude am Fuß der Leiter angekommen war, rannten sie zum Haus. Jetzt waren sie dran, und beide gingen davon aus, dass mindestens eine Prügelstrafe fällig war.
    Harry wollte Oliver gerade mit seinem Whisky allein lassen, als jemand heftig an die Tür klopfte. Bevor auch nur einer von ihnen reagieren konnte, war seine Schwester schon hereingeplatzt. Sie donnerte einen Ebenholzkasten und einen Säbel auf den Schreibtisch.
    »Ich habe die Jungen überrascht, als sie damit spielten«, erklärte sie, die Arme fest über der schmalen Brust verschränkt. »Ich habe die beiden in ihre Zimmer geschickt, bis ihr bereit seid, euch mit ihnen zu befassen, und ich habe die Küche angewiesen, ihnen das Abendessen vorzuenthalten.«
    »Gute Güte!«, schnaufte Harry und hob den Säbel und die

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