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Legenden der Traumzeit Roman

Legenden der Traumzeit Roman

Titel: Legenden der Traumzeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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schaute an seinem Gehrock hinunter. »Der ist mindestens sechs Jahre alt, und da er von einem guten Schneider angefertigt wurde, hat er gehalten.« Er beugte sich vor. »Oliver, hier geht es nicht um den Schneider und einen Sitz im Oberhaus; hier geht es um zwei Brüder, die zusammenarbeiten sollten, um ein Problem zu lösen, und die sich nicht über Dinge streiten sollten, die wir beide nicht ändern können.«
    Oliver schwenkte sein Glas, mied absichtlich Augenkontakt und verzog gereizt den Mund.
    Harry wurde klar, dass sein Bruder von seinem Vorurteil nicht abzubringen war, und es bekümmerte ihn, dass es so weit gekommen war. Er hatte helfen wollen, doch er hatte nur Olivers schlafenden Groll geweckt. »Das Angebot von hundert Pfund liegt noch immer auf dem Tisch«, sagte er ruhig. »Suche weitere neun Investoren, und du hast, was du brauchst. Tut mir leid, dass ich dir nicht mehr anbieten kann. Und wenn du an meinem Wort zweifelst, kannst du es mit meiner Bank in London abklären.«  
    Oliver blieb stumm.
    »Wenn Gertrude einverstanden ist und Lavinia es gutheißt, nehme ich unsere Stiefschwester gern mit nach England, wennwir abreisen«, sagte er. »Ein Tapetenwechsel könnte ihre Stimmung bessern, und wenn ja, dann bezweifle ich nicht, dass ich einen Mann für sie finde. Amelias Schwester ist nun wirklich nicht meine Angelegenheit; ich schlage vor, du setzt eine Scheidung für sie durch und suchst ihr einen neuen Mann.«
    »Niemand will eine geschiedene Frau haben«, murrte Oliver.
    »Du würdest dich wundern«, entgegnete Harry. »Die Männer sind den Frauen hier zahlenmäßig mindestens zwanzig zu eins überlegen, und sie sind nicht so wählerisch, wie es woanders vielleicht der Fall ist.« Er seufzte. »Was Freddy betrifft, er soll ohnehin nach England kommen, und ich werde einen Teil der Schulgebühren übernehmen.« Er betrachtete seinen Bruder, der aus dem Fenster starrte. »Aber wenn ich das alles tun soll, dann werde ich meinen Anteil an den Einnahmen aus Georges Unternehmen behalten müssen. Gerties Jahresrente wird durch Georges Anwesen erwirtschaftet, und auch das muss in meine Obhut übergehen. Das Einkommen wird ihre Chancen verbessern, einen Mann zu finden, und da ich zwei Töchter habe, die bald im heiratsfähigen Alter sind, muss ich meine Einkünfte zusammenhalten, um sie mit einer anständigen Mitgift zu versorgen.«
    »Du gibst also mit einer Hand und nimmst mit der anderen.«
    Harry ballte die Fäuste. »Unter den gegebenen Umständen ist es das Beste, was ich tun kann.«
    Die beiden Männer sahen sich schief an, und in dem Augenblick erkannte Harry, dass sie niemals die Nähe ihrer Kindheit wiederherstellen könnten, da sie in den vergangenen Jahren ganz unterschiedliche Wege eingeschlagen hatten. Sie verstanden einander nicht mehr.
    »Trägst du das Zeichen der Cadwalladers?«, fragte Charlie.
    »Welches Zeichen?« Freddy war in die Karten vertieft und hörte nicht richtig zu.
    »Das Muttermal in Form von roten Tränen«, sagte Charlieungehalten. »Vater hat mir davon erzählt, aber da er es nicht hat, habe ich es nie gesehen.« Er riss Freddy die Karten aus der Hand und hielt sie hinter den Rücken. »Du bekommst sie wieder, wenn du mir richtig geantwortet hast.«
    Freddy seufzte. »Warum willst du das wissen?«
    »Darum. Hast du es oder nicht?«
    »Ja.«
    »Ich sehe es nicht.«
    Freddy zerrte an seinem Hemdkragen, um die roten Tröpfchen freizulegen, die sich über sein Schlüsselbein zogen. »Zufrieden? Kriege ich jetzt die Karten wieder?«
    »Noch nicht.« Nachdenklich schürzte Charlie die Lippen. »Ich bin der Erbe des Titels«, sagte er schließlich, »und sollte von Rechts wegen das Zeichen tragen.«
    »Hat dein Vater dir nicht erklärt, dass nicht alle Cadwalladers es haben? Unser Onkel Charles hatte es, aber der ist natürlich tot, weshalb du der Erbe bist.« Freddy griff nach den Karten, doch Charlie hielt sie außer Reichweite. »Vielleicht haben deine Schwestern das Zeichen – hast du sie mal gefragt?«
    »Ja, aber sie leugnen es.«
    Freddy zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich lügen sie. Du weißt doch, wie Mädchen sind, wenn es um ihr Aussehen geht.«
    Charlie nickte und gab die Karten zurück. »Mädchen können in der Hinsicht furchtbar zimperlich sein, da hast du recht, aber das Zeichen zu haben wäre eine Ehre.«
    »Ich wüsste nicht, warum.« Freddy faltete die Karten zusammen und steckte sie in die Satteltasche. »Mädchen erben nicht. Wenn sie das Zeichen

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