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Legenden der Traumzeit Roman

Legenden der Traumzeit Roman

Titel: Legenden der Traumzeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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schweife ab. Denk über mein Angebot nach, Ollie, und schlag es nicht in den Wind!«
    Sehnsüchtig schaute Oliver auf das leere Glas. »Danke, aber hundert Pfund wären nur ein Tropfen auf den heißen Stein.«
    »Nicht, wenn wir neun weitere Investoren finden. Überleg’s dir, Oliver! Der Betrag bedeutet nur ein kleines Risiko, und doch verspricht die Rendite bei dieser Investition viel, wenn die Bahnlinie erst fertig ist.« Er sah seinem Bruder an, dass er schwankte, und legte noch nach. »Der Vorstand könnte den ersten zehn Investoren Anteile im Wert von hundert Pfund anbieten. Danach steigt der Preis auf hundert Guineen. Es muss einfach Abnehmer geben, denn das hier ist ein Land der Spieler, und niemand lässt sich die Gelegenheit entgehen, einen schnellen Gewinn zu machen.«
    »Ich werde es auf jeden Fall dem Vorstand vortragen«, erklärte Oliver. An diesem Morgen lächelte er zum ersten Mal. »Du hast sonst nie eine Ader für geschäftliche Angelegenheiten gehabt. Ich bin beeindruckt.«
    »Ich musste dazulernen«, sagte Harry ruppig. »Das Familiengut zu führen, ohne mich zu verschulden, ist meine Lebensaufgabe, seit ich einundzwanzig bin.«
    »Einen Titel zu führen muss doch hilfreich sein.«
    »Nicht so richtig. Die Leute gehen davon aus, dass der Titel mit Wohlstand verbunden ist, und von Gleichgestellten wie von Beschäftigten wird ein gewisser Lebensstandard erwartet.« Er schmunzelte. »Doch das weißt du ja – sieh dir doch dein Leben an! Dieses Haus, der Schmuck deiner Frau und die Pferde im Stall sind nur Staffage, um interessierte Geschäftskollegen und Investoren zu beeindrucken; trotzdem stehst du jetzt da und brauchst tausend Pfund.«
    »Wenn ich deinen Titel hätte, müsste ich nicht betteln gehen«, knurrte Oliver. »Erstaunlich, wie viele Türen mir offen stünden, wäre ich ein Graf und nicht einfach nur Herr OliverCadwallader.« Er stieß einen Seufzer aus. »Aber das Glück war mir nicht hold, und ich musste arbeiten, um das alles hier zu erreichen. Ich habe es nicht auf dem Silbertablett serviert bekommen wie manch anderer.«
    Harry war verärgert. »Die Bemerkung ist unter deinem Niveau, Oliver. Das Glück war auch Charles nicht hold. Er ist gestorben, erinnerst du dich? Erschossen von unserem Vater, der so betrunken war, dass er kaum stehen konnte. Ich hatte nicht den Wunsch, Charles’ Titel zu erben, besonders unter diesen Umständen.«
    Oliver besaß den Anstand, ein beschämtes Gesicht zu machen, doch Harry wollte ihn nicht mit seiner Anschuldigung davonkommen lassen. »Das Anwesen war heruntergewirtschaftet, die Farmen und die Fischerdörfer verwahrlost, als ich sie erbte. Ich hatte vielleicht nicht deine Visionen, aber ich habe die Ärmel hochgekrempelt und angepackt. Der Titel hatte keinerlei Bedeutung, und das ist auch heute noch so – er wird mich nie reich machen oder das Gefühl ersetzen, dass ich das Bestehende mit Schweiß und Mühen erreicht habe und in dem Wissen, dass andere von mir und meinem Erfolg abhängen.«
    »Die Erlöse aus der Walfangflotte und dem Großhandel waren doch bestimmt von Nutzen«, sagte Oliver mürrisch, »und die laufen auch nicht von allein, weißt du.«
    Seine Verbitterung war deutlich, was Harry verletzte und bestürzte. »George hat dir diese Unternehmen unter der Bedingung hinterlassen, dass ein Drittel des Gewinns an mich fließen soll. Du hast dieses Haus geerbt, dazu noch das, in dem Mama und George gelebt haben, und du kannst damit tun und lassen, was du willst. Ich meine, du hast den größten Teil bekommen, Oliver, und ich wundere mich, dass du es anders empfindest.«
    »Ich habe kein Anwesen geerbt mit Ländereien, Minen, Farmen, Dörfern und einer Menge Leute, die alles in Gang halten. Ich habe keinen Titel geerbt, der mir die Türen zu günstigen Geschäften öffnen könnte. Was ich tatsächlich geerbt habe, musste ich mit dir teilen, nur hast du nicht die Verantwortung für unsere Schwester oder für Amelia – du trägst nichts zu ihrem Unterhalt bei.«
    »Mir war gar nicht klar, wie verbittert du bist«, sagte Harry traurig.
    Oliver schenkte sich trotzig noch einen Whisky ein und trank ihn in einem Zug. »Du hast ja keine Ahnung«, entgegnete er. Sein wässriger Blick nahm den feinen Gehrock und das makellose Hemd des Bruders in sich auf. »Das Leben in England muss angenehm sein. Nach deinem Aufzug zu urteilen, würde ich annehmen, dass du nicht knapp bei Kasse bist, auch wenn du das Gegenteil behauptest.«
    »Hm.« Harry

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