Legion der Morgenroete
genug zu erzählen, um euch allen für ein paar Stunden die Langeweile zu vertreiben. Außerdem haben wir einen Auftrag, der euch von der Untätigkeit befreien wird, unter der ihr so gelitten habt."
„Heraus damit!" donnerte Graf Brass. „Schnell, berichte es gleich!"
Hawkmoon lachte. „Sofort, doch laßt mich wenigstens meine Frau erst richtig ansehen." Er blickte in Yisseldas Augen und sah, daß sie beunruhigt war. „Was ist, mein Liebling?" fragte er sanft.
„Ich habe das Gefühl, daß du bald dein Leben wieder riskieren wirst."
„Möglich."
„Wenn es sein muß, muß es wohl sein." Sie seufzte, doch dann lächelte sie ihn an. „Aber hoffentlich nicht schon heute abend."
„Nein, nicht so schnell. Erst müssen wir die Pläne ausarbeiten."
„Und ich habe dir viel zu erzählen", murmelte sie und blickte auf den Marmorboden.
Graf Brass trat zu den beiden und deutete auf die Tafel am entgegengesetzten Ende der Halle, die die Diener inzwischen gedeckt hatten. „Kommt, laßt uns essen. Wir haben das Beste aus Küche und Keller für eure Heimkehr aufgespart."
Als sie mit angenehm vollem Magen am Feuer saßen, zeigte Hawkmoon ihnen das Schwert der Morgenröte und den Runenstab, den er aus seinem Hemd zog. Sofort wurde die Halle von dem flackernden Licht erhellt, das von ihm aufstieg und eigenartige Muster in der Luft beschrieb. Auch der bittersüße Duft verbreitete sich.
Die anderen bestaunten das Ding ehrfürchtig, bis Hawkmoon es wieder wegsteckte. „Das ist unsere Standarte, meine Freunde", erklärte er. „Ihm dienen wir nun, wenn wir ausziehen werden, um das ganze Dunkle Imperium zu bekämpfen."
Oladahn kratzte sich am Pelz seines Gesichts. „Das ganze Dunkle Imperium, eh?"
Hawkmoon lächelte. „Du hast mich richtig verstanden."
„Verfügt Granbretanien nicht über mehrere Millionen Krieger?" fragte Bowgentle unschuldig. „Ja, mehrere Millionen, nehme ich an."
„Und uns sind noch etwa fünfhundert Kamarganer in der Burg geblieben", murmelte Graf Brass. „Laß mich mal ausrechnen."
D'Averc fiel ein. „Wir haben mehr als fünfhundert. Ihr vergeßt die Legion der Morgenröte." Er deutete auf Hawkmoons Schwert, das in seiner Hülle neben Hawkmoons Sessel lag.
„Wie viele sind in dieser mysteriösen Legion?" erkundigte sich Oladahn.
„Ich weiß es nicht. Vielleicht eine unbegrenzte Zahl, vielleicht auch nicht."
„Sagen wir tausend", überlegte Graf Brass, „um bescheiden zu sein. Das macht fünfzehnhundert Krieger gegen."
„Mehrere Millionen", half d'Averc aus.
„Richtig. Mehrere Millionen, mit allem Nachschub, den das Dunkle Imperium zu bieten hat, einschließlich unzähligen wissenschaftlichen Errungenschaften, gegen die wir nicht ankönnen."
„Wir haben das Rote Amulett und Mygans Ring", erinnerte ihn Hawkmoon.
„Stimmt." Graf Brass runzelte die Stirn. „Die haben wir auch. Und wir haben das Recht auf unserer Seite - ist das auch ein Pluspunkt, Dorian?"
„Vielleicht. Aber wenn wir Mygans Ringe nehmen, um in unsere eigene Dimension zu kommen, und ein paar kleinere Kämpfe in der Nähe unserer Heimat führen, können wir nach und nach eine Bauernarmee zusammenstellen. Ich weiß, Graf Brass, daß die Chancen nicht sehr groß scheinen."
„Das stimmt, mein Junge." Und nun strahlte Graf Brass über das ganze Gesicht. „Und genau das ist es, was mir gefällt. Ich hole die Karten, dann können wir unsere Feldzüge planen."
Während Graf Brass gegangen war, sagte Oladahn zu Hawkmoon: „Wir haben vergessen zu erwähnen, daß Elvereza Tozer uns entkommen ist. Er tötete seinen Wächter bei einem Ausritt, kehrte hierher zurück, fand seinen Ring und verschwand."
Hawkmoon runzelte die Stirn. „Das freut mich gar nicht. Er könnte nach Londra zurückgekehrt sein."
„Eben. Wir sind im Augenblick ziemlich verwundbar."
Graf Brass kam mit den Karten zurück. „Wir wollen sehen."
Eine Stunde später erhob sich Hawkmoon, nahm Yisselda an der Hand, wünschte seinen Freunden eine gute Nacht und folgte seiner Frau in ihre gemeinsamen Gemächer.
Nach fünf Stunden lagen sie noch zärtlich umschlungen wach, und sie gestand ihm, daß sie ein Kind haben würden.
Er schwieg und drückte sie nur noch enger an sich. Aber als sie eingeschlafen war, stand er auf und schritt ans Fenster. Er starrte hinaus über die Lagunen der Kamarg und sagte sich, daß er nun für etwas noch Wichtigeres als ein Ideal zu kämpfen hatte.
Er hoffte, er würde leben, um sein Kind zu sehen.
7. DER KAMPF
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