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Legion der Morgenroete

Legion der Morgenroete

Titel: Legion der Morgenroete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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DER TIERKRIEGER
    Meliadus lächelte hinter seiner Maske, und seine Hand schloß sich enger um Flana Mikosevaars Schulter, als flußaufwärts die Türme Londras in Sicht kamen.
    „Alles geht gut", murmelte er. „Bald, meine Liebe, wirst du Königin sein. Sie ahnen nichts. Sie können es gar nicht ahnen. Seit hundert Jahrzehnten hat es keinen Aufstand wie diesen mehr gegeben! Sie sind nicht darauf vorbereitet. Wie sie die Architekten verfluchen werden, die die Kasernen am Fluß entlang bauten!" Er lachte.
    Flana war das Klopfen der Maschinen und des Rumpelns des Paddelrades, das das Schiff antrieb, müde. Der Vorteil der Segelschiffe war ihre Lautlosigkeit. Wenn sie erst herrschte, würde sie diese soviel Krach verursachenden Dinge nicht in Londra dulden. Aber das war nicht so wichtig. Wieder verlor sie sich in ihren Gedanken. Sie vergaß Meliadus und seinen Plan, vergaß, daß sie nur mitgemacht hatte, weil es ihr gleichgültig war, was aus ihr wurde. Sie dachte an d'Averc.
    Die Kapitäne der Schiffe vor ihnen wußten, was sie zu tun hatten. Sie waren nicht nur mit Kalans Motoren ausgerüstet, sondern nun auch mit seinen Flammenkanonen, und sie kannten ihre Ziele -die Kasernen der Schweine-, Ratten- und Fliegenorden und weiterer, die in den Außenbezirken Londras am Fluß lagen.
    Baron Meliadus gab dem Kapitän seines Flaggschiffs den Befehl, die Fahne zu hissen, die das Zeichen für den Beginn des Bombardements war.
    Es war noch früher Morgen. Von den Sklaven abgesehen, würde niemand auf sein außer Taragorm, Kalan und deren Getreue, die auf die Kampfgeräusche warteten, um ihre Männer einzusetzen. Ihre Absicht war, so viele wie nur möglich zu töten und den Rest dann zum Palast zu treiben, wo sie umzingelt werden konnten, so daß sie bis zum Nachmittag nur noch ein Angriffsziel haben würden.
    Meliadus wußte, selbst wenn sie soweit Erfolg haben würden, begann der eigentliche Kampf erst mit dem Sturm auf den Palast, und sie würden bei weitem in der Minderzahl sein, ehe Verstärkung eintraf.
    Meliadus' Atem wurde heftiger. Seine Augen funkelten. Die Bronzerüssel der Kanonen spien Feuer. Innerhalb weniger Sekunden wurde die Morgenstille durch eine berstende Explosion zerrissen, als eine der Kasernen in die Luft flog.
    „Großartig!" rief Meliadus. „Das ist ein gutes Omen. Mit einem solchen Erfolg hatte ich nicht so schnell gerechnet!"
    Eine zweite Explosion erfolgte auf der anderen Uferseite - die Trümmer einer zweiten Kaserne regneten herab. Aus den anderen Gebäuden rannten verängstigte Soldaten - manche waren so verstört, daß sie nicht einmal ihre Masken übergestülpt hatten! Während sie kopflos heraushasteten, traf sie der Strahl der Flammenkanone und verbrannte sie zu Asche. Ihre Schreie gellten zu den schlafenden Türmen Londras empor - das erste Alarmzeichen für die meisten der Bürger.
    Wolfsmasken drehten sich Geiermasken zu, beide nickten zufrieden und beobachteten das Gemetzel am Ufer. Schweine- und Rattenkrieger suchten Deckung. Fliegensoldaten warfen sich hinter die noch stehenden Gebäude, und die wenigen, die die Geistesgegenwart besessen hatten, Flammenlanzen mitzunehmen, begannen das Feuer zu erwidern.
    Der Kampf der Bestien untereinander begann.
    Das war ein Teil des Schicksalmusters, das sich ergeben hatte, als Baron Meliadus auf den Runenstab schwor. Doch noch wußte niemand, wie das Muster als Ganzes aussehen und wer der Sieger sein würde: Huon, Meliadus oder Hawkmoon.

8. TARAGORMS ERFINDUNG
    Gegen Mitte des Vormittags waren die Kasernen völlig dem Erdboden gleichgemacht, und die Überlebenden kämpften in den Straßen im Zentrum der Stadt. Die Verteidiger hatten inzwischen Verstärkung durch mehrere tausend Heuschreckenkrieger erhalten. Trotzdem war es ohne weiteres möglich, daß Huon immer noch keine Ahnung hatte, was tatsächlich vor sich ging. Vielleicht nahm er an, der Angriff erfolgte von Asiakommunisten, die sich als Granbretanier verkleidet hatten. Meliadus lächelte, als er mit Flana Mikosevaar von Bord ging und sich zu Fuß zum Palast der Zeit begab, beschützt von einem Dutzend Geiern und Wölfen. Die Überraschung war vollkommen. Seine Leute waren in den wenigen freien Straßen zurückgeblieben und hatten nicht das Labyrinth von Korridoren betreten, das die meisten der Türme miteinander verband. Als die gegnerischen Krieger auftauchten, hatten Meliadus' Männer sie sich aufs Korn genommen. Nun trieben sie sie in die Enge, denn es gab wenige Fenster, aus denen

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