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Legion der Morgenroete

Legion der Morgenroete

Titel: Legion der Morgenroete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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wollte -, seinen ersten Zug getan. Es war ein sehr straff gewebtes Schicksalsmuster, dieses Drama - so straff, daß einige der Fäden nahe am Zerreißen waren...
    - Die hohe Geschichte des Runenstabs-

1. DIE UHR SCHLÄGT MITTERNACHT
    Hawkmoon zog sich fröstelnd den schweren Umhang über und wandte sein ernstes Gesicht den Kameraden zu. Alle blickten auf den Tisch. Das Feuer in der Halle brannte niedrig, aber die Gegenstände auf dem Tisch waren deutlich erkennbar.
    Als erstes war das Amulett, dessen rötlicher Schein die Gesichter wie mit Blut färbte. Es verlieh Hawkmoon mehr als natürliche Kräfte. Dann lagen hier Mygans Kristallringe, die ihre Träger durch die Dimensionen zu bewegen vermochten. Sie waren ihre Garanten, in ihren eigenen Raum und die eigene Zeit zurückzukehren. Neben den Ringen ruhte in seiner Scheide das Schwert der Morgenröte, das gleichzeitig Hawkmoons Armee darstellte. Und schließlich, in ein Stück Tuch gehüllt, hatte auch der Runenstab - Hawkmoons Standarte und Hoffnung - auf dem Tisch Platz gefunden.
    Graf Brass räusperte sich. „Aber meint ihr, es sei selbst mit diesen wundersamen Dingen möglich, ein Imperium, so groß wie das granbretanische, zu schlagen?"
    „Wir haben den Schutz unserer Burg", erinnerte ihn Oladahn. „Von ihr aus sind wir in der Lage, uns nach Belieben durch die Dimensionen zu bewegen. Das bedeutet, daß wir einen ausgedehnten Partisanenkrieg führen können, bis der Widerstand des Feindes gebrochen ist."
    Graf Brass nickte. „Was Ihr sagt, stimmt, aber ich bin doch skeptisch."
    „Ihr seid es gewohnt, Sir, klassische Schlachten zu führen", warf d'Averc ein. „Und Ihr wäret zweifellos zuversichtlicher, wenn Ihr den Gegner in geschlossenen Reihen gegenüber hättet. Wir aber müssen aus dem Dunkel zuschlagen, aus der Deckung, zumindest anfangs."
    „Ihr habt recht, d'Averc, nehme ich an." Graf Brass seufzte.
    Bowgentle schenkte allen Wein nach. „Es ist vielleicht besser, wenn wir uns bald zu Bett begeben, meine Freunde, damit wir morgen frisch sind und die Pläne in Ruhe ausarbeiten können."
    Hawkmoon schritt zum hinteren Ende des Tisches, wo die Karten ausgebreitet lagen. Er rieb das Schwarze Juwel in seiner Stirn. „Ja, wir müssen unsere erste Kampagne sorgfältig vorbereiten." Er studierte die Karte der Kamarg. „Die Möglichkeit besteht, daß die Granbretanier ein festes Lager um die Stelle errichtet haben, wo Burg Brass stand - vielleicht in der Hoffnung, daß sie wieder auftauchen wird. Das traue ich Meliadus jedenfalls zu."
    „Aber hattest du nicht das Gefühl, daß Meliadus' Macht im Sinken begriffen ist?" meinte d'Averc. „Trott schien jedenfalls der Ansicht."
    „Wenn das der Fall ist", meinte Hawkmoon nachdenklich, „könnten Meliadus' Legionen anderswo eingesetzt sein, da offenbar Unstimmigkeiten am Hof darüber herrschen, ob wir eine echte Bedrohung sind oder nicht."
    Bowgentle wollte gerade den Mund öffnen, d och dann leg te er statt dessen den Kopf schief. Nun spürten alle das schwache Zittern im Boden.
    „Es ist verdammt kalt", brummte Graf Brass und schob einen weiteren Buchenstamm in den offenen Kamin. Funken sprühten, das Holz fing schnell Feuer, und die Flammen warfen zuckende rote Schatten an die Wände. Graf Brass hatte seinen kräftigen Körper in einen dünnen wollenen Morgenmantel gehüllt. Er zupfte nun daran, als bedauerte er, nicht etwas Festeres zu tragen. Er warf einen Blick auf das Gestell an der gegenüberliegenden Wand, mit den Speeren, Bogen, Pfeilen, Streitkeulen, Schwertern - und seinem eigenen riesigen Breitschwert, nebst seiner Bronzerüstung. Wolken schienen über sein Gesicht zu ziehen.
    Wieder schüttelte ein Beben das Bauwerk, und die Waffen, die zur Zier an der Wand hingen, klirrten.
    Hawkmoon sah Bowgentle an und las in seinen Augen die gleiche Vorahnung einer unerklärlichen Gefahr, die er selbst empfand. „Ein leichtes Erdbeben, vielleicht?" meinte er.
    „Möglich", murmelte Bowgentle nicht sehr überzeugt.
    Nun vernahmen sie ein Geräusch wie das Schlagen eines fernen Gongs, doch so schwach, daß es kaum hörbar war. Sie eilten zur Haupttür der Halle. Graf Brass zögerte einen Augenblick, ehe er sie aufriß und in die Nacht hinausspähte.
    Der Himmel war schwarz, aber die Wolken wirbelten aufgeregt durcheinander, als würde die Himmelskuppel jeden Moment bersten.
    Nun erklang erneut das eigentümliche Hallen eines fernen Gongs oder einer Turmglocke.
    „Es hörte sich an, als befänden wir uns

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