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Lehmann, Christine

Lehmann, Christine

Titel: Lehmann, Christine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nachtkrater
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kostet!«
    »Gar nicht so viel«, widersprach Karen Becker. »Schauen Sie: Für den deutschen Bürger beläuft sich der jährliche Steuerbeitrag für die Raumfahrt gerade mal auf den Gegenwert einer Kinokarte.«
    »So wenig?!«
    Viel zu wenig! Fünf Milliarden Euro bekam die Eur o päische Weltraumagentur von den europäischen Staaten. Genauso viel gab sie an die Nationen zurück in Form von Aufträgen für die Wirtschaft. Die Japaner gaben zw i schen zwei und drei Milliarden Dollar jährlich für Raumfahr t projekte aus, die USA bereits knapp zwanzig Mill i arden.
    »Schauen Sie mal.« Becker zettelte mir den Ausschnitt aus einem Wissenschaftsblatt hin. Das Londoner Acr o nym Institute for Disarmament Diplomacy, also ein Inst i tut für Abrüstungsdiplomatie – was es nicht alles gab –, sah im Weltraum einmalige Ressourcen für Europas Siche r heit und warnte zugleich vor Aufrüstung. Erdsatell i ten hatten offenbar gute Chancen, den Orbit in ein Schlach t feld zu verwandeln. China hatte erst kürzlich eine Anti-Satelliten-Rakete getestet und damit einen eigenen Sate l liten aus der Umlaufbahn geschossen. Ein Warnschuss!
    »Und über die Todesumstände von Torsten Veith gibt es nichts?«, fragte ich.
    »Einige Artikel über den Aufbau von Raumanzügen und jede Menge großer Fragen nach dem Sinn der b e mannten Raumfahrt. Ich hätte hier ein Interview mit u n serem Ex-Astronauten, Professor Ernst Messerschmid, von der Stuttgarter Uni dazu. Und das hier.« Becker überraschte mich mit einer Ausgabe des Schwäbischen Tagblatts von vor zwei Wochen. »Leiche des toten Ast r o nauten in die Tübinger Gerichtsmedizin überführt.« Ein russisches ATV – sprich: automatisches Transferv e hikel – hatte die sterblichen Überreste des Astronauten in tiefg e frorenem Zustand zur Erde zurückgebracht. Das näch s te Ziel der deutschen Gebeine war die Tübinger Gericht s medizin gewesen. Zum Greifen nah!
    Ich verabschiedete mich hastig von Karen Becker, ra s te im Fahrstuhl an die Erdoberfläche und lief auf den wei t läufigen Parkplatz hinaus. Auf meinem Handy klic k te ich meine Kontakte durch. Gut, so ein externes G e dächtnis! Staatsanwältin Meisner vom Dezernat für Tötungsdeli k te? Aber w a rum hätte sie mit der Leiche zu tun gehabt haben sollen? Ich kam zu Z wie Zittel. Der pensionierte G e richtsmed i ziner mit Wohnsitz in Balingen, der nie was sagen wollte und wie ein Buch redete.
    »Schwabenreporterin Lisa Nerz hier, erinnern Sie sich?«
    Dr. Zittel seufzte. »Frau März, wie könnte ich Sie ve r gessen. Sie haben mir die peinlichsten Momente meines Lebens beschert. Aber nicht nur mir! Gell?« Er lachte schadenfroh.
    »Herr Professor, in der Gerichtsmedizin Tübingen hat eine Leiche gelegen. Ein gewisser Torsten Veith, Astr o naut.«
    Der Verstärker meines Handys sendete kosmisches Rauschen.
    »Sind Sie noch da?«
    Zittel hustete. »Frau Herz, das ist alles furchtbar g e heim. Außerdem habe ich die Leiche persönlich nicht zu Gesicht bekommen. Warum fragen Sie?«
    »Veith hinterlässt drei Kinder und eine Frau. Es sei ein Unfall gewesen, heißt es offiziell, aber zeigen Sie mir die Witwe, die so was glaubt.«
    »Und da dachten Sie, fragen Sie den Spezialisten für nicht erkannte Mordfälle. Dem wird so was nicht noch mal passieren, was? Na gut, Frau Herz, aber, wie gesagt, ich habe die Leiche nicht gesehen. Natürlich spricht man unter Kollegen. Wann hat man schon mal einen toten Astronauten auf dem Tisch, gell? Allerdings hatten wir ihn nur einen Tag. Dann haben ihn die schwarzen Mä n ner abgeholt.«
    »Bitte?«
    Zittel lachte seifig. »Sie wissen schon, die Lederj a cken und Trenchcoats. Fragen Sie mich nicht! NASA, ESA, BND, BKA, was weiß ich. Aus wissenschaftlicher Sicht ist so ein Toter von unschätzbarem Wert. Die h a ben da oben anscheinend ein Problem. Aber bitte, ziti e ren Sie mich nicht. Überhaupt, das bleibt unter uns. Wie heißt das bei euch Schreiberlingen? Unter drei? Nicht zum Z i tieren frei! Ich verlasse mich auf Sie, Frau Nerz.«
    Wenn er meinen Namen richtig sagte, musste es ihm sehr ernst sein.
    »Wahrscheinlich hätte der nie in Tübingen landen sol len. Aber die Russen dachten halt, der gehört nach B a den-Württemberg. Erstaunlich, wie national die bei der Raumfahrt denken! Alles Klein-Klein. Da herrscht Krieg, verstehen Sie.«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht. Immerhin hatten wir die Leiche einen Tag lang, wenn auch tiefgefroren. Aber der Kollege hatte die Idee, ihn in den CT zu

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