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Lehrer-Schueler-Konferenz

Lehrer-Schueler-Konferenz

Titel: Lehrer-Schueler-Konferenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gordon
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andere Institutionen die Vermittlung von Wertmaßstäben vornehmen. Diese Haltung der Lehrer findet häufig ihren Ausdruck in Sätzen wie: » Das Lehren meines Faches ist schon schwierig genug. Ich möchte den Kindern nicht auch noch beibring en m üssen, wie sie sich kleiden oder ihr Sexualleben gestalten sollen.«
    Leider sind Konflikte, die aufgrund unterschiedlicher Wertvorstellungen entstehen, unvermeidbar. Versuchen Lehrkräfte, sie zu umgehen, werden sie häufig schlimmer statt besser. Beim Auftreten unterschiedlicher Wertmaßstäbe zwischen Lehrern und Schülern muss irgendetwas unternommen werden. Zunächst müssen diese Differenzen als Konflikte zwischen Wertvorstellungen oder, noch besser, als Kollisionen von Wertvorstellungen erkannt werden. Pädagogen müssen fähig sein, den Unterschied zwischen ihnen und den in den Kapiteln 7, 8 und 9 beschriebenen Konflikten individueller Bedürfnisse zu unterscheiden.
    Wie man eine Kollision von Wertvorstellungen erkennen kann
    Nach der Erledigung aller anderen Differenzen bleiben die Probleme und Konflikte, die in einem Zusammenhang mit Wertvorstellungen stehen, am unteren Rand des Rechtecks übrig. Sie sind nicht schwer zu beschreiben. Es sind diejenigen Probleme, bei denen man sich den Kopf darüber zerbricht, in der Ich-Botschaft eine greifbare und konkrete Wirkung zu vermitteln, damit der Schüler auch wirklich davon überzeugt ist, dass sein Verhalten tatsächliche Konsequenzen für den Lehrer hat, mit seinen Bedürfnissen, Rechten, ja sogar mit seinem Leben interferiert. Man spürt deutlich, dass man sich in einer Kollision von Wertvorstellungen befindet, wenn man einem Kind sein Verhalten vorwirft und es so überrascht und erstaunt blickt, als sei man gerade von einem Baum gefallen oder einem Raumschiff entstiegen.
    Ein sicherer Indikator, dass das Gebiet der Wertvorstellungen betreten wurde, sind Andeutungen (manchmal unausgesprochen) des Schülers, man möge ihn in Ruhe lassen und nicht mehr an ihm herumnörgeln. Oder aber er kontert die ihn betreffenden Werturteile mit Urteilen über den Lehrer! Man weiß, dass man sich in einem Konflikt von Wertvorstellungen befindet, wenn man den starken Impuls fühlt zu sagen: » Zum Teufel mit allen Ich-Botschaften. Du bist ein stinkender, ungewaschener Penner!«
    Betrachten wir zur Identifikation des Kollisionsgebiets von Wertvorstellungen noch einmal das Rechteck. Abbildung28 zeigt, wie die Linie der Annahme durch Ich-Botschaften, Veränderungen der Lernumwelt und durch Methode III heruntergeschoben werden kann. Diese Fähigkeiten vergrößern die Lehr-Lern-Zone und verkleinern das Gebiet des unannehmbaren Verhaltens. Was übrig bleibt, sind Konflikte, die sich an unterschiedlichen Wertvorstellungen entzünden.

    Warum Ich-Botschaften Wertvorstellungskonflikte selten erfolgreich lösen
    Ich-Botschaften sind nicht sehr wirksam, wenn man bei einem Schüler die Veränderung eines Verhaltens bewirken will, das auf einer festen Wertvorstellung oder einem starken Glauben basiert. Warum sollte er sich ändern? Er ist davon überzeugt, dass sein Verhalten den Lehrer gar nicht spürbar und konkret betrifft. Es ist nahezu unmöglich, eine aus drei Komponenten bestehende Ich-Botschaft zu konstruieren, wenn die Wertvorstellungen von Lehrkraft und Schüler nicht übereinstimmen. Es ergeben sich Schwierigkeiten bei der zweiten Komponente, den spürbaren und konkreten Wirkungen auf den Lehrer. Versuchen Sie es einmal mit den in der folgenden Tabelle beschriebenen Situationen. Sehen Sie, wie schwer es ist, eine spürbare und konkrete Wirkung zu finden, die der Schüler Ihnen abkaufen würde?
Beschreibung des Verhaltens
Spürbare und konkrete Wirkung
Gefühl
1 . Wenn du in diesem schmutzigen alten Hemd zur Schule kommst…

ekle ich mich.
2 . Wenn du einer Verpflichtung nur halbherzig nachkommst…

bin ich enttäuscht.
3 . Wenn du so fluchst…

bin ich schockiert.
4 . Wenn ich einen guten Sportler wie dich rauchen sehe…

mache ich mir Sorgen.
5 . Wenn ich dich mit dieser Clique sehe…

bin ich beunruhigt.
    Nun versuchen Sie zum Vergleich einmal, die spürbare und konkrete Komponente der Ich-Botschaften in der nachfolgenden Tabelle zu finden, wo eine größere Wahrscheinlichkeit besteht, dass das Schülerverhalten eine spürbare konkrete Wirkung auf den Leh rer ha t.
    Erkannten Sie nicht

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