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Lehrer-Schueler-Konferenz

Lehrer-Schueler-Konferenz

Titel: Lehrer-Schueler-Konferenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gordon
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viel leichter spürbare Wirkungen für sich? Stellen Sie sich vor, Sie würden mit der folgenden Botschaft konfrontiert: » Wenn Sie ohne mein Wissen Bücher von meinem Schreibtisch nehmen, muss ich viel Zeit mit der Suche nach ihnen vergeuden, und das frustriert und empört mich.« Wären Sie in Zukunft nicht eher motiviert, Ihr Verhalten irgendwie zu ändern? Vergleichen Sie diese Bereitschaft mit Ihrer Motivation zur Verhaltensveränderung, wenn Sie die Botschaften der oben stehenden Tabelle erhalten hätten. Erkennen Sie den Unterschied? Ehe man nicht wirklich überzeugt ist, dass das eigene Verhalten sehr konkret einen anderen Menschen betrifft, ist man selten zu Verhaltensveränderungen bereit.
Beschreibung des Verhaltens
Spürbare und konkrete Wirkung
Gefühl
1 . Wenn du meine Bücher von meinem Schreibtisch nimmst, ohne es mir zu sagen…

bin ich frustriert und empört.
2 . Wenn du mein Gespräch mit diesen Schülern unterbrichst…

bin ich aufgebracht und verärgert.
3 . Wenn du die gesamte rote Temperafarbe nimmst…

fühle ich mich unfair behandelt.
4 . Wenn meine Filme so aufbewahrt werden, dass sie Kratzer bekommen…

bin ich besorgt.
5 . Wenn du die Materialien aus dem naturwissenschaftlichen Unterricht auf dem Tisch verstreut liegen lässt…

bin ich frustriert.
    Trotz der geringen Wahrscheinlichkeit, dass Ich-Botschaften die Wertvorstellungen eines Schülers modifizieren oder sein darauf basierendes Verhalten ändern, raten wir nicht vom Gebrauch von Ich-Botschaften ab. In seltenen Fällen wirken sie vielleicht. Außerdem können sie sich positiv auf die Lehrer-Schüler-Beziehung auswirken. Eine » Botschaft der Selbstenthüllung« (eine Ich-Botschaft ohne spürbare und konkrete Komponente) lässt einen Schüler zumindest erkennen, wo sein Lehrer steht.
    Nehmen Sie an, ein Kind würde die Zeit, die es zur Erledigung einer fälligen Verpflichtung verwenden könnte, vertrödeln. Sie könnten ihm Ihre Gefühle angesichts seines Verhaltens mitteilen, sodass diese Mitteilung später nicht als Überraschung kommt. Sie könnten zum Beispiel sagen: » Ich mache mir Sorgen, dass du mit deiner Arbeit nicht fertig wirst, wenn du immerzu nur dasitzt und aus dem Fenster starrst.« Es ist offensichtlich, dass keine spürbare Wirkung auf Sie vorhanden ist, die der Schüler Ihnen abkaufen würde. Aber diese Botschaft lässt ihn mehrere Dinge wissen:
    1.dass Sie sich des Problems bewusst sind,
    2.dass Sie sich genügend Gedanken machen, etwas darüber zu sagen,
    3.dass Sie den Schüler nicht ausschimpfen oder ihn maßregeln, sondern ihm nur Ihr Gefühl mitteilen und
    4.dass der Schüler eine geöffnete Tür findet, um darüber zu sprechen, was eigentlich los ist.
    Wie bei jeder anderen Ich-Botschaft müssen Sie dann zum aktiven Zuhören übergehen, um ihm bei seiner Reaktion auf Ihre Konfrontation zu helfen ( » Ich bin zu durcheinander, um zu arbeiten« oder » Ich habe wirklich über meine Aufgabe nachgedacht und überlegt, wo ich beginnen soll«).
    Botschaften der Selbstenthüllung veranlassen Schüler gelegentlich zu einer Verhaltensveränderung. Aber erwarten Sie nicht zu viel! Seien Sie nicht überrascht, wenn Kinder weiterhin ihr altes unannehmbares Verhalten an den Tag legen. Was immer Sie nun noch zu tun gedenken, verzichten Sie auf weitere Ich-Botschaften! Sie müssen davon ausgehen, dass die erste gehört wurde. Wenn Sie einmal Ihre Gefühle offenbart haben, sind weitere Enthüllungen unnötig. Sie würden von dem Schüler nur als Nörgelei oder Kritik aufgefasst.
    Warum Methode III Wertvorstellungskonflikte selten erfolgreich löst
    Bei Konflikten von Wertvorstellungen sind Schüler selten bereit, zusammen mit dem Lehrer eine Lösung anzustreben, und aus diesem Grunde reagieren sie auch nicht auf seine Ich-Botschaften: Sie glauben einfach nicht, dass ihr Verhalten zu einer wirklichen Deprivation oder Verletzung der Lehrkraft führt. Sie wollen das Problem nicht lösen, weil sie gar keins erkennen. Sie wollen nicht verhandeln, weil es für sie nichts zu verhandeln gibt.
    Aus diesem Grund erweist sich Methode III fast immer als unwirksam: Kinder und Jugendliche widersetzen sich der Lösung von Problemen, die ihrer Meinung nach nur in der Phantasie des Lehrers existieren oder von denen sie glauben, sie gingen die

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