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Lehrerzimmer

Lehrerzimmer

Titel: Lehrerzimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Orths
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Tür zu verriegeln. Er, Höllinger, wolle nun in einer Abstimmung die Annahme dieses Beschlusses von der GLK bestätigen lassen. Wenn also einer der anwesenden Lehrer etwas gegen den Beschluss einzuwenden habe, was sicher nicht der Fall sei, so solle er sich jetzt melden. Drei Gegenstimmen, zählte Höllinger und schnaufte ein wenig, Herr Jensen, na klar, Frau Bechtold, Herr Renner, also gut. Dann wandte sich Höllinger wieder ans Kollegium und sagte, er sehe, dass die große Mehrheit richtig entschieden habe, es sei also der Beschluss der Lehrerschaft, den wir fortan gemeinsam zu tragen hätten, ein jeder habe sich an diesen Beschluss zu halten, nur so seien wir, das ERG , in der Lage, einen Mindestsicherheitsstatus aufrechtzuerhalten, denn nur, wenn die Sicherheit unserer Schüler gewährleistet sei, könne sich Vertrauen einstellen, Vertrauen der Eltern, auch weiterhin Kinder in unsere Hände zu geben, und die Sicherheit könne nur dann gewährleistet sein, wenn wir dafür Sorge trügen, dass ein solcher Vorfall, wie geschehen im letzten Jahr, sich nie wieder ereigne. Dazu müsse weiterhin sichergestellt werden, dass die kostbaren Schlüssel, die sich in der Lehrerobhut befänden, dort so aufgehoben seien, dass kein Unbefugter sie in die Hand bekommen könne. Und um die Beobachtung dieser Sorgfaltspflicht seitens der Lehrer zu kontrollieren, habe er wie in jedem Jahr einen GSB , einen Geheimen Sicherheitsbeamten benannt. Beim GSB  – dies sage er für die neuen Kollegen – handle es sich um einen Lehrer des Kollegiums, dessen Identität niemandem außer ihm, Höllinger selbst, bekannt sei. Der GSB habe die Aufgabe, während des Schuljahres Schlüssel von Kollegen zu entwenden, die diese unachtsam auf einem Tisch oder sonstwo würden liegen lassen. Sollte dem GSB dies gelingen, würde er pro Schlüsselentwendung in der Leistungsstufenbeurteilung um einen Punkt steigen, der bestohlene, unachtsame, seinen Pflichten nicht nachgekommene Lehrer dagegen um einen Punkt zurückgestuft. So wolle er, Höllinger, vor allem die neuen Lehrer in ihrem eigenen Interesse von Anfang an auffordern, peinlich genau darauf zu achten, die Schlüssel stets bei sich zu führen und wenn möglich mit einer Schnur fest an einer Gürtelschlaufe der Hose befestigt zu halten. Den alten Lehrern dürfte dies inzwischen in Fleisch und Blut übergegangen sein. Man solle nie vergessen, schloss Höllinger, die wichtigsten Dinge an dieser Schule seien die Schlüssel, die wichtigsten Kompetenzen des Lehrers Schlüsselkompetenzen.

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    N ach der Konferenz lehnte sich die Hälfte der Lehrerschaft auf ihren Stühlen zurück, während die übrige Hälfte aufsprang, sich die Schultaschen schnappte und aus dem Lehrerzimmer stürzte. Das waren die Klassenlehrer, die für eine der Unterstufenklassen verantwortlich waren. Ich war entgegen Höllingers Ankündigung weder zwei Klassen zugeteilt worden noch einer einzigen, ich hatte aus unerfindlichen Gründen überhaupt keine Klasse als Klassenlehrer erhalten. Ich fragte nun einen der Lehrer, Bruns, Bio, Chemie, Studienrat, nach der Bibliothek. Sie war direkt durch eine Tür mit dem Lehrerzimmer verbunden. Ich ging die Regale entlang, fand nach einigem Suchen und mit großer Erleichterung das letzte noch verbliebene, ziemlich zerfledderte Exemplar von Greenline für die zehnte Klasse und wollte gerade zurück ins Lehrerzimmer treten, als ich auf der Schwelle von einem Mann mit schwarzem Bart festgehalten wurde. Stop, sagte der, das geht nicht, Sie können nicht einfach ein Buch entwenden, Miller, mein Name, Oberstudienrat, Geschichte, Latein, ich bin für die Bibliothek zuständig. Ich sagte ihm, dass ich das Buch nicht hätte entwenden wollen, dass ich jetzt gleich, nach der Klassenlehrerstunde die zehnte Klasse zu unterrichten und man mir im Sekretariat gesagt hätte, ich könne ein Exemplar des Lehrbuches in der Lehrerbibliothek finden. Das sei richtig, sagte Miller, aber ich könne das Buch nur ausleihen, wenn ich diese grüne Leihkarte hier ausfüllen würde. Sehr gern, sagte ich, nahm die Karte, füllte sie aus und gab sie Herrn Miller zurück. Der schüttelte den Kopf und sagte, er müsse sich an die Vorschriften halten, er könne mir das Buch nur geben, wenn ich neben der ausgefüllten Leihkarte auch den entsprechenden Lehrerleihausweis besäße, dessen Nummer er unabdingbarerweise auf der grünen Leihkarte einzutragen hätte. Wo ich diesen Lehrerleihausweis bekommen könne? fragte ich. Im Sekretariat,

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