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Leibniz, Newton und die Erfindung der Zeit (German Edition)

Leibniz, Newton und die Erfindung der Zeit (German Edition)

Titel: Leibniz, Newton und die Erfindung der Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas de Padova
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zurückführen lassen. Um beispielsweise die Vegetation von Metallen oder das Wachsen einer Pflanze aus einem Samenkorn zu erklären, reichten Kollisionen und wechselnde Anordnungen von Partikeln seiner Ansicht nach nicht aus. Newton glaubte an ein lebendiges Agens. Seine unermüdlichen Experimente etwa zur Transmutation von Metallen sollten ihn auf die Spur dieses im All verstreuten »vegetativen Geistes« führen.
    Als er Ende 1679 Hookes Briefe erhielt, standen seine Äthervorstellungen einer allgemeinen Gravitationstheorie noch im Wege. Bald darauf stellte er den Äther erneut auf den Prüfstand, und zwar wiederum mit einem Pendelversuch, allerdings einem viel raffinierteren. Diesmal versuchte Newton, den Widerstand jenes unsichtbaren ätherischen Stoffes zu ermitteln, der in die Poren aller festen Körper eindringt.
    Als Pendelgewicht befestigte er eine leere Kiste an einem dünnen Seil, maß die Schwingungsweite nach der ersten, zweiten und dritten Schwingung. Anschließend wiederholte er das gleiche Experiment, indem er die Kiste nacheinander mit Blei und anderen Metallen füllte. Der Widerstand der vollen Kiste war allerdings stets genauso groß wie der des leeren Behälters. Der durch den Äther hervorgerufene Widerstand im Innern der Box konnte also gegenüber dem Widerstand der äußeren Oberfläche nur verschwindend klein sein. Newton, für sorgfältige Messungen bekannt, schätzte das Verhältnis auf etwa 1 zu 6000.
    Den hypothetischen Äther gab es also möglicherweise doch nicht. 72 Jedenfalls geriet die Ätherhypothese gehörig ins Wanken, sodass ihm zahlreiche Phänomene, die er bei seinen alchemistischen Experimenten beobachtet hatte, rätselhafter erschienen als je zuvor. Sollten sie statt auf den Äther auf verborgene Kräfte zurückzuführen sein? Böten solche Kräfte, wenn sie über größere Distanzen wirken, auch eine Möglichkeit, die Schwere zu erklären? Newton freundete sich mit dem Gedanken an, dass sich die Planeten in einem ansonsten leeren Weltraum bewegen.
Zeichen des Himmels
    Unterdessen tauchte Anfang Dezember 1680 ein riesiger Komet am Himmel über Cambridge auf. Newton skizzierte den langen Schweif, der über dem Giebel des College-Gebäudes leuchtete, und verfolgte Nacht für Nacht den Lauf des Himmelskörpers. Der Leiter der Königlichen Sternwarte in Greenwich hatte bessere astronomische Instrumente zur Hand als er. John Flamsteed hielt Newton über seine Messungen auf dem Laufenden. Am 15.Dezember ließ er ihm ausrichten, der Komet sei schon im Monat November vor Sonnenaufgang sichtbar gewesen. Aus allem, was er über Kometen gelernt habe, hätte er seinerzeit geschlossen, er müsse um die Sonne herumlaufen und im Dezember erneut erscheinen. Das sei nun eingetreten. 73
    Flamsteed vermutete, dass sich Kometen ähnlich verhalten wie Planeten, dass es sich also auch bei diesen exotischen Schweifsternen um Himmelskörper handelt, die um die Sonne ziehen Ähnlich wie vor ihm Johannes Kepler spekulierte er darüber, ob Kometen aus einem Brennstoff bestehen, der sich mit der Zeit verbraucht. Er fragte sich auch, ob sie möglicherweise durch eine magnetische Kraft der Sonne von dieser angezogen werden und so in den Sonnenwirbel hineingeraten. 74
    Erst Ende Februar 1681 erläuterte ihm Newton in zwei weiteren Briefen seine Sicht der Dinge. Und wieder sehen wir, wie weit der Mathematiker aus Cambridge noch von einer universellen Gravitationstheorie entfernt war. Newton bezweifelte, dass es sich bei den beiden Kometen um ein und dasselbe Objekt handelte, und riet Flamsteed von einer Veröffentlichung der Ergebnisse ab. 75
    Wie sich im Lauf des kurzen Briefwechsels herausstellte, waren Newtons eigene Beobachtungsdaten fehlerhaft. Auf Flamsteeds Korrekturhinweise reagierte er zwar nicht mehr, versuchte aber nun selbst, eine Umlaufbahn des Kometen um die Sonne zu errechnen. Von da an sammelte er Daten über historische Kometenereignisse und bereitete sich auf die nächste Gelegenheit vor, die Bahn eines solchen Schweifsterns möglichst präzise zu ermitteln.
    Während der Ausarbeitung seiner Principia , im September 1685, teilt Newton dem erstaunten Flamsteed schließlich mit, er halte es für »sehr wahrscheinlich«, dass Flamsteed mit seiner Kometentheorie richtig liege. Eben dies wolle er nun prüfen, ihm fehlten aber präzise Beobachtungsdaten zu dem fünf Jahre zuvor gesichteten Kometen. Wie schon zuvor versorgt ihn Flamsteed umgehend mit exakten Angaben. 76
    Die Kometen runden das

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