Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leiche in Sicht

Leiche in Sicht

Titel: Leiche in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
Vom Netzwerk:
Tochter?»
erkundigte sich Mavis. «Du hast doch gesagt, daß die beiden Familien einen
Haufen Kinder im Teenager-Alter hätten.»
    «Ja, da war ein Mädchen, so fünfzehn,
sechzehn, mit bunten Strähnen in den Haaren.»
    «Sehr gut. Die ist genau die Richtige
für dein Problem. Wenn überhaupt jemand — dann wird sie sich daran erinnern. In
ihrem Alter hat man nichts anderes im Kopf als Sex und Klamotten.»
    Mr. Pringle rief Mrs. Hanson an und
erklärte ihr, daß er ihre Tochter sprechen müsse. «Donna hat vor kurzem eine
Lehre als Friseuse angefangen», sagte Mrs. Hanson. «Sie ist gerade erst drei
Wochen in dem Salon tätig. Ich glaube kaum, daß sie jetzt schon so einfach
freibekommen wird, bloß um mit Ihnen zu reden.»
    «Ihr Einverständnis vorausgesetzt,
würde ich gerne bei dem Geschäft Vorbeigehen und ihr dort ein paar Fragen
stellen. Natürlich nur, wenn ihr Chef nichts dagegen hat.»
    «Mir soll es recht sein. Sie können
dort sagen, ich sei einverstanden.»
    Der Salon lag an der Hauptstraße und
war nur über einen Aufgang zu erreichen, dessen Wände mit grünem Filz ausgeschlagen
waren. Zu beiden Seiten der Treppe hingen riesige Porträtfotos. Mr. Pringle
konnte sehen, daß sich die Symphonie in Grün hinter den Spiegelglastüren am
oberen Ende offenbar fortsetzte. Das Smaragdgrün des Teppichs spiegelte sich in
der silbern ausgeschlagenen Decke. In der Mitte des Raumes stand ein glänzender
High-Tech-Turm, von dem zahlreiche Waschbecken abgingen. Eine Reihe von Frauen
saßen, den Kopf wie zum Opfer zurückgelegt, mit gespreizten Beinen, und
genossen die Zuwendung, die sie erfuhren. Jede von ihnen war in einen
grün-schwarz gestreiften Umhang gehüllt.
    «Sie wünschen? Wir bedienen nur Damen!»
Das Mädchen am Empfang war, wie zum Protest, in dunkles Rot gekleidet.
    «Ich würde gerne mit Miss Donna Hanson
sprechen, wenn sie frei ist. Es dauert nicht lange. Ihre Mutter hat es mir
gestattet.» Sie ließ ihn warten, so daß sämtliche Friseusen, eine nach der
anderen, einen Blick auf ihn werfen und kichernd wieder verschwinden konnte.
Doch dann kam plötzlich ein Mann die Wendeltreppe herunter, und die Atmosphäre
änderte sich. Mr. Pringle öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch das Mädchen
am Empfang kam ihm zuvor: «Der Herr hier möchte Donna sprechen, Mr.
Christophen»
    «Haben Sie schon nach ihr geschickt?»
    «Ich wollte erst fragen, ob es Ihnen recht
ist.»
    «Worum geht es denn überhaupt? Hat es
nicht Zeit? Um eins hat sie eine halbe Stunde Mittagspause.» Aber Mr. Pringles
Zeit war knapp bemessen.
    «Nein, es handelt sich um eine
dringende polizeiliche Angelegenheit», sagte er mit ruhiger Autorität. Er
staunte über sich selbst. Zu diesem Mittel hatte er bisher noch nie gegriffen.
Aber es wirkte! Ohne ein weiteres Wort trat Mr. Christopher hinter den
Empfangstisch und drückte auf einen Knopf. Die Wand schwang zur Seite und gab
den Blick frei auf das dahinterliegende kleine Kabuff.
    ‘ «Bitte... Hier sind Sie ungestört.
Und du», sagte er zu dem Mädchen gewandt, «ruf Donna.» — «Mir wäre es lieber»,
bat Mr. Pringle, «wenn Sie bei dem Gespräch zugegen sein könnten.» Sich in
diesem kaum schrankgroßen Zimmer allein mit einem minderjährigen Mädchen
aufzuhalten, war ihm dann doch zu heikel. Er senkte den Blick, um nicht
unentwegt auf Mr. Christophers silbergrüne Augenlider zu starren, doch die
schwarzlackierten Fingernägel, die er statt dessen entdeckte, waren für ihn
kaum weniger schwierig zu verkraften.
    Donna war in ein wildes Gemisch aus
Rosa und Orange gekleidet, vielleicht um sich gegen das Grün des Salons
abzusetzen. «Ja?» Mr. Pringle hatte ernsthafte Befürchtungen, daß sie ihn
möglicherweise überhaupt nicht mehr erkennen könne.
    «Sie erinnern sich doch sicher an den
Segeltörn vor ein paar Wochen. In Griechenland», begann er vorsichtig. «Ich war
auf der Capricorn, zusammen mit Matthew und Elizabeth.»
    «Und?»
    «Weißt du vielleicht noch, wie die
Damen an dem ersten Abend in Parga gekleidet waren?»
    «Scheußlich!»
    «Ich bin weniger an deiner Meinung
interessiert, Donna, als an der tatsächlichen Kleidung. Haben sie Kleider
getragen oder Rock und Bluse? Kannst du dich daran vielleicht noch erinnern?»
Er zog Notizbuch und Stift aus der Tasche. «Vielleicht ist es am besten, wir
machen es Boot für Boot. Es waren ja nur sieben...» setzte er mit einem
Seitenblick auf Mr. Christopher eilig hinzu.
    Donna begann die Namen der

Weitere Kostenlose Bücher