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Leiche in Sicht

Leiche in Sicht

Titel: Leiche in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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hat?»
    «Muß wohl. Als Clarke dann kam, war sie
anscheinend schon wieder weg. So stelle ich es mir jedenfalls vor, erzählt hat
sie mir davon nichts.» Mr. Pringle wollte gerade die nächste Frage stellen,
doch Matthew legte den Dessertlöffel beiseite und sagte: «Mavis, diese Melone
hat herrlich geschmeckt.» Mavis räumte die Teller ab und ging in die Küche, um
den nächsten Gang zu holen, «Betrunkenes Huhn›, wie Mr. Pringle das Gericht
nannte, weil Mavis für die Soße immer soviel Wein nahm.
    «Du und Elizabeth — ihr habt euch also
im Restaurant getroffen», fuhr Mr. Pringle fort. «Da muß es doch schon später
Nachmittag gewesen sein, oder?»
    «Ja. Wir haben ein bißchen was
getrunken und sind dann aufgebrochen nach Parga, um dort noch einen Bummel zu
machen, bevor wir zum Barbecue gingen.»
    «Noch eine Kartoffel, Matthew?»
    «Ja, bitte. Eigentlich sollte ich ja
aufhören, aber es schmeckt so gut. Die Soße ist ein Gedicht!»
    «Du solltest viel schwarzen Kaffee
trinken, bevor du dich nachher ans Steuer setzt», sagte sein Onkel warnend. «Habt
ihr in Parga übrigens jemanden von der Reisegruppe getroffen?»
    «Kann schon sein», Matthew zuckte die
Achseln, «aber ich weiß es nicht genau. Der ganze Ort wimmelte nur so von
Tagestouristen, die auf dem Weg zurück zur Fähre waren.»
    Mr. Pringle nickte. Er konnte sich das
Getümmel vorstellen. «Und auf dem Weg zurück zum Hafen — habt ihr da jemanden
von unserer Gruppe gesehen?»
    «Möglich», sagte Matthew, «aber ich
kann es dir wirklich nicht genau sagen. Warum willst du es denn überhaupt
wissen?»
    «Ich habe mich gefragt, ob es,
abgesehen von Roge, noch irgend jemanden gegeben hat, der mit Liz an dem
Nachmittag gesprochen hat.»
    «Ach so. Ich glaube nicht. Liz und ich
waren ja fast die ganze Zeit über zusammen. Für die Rückfahrt haben wir den Kai’k
genommen — das muß um die Zeit gewesen sein, als du im Strandrestaurant gesessen hast. Als wir dann zurück an Bord waren, ist Liz eingefallen, daß sie
ja das Kleid anziehen könnte, das du ihr geschenkt hast.»
    «Und dann schrieb sie ihre zweite
Nachricht, diesmal an mich?»
    «Ja», sagte Matthew. Seine Stimme klang
plötzlich belegt. «Das Kleid stand ihr gut, nicht?»
    «War das das Kleid, das sie anhatte,
als... es passierte?» fragte Mavis dazwischen.
    «Ja.»
    Einen Moment lang herrschte Schweigen.
    «Ich frage mich», begann Mr. Pringle,
«wieso Clarke euch nicht gesehen hat, als ihr an Bord zurückkamt.» Mavis
blickte ihn stirnrunzelnd an, und er glaubte, ihr eine Erklärung geben zu
müssen. «Die Mole war sehr schmal, und wir mußten, wenn wir zur Capricorn wollten, immer an der Libra vorbei.»
    «Das kann ich dir sagen», antwortete
Matthew und legte die Serviette beiseite. «Sie waren schon oben auf der
Lichtung, es war ja schon dunkel, als Liz und ich zurückkamen. Daß es so spät
geworden war, war meine Schuld. Aber nachdem ich diesen Berg Holz
hochgeschleppt hatte, dachte ich, ich hätte ein Recht auf ein bißchen
Ausspannen. Und ich wollte auch nicht, daß Liz von dem Gegrillten aß... Ihr
Magen war immer noch nicht ganz in Ordnung.»
    «Das war auch sehr rücksichtsvoll von
dir gedacht!» sagte Mavis und warf Mr. Pringle einen mißbilligenden Blick zu.
«Weißt du, mein Lieber, dein Neffe hat das doch schon in aller Ausführlichkeit
der Polizei erzählt. Können wir nicht heute abend einmal von etwas anderem
reden?»
    «Entschuldigt», sagte Mr. Pringle
zerknirscht, «ich wollte nur für mich noch mehr Klarheit schaffen. Das Gespräch
neulich mit Mrs. Harper hat mich nachdenklich gemacht.»
    Eine Weile sagte niemand etwas.
    «Hat Roge ihr irgend etwas erzählt, das
neu für uns wäre?» fragte Matthew.
    «Ich glaube, nicht. Übrigens, Mavis,
ich habe das Gefühl, der Alkoholanteil in deinen Soßen wird immer höher.
Hoffentlich komme ich nachher noch die Treppen hoch.»
    «Ach, davor habe ich keine Angst»,
sagte sie und zwinkerte ihm zu. «Um die Schlafenszeit herum bist zu meistens wieder
ganz frisch und erholt.»
    «Wie geht es eigentlich Maureen?»
erkundigte sich Matthew.
    Mavis seufzte. «Der Tod von Roge hat
sie schwer getroffen. Sie tut mir unendlich leid. Sie ist eine so liebe Frau.
Ich hoffe, daß sie, wenn sie erst einmal über die ganze Sache weg ist, wieder
einen netten Mann findet. Sie gehört zu der Sorte Frauen, die jemanden
brauchen, der sich um sie kümmert.»
    «Es muß schrecklich sein, wenn der
Partner Selbstmord begeht und man allein

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