Leichenfund - Killer Heat
sein Halfter und leuchtete mit der Taschenlampe über den Boden. Als er über eine Planke pustete, wirbelten Sägespäne auf.
»Was ist in dem Loch?«, fragte ich.
Mike und Edenton richteten den Lichtstrahl hinein. »Bärenfallen, wie ich dachte«, sagte der Sergeant stolz. »Gut, dass es hier oben kühler ist. Der Leichengeruch ist noch nicht so schlimm, wie ich vermutet hätte.«
»Wie wär’s, wenn Sie sich auf den Weg machen, Sarge? Und melden Sie den Jeep als gestohlen, ja? Mein Boss will bestimmt in ganz Nordamerika danach suchen lassen.«
Mike wartete, bis Edenton außer Sichtweite war, und leuchtete das Innere der Hütte weiter ab. Mercer sah sich bereits im Wohnbereich um und unterzog jede Holzplanke vorsichtshalber einem Fersentest, bevor er den Fuß aufsetzte.
»Erinnert dich das an etwas?«, fragte Mercer.
»Die Falltür auf Bannerman Island«, sagte Mike. »Sieht so aus, als hätte Junior seinem Vater etwas abgeschaut. Und ihn obendrein mit seiner eigenen Waffe umgebracht.«
Mike nahm zwei Paar Latexhandschuhe aus seiner Gesäßtasche; sie gehörten zu seiner Standardausrüstung. Ein Paar warf er Mercer zu, bevor er sich auf Knien neben der Leiche niederließ.
»Vermutlich kam Troy aus einem bestimmten Grund hierher. Er kannte den Ort noch aus seiner Kindheit. Vielleicht wollte er mit seinem Vater sprechen, ihn zur Rede stellen. Oder er hat etwas gesucht, was hier aufbewahrt oder versteckt ist.«
»Oder er wollte hier etwas verstecken«, sagte Mercer. »Vielleicht hat er auch den Jeep seines Vaters geklaut, aber wie ist er dann überhaupt hierhergekommen?«
»Denk an die geografische Lage, Mercer«, sagte Mike. »Sollte Troy Connie Wade umgebracht und sie nach Bannerman Island geschafft haben, dann hat er dafür Kiernans Lieferwagen benutzt. Mit oder ohne Kiernan als Komplizen.«
»Das ist keine Antwort auf meine Frage.«
»Also hat er - oder haben sie - den Lieferwagen im Wald abgestellt, richtig? Wir sind hier im Norden von New Jersey, ungefähr auf gleicher Höhe mit der Stelle, wo man auf der anderen Seite des Hudson River den Lieferwagen fand. Vielleicht ist er getrampt oder mit dem Bus nach Colesville gefahren und dann zu Fuß hier hochgelaufen, um seinem Vater einen Besuch abzustatten.«
Während er redete, inspizierte er Rasheeds Verletzungen; er besah sich den Kopf und schob das blutverschmierte Hemd über der klaffenden Brustwunde zur Seite.
»Was für ein Prachtstück! Mercer, sieh dir das mal an! Und du, Coop, du bleibst, wo du bist. Und versuch auch nicht hinzusehen. Das ist schlecht für deine Gesundheit.«
Mike starrte fasziniert auf die Waffe, die dem Toten aus der Brust ragte.
»Wovon redest du?«, fragte Mercer, der auf der anderen Seite der Leiche stand.
»Siehst du die Markierungen? Ich würde sagen, preußische Armee, 1890er Jahre.«
»Wie kommt man an so etwas ran?«
»Man würde es über den Bannerman-Katalog bestellen.«
Mike zeigte auf die Verbindungsstelle zwischen dem Schwertgriff und dem Gewehrlauf.
»Nachdem den Bauern in Bayonne das Pulver und die Munition ausgegangen waren, hatten sie ihre Jagdmesser in die Mündung ihrer Musketen gerammt, um sie wie Speere zu gebrauchen. Eine Zufallsentdeckung, die für die nächsten Jahrhunderte die Kriegsführung veränderte.«
»Bayonne, New Jersey?«, fragte ich, in der Annahme, dass er vom Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg sprach.
»Bayonne, Frankreich.«
Mercer ging nach nebenan. Mike rief ihm hinterher. »Was ist dort?«
»Das Schlafzimmer oder so ähnlich. Der Typ schlief auf einer Pritsche. Einer Art Armeefeldbett.« Er hielt inne. »Kommt mal her.«
Ich folgte Mike und sah im Schein der Taschenlampen die olivgrüne Decke, unter der Wilson Rasheed geschlafen hatte.
Mike tastete mit den Fingern den Saum entlang, bis er das alte McCallan-Brothers-Etikett fand. »Das dürfte ausreichen, um Troy Rasheed mit den Morden an Elise Huff und Connie Wade in Verbindung zu bringen. Wir können nur hoffen, dass die Spurensicherung von Colesville den Tatort nicht unbrauchbar macht, bevor unsere Leute hier sind.«
Mercer zündete eine Kerosinlampe an, die auf einem kleinen Tisch neben der Pritsche stand. Wir ließen uns Zeit, bis sich unsere Augen an das Licht gewöhnt hatten, und sahen uns dann um. Die selbst gezimmerten Holzregale waren mit militärischen Ausrüstungen vollgestellt und die Wände über und über mit alten Soldatenfotos bedeckt. Dazwischen hingen an zerschlissenen Bändern Medaillen aller Art, so
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