Leichenfund - Killer Heat
wie man sie oft auf Flohmärkten fand - und wobei ich mir stets die Frage stellte, wie es wohl dazu gekommen sein mochte, dass die Nachfahren den einstigen Helden keine Ehre mehr erweisen wollten.
Mercer öffnete die einzige andere Tür im Raum. In dem kleinen Wandschrank befanden sich eine Kleiderstange und einige Kleidungsstücke: Khakihemden, eine Hose und eine Tarnjacke, die vom Bügel gerutscht war. Sie lag auf einem Stapel ordentlich zusammengefalteter grüner Decken - vielleicht acht bis zehn Stück an der Zahl. Daneben standen, fein säuberlich aufgereiht, gut und gerne an die zehn Gewehre und Bajonette.
Mike verließ den Raum. »Es muss doch irgendwo eine Küche geben.«
Mercer warf noch einen Blick in den Wandschrank, dann folgten wir Mike.
Gegenüber der Eingangstür führte ein Durchgang zu einem Zimmer im hinteren Bereich der Hütte.
Mike hatte eine zweite Kerosinlampe angezündet und besah sich die Einrichtung.
»Nur eine Kochplatte.«
Er zeigte auf Rasheeds Sammlung von zerbeulten Töpfen und Pfannen und einen Schrank voller Lebensmittelkonserven. An der Wand stapelten sich mehrere Sechserpacks Bier, und auf der Ablage lag Lakritze. Es gab einen kleinen Picknicktisch, an dem Rasheed seine Mahlzeiten eingenommen hatte, und auch hier waren die Wände mit Fotos von Männern in Kampfausrüstung geradezu tapeziert.
Mike zog die Schubladen auf, fand aber nichts Interessantes. Dann öffnete er die mit einem Sichtfenster versehene Tür hinter dem Tisch, die in einen Garten führte.
In zehn Metern Entfernung befand sich ein winziger Holzverschlag. »Damit wäre auch diese Frage geklärt«, sagte Mike. »Das muss die Latrine sein.«
Mercer blieb in der Tür stehen und leuchtete Mike den Weg.
Er ging zur Tür und spähte hinein. »Nichts Ungewöhnliches. Ein Loch im Boden, und daneben eine Taschenlampe. Hier riecht’s schlimmer als vorne bei der Leiche.«
Mike ging langsam um die Latrine herum. Sowohl der Regen als auch der Wind hatten zugenommen.
Wir hörten ein Knarren und blickten uns auf dem Grundstück um. In einem der knorrigen alten Bäume befand sich ein Baumhaus, wie man es für Kinder baut. Mike ging zu dem Baum, legte die Taschenlampe auf den Boden und begann, die Leiter hochzuklettern. Als er die vierte Stufe erreicht hatte, rief er uns zu, dass die nächsten beiden Stufen fehlten und er das Baumhaus deshalb lieber den anderen Polizisten überlassen würde.
Mike drehte sich zu uns um und hielt inne. Er bückte sich und ließ den Lichtstrahl über den Boden wandern.
»Was ist?«, fragte Mercer.
»Der Boden ist uneben. Bestimmt wieder eins von Wilsons Spielchen.«
»Mach langsam, Mike.«
Mike kroch auf allen vieren Zentimeter um Zentimeter vorwärts, wobei er Steine und Erde aus dem Weg räumte. Nachdem er ein Loch freigelegt hatte, griff er nach einem Ast und stocherte damit in der Öffnung herum. Wir hörten, wie eine Eisenfalle zuschnappte.
Mike robbte ein paar Meter nach links, legte ein zweites Loch frei und wiederholte das Ganze. Wieder schnappte eine Falle zu.
Er richtete sich auf. »Falls Troys Papa die auf dem ganzen Grundstück versteckt hat, dann muss er echt einen Sprung in der Schüssel gehabt haben.«
Mercer blickte in eines der Löcher. »Welche Farbe haben die Fallen, Mike? Leuchte mal da rein.«
»Sie sind schwarz, Mann. Sie -«
Jetzt sah auch ich, dass etwas in der Tiefe glänzte.
»Schnell, Coop. Nach den vielen Suppendosen zu schließen, hat der Typ bestimmt eine Schöpfkelle in der Küche. Ich brauche etwas mit einem langen Griff.«
In den Schubladen fand ich nichts Größeres als Esslöffel. Ich öffnete einen Schrank; neben einem dreckigen Wischmop und einem zerrupften Besen standen drei lange Schwerter. Da es zu spät war, um sich noch über Fingerabdrücke Gedanken zu machen, zerrte ich eins der Schwerter so heftig heraus, dass die anderen umfielen.
»Was anderes habe ich nicht gefunden.« Ich zwängte mich an Mercer vorbei und ging neben Mike auf die Knie.
Er führte das Schwert bis zum Schaft in das Loch ein und zog dann einen weißen Baumwollblouson mit Epauletten und glänzenden Goldknöpfen heraus.
»Amber Bristol«, sagte ich. »Das hatte sie an dem Abend an, als sie verschwand.«
43
Knapp eine Stunde später trafen vier Hilfssheriffs und der Coroner auf Wilson Rasheeds Grundstück ein. Mike hatte unterdessen über ein Dutzend Kleidungsstücke aus dem Loch gefischt sowie eine ganze Sammlung darin eingewickelter Sexspielsachen, die vermutlich
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