Leichenfund - Killer Heat
nicht mehr genutzt und -«
»Der Fährverkehr nach Brooklyn wurde 1938 eingestellt, wie Sie wahrscheinlich wissen. Aber die Anlegestelle wurde noch viele Jahre von der Armee benutzt, als diese auf Governors Island stationiert war. Ich engagiere mich seit Jahren für die Restaurierung und Umwidmung des Gebäudes.«
Mike würde die militärische Vergangenheit von Ambers Todeskammer bestimmt ebenso interessant finden wie die Tatsache, dass Ackerman bestens damit vertraut war.
»Haben Sie jemals mit Amber darüber gesprochen?«
Er konnte nicht widerstehen, sich selbstgefällig in die Brust zu werfen. »Sie legte Wert darauf, alle meine Texte zu lesen. Sie war ein sehr intelligentes Mädchen. Ich kann mich nicht erinnern, speziell über diese Kolumne mit ihr gesprochen zu haben, aber Amber hat sie bestimmt gekannt.« »Es war klug von Ihnen, den Bezirksstaatsanwalt zu kontaktieren, Mr Ackerman. Auf diese Weise können wir einen Termin vereinbaren, damit Detective Chapman Sie nicht zu einer für Sie ungünstigen Zeit aufsuchen muss.«
Er stand auf. »Sie werden also nicht im Büro anrufen? Die Presse wird davon nichts erfahren?«
»Mr Battaglia wird sich darum kümmern.« Mein Boss war ein Genie, was den Umgang mit den Medien anging. »Wann hat Amber in jener Nacht Ihr Büro verlassen?«
»Kurz nach Mitternacht«, sagte Ackerman. »Gekommen war sie so gegen elf. Da bin ich mir ziemlich sicher.«
»Das werden wir ja sicherlich anhand des Besucherregisters überprüfen können.«
»Ja, ich denke schon.«
»Und Sie? Haben Sie zusammen mit ihr das Büro verlassen?«
»Nein, das habe ich nicht. Ich weiß, worauf Sie hinauswollen, Ms Cooper. Nein. Möglich, dass ich sie hinausbegleitet habe, um ihr ein Taxi zu rufen. Wie man es als Gentleman eben so macht. Aber danach bin ich ganz sicher noch einmal hinauf in mein Büro, um abzuschließen.«
»Hat Amber gesagt, ob sie noch etwas vorhatte?« Ich legte die Hand auf den Türknauf.
»Sie war, glaube ich, noch mit jemandem in einer Bar verabredet. Ich weiß noch, dass sie wütend auf ihren Freund war. Vielleicht wollte sie ihn eifersüchtig machen. Amber wusste genau, wie sie einen auf die Palme bringen konnte.«
9
»Heute möchte ich Sie auf eine Zeitreise in die Vergangenheit mitnehmen«, sagte ich zu den zwölf Geschworenen und den vier Stellvertretern auf der Geschworenenbank. Von den jeweils acht Männern und Frauen unterschiedlichster Ethnien waren zum Tatzeitpunkt gerade mal vier überhaupt geboren gewesen.
Im Saal befanden sich nur wenige Zuschauer. Stattdessen drängelten sich die Reporter in einem Gerichtssaal auf der gegenüberliegenden Straßenseite, wo gegen einen jungen Rapstar verhandelt wurde, der in einem Nachtclub in Midtown um sich geballert hatte, weil ihn der Geschäftsführer vor die Tür setzen wollte.
Das war gut für Hastings, die nicht darauf erpicht war, ihre Vergewaltigung noch einmal in aller Öffentlichkeit zu durchleben. Aber ich konnte nicht übersehen, dass mich ein junger Mann, der in der ersten Reihe saß, wütend anfunkelte. Er war schon am Vortag mit den Latin Princes da gewesen. Dass er die Sicherheitskontrollen im Flur passiert hatte, beruhigte mich etwas, aber er war bestimmt nicht gekommen, um mir zu applaudieren.
»Die Ereignisse, die Ihnen die Zeugin gleich schildern wird, trugen sich in den frühen Morgenstunden des 10. Juli 1973 zu. Kerry Hastings war zweiundzwanzig Jahre alt, als ihr Leben durch die Begegnung mit Floyd Warren für immer verändert wurde. Aber zuerst möchte ich Ihnen noch ein paar Informationen geben, damit Sie die Tat in ihren historischen Kontext einordnen können. Der damalige Präsident der Vereinigten Staaten war Richard Nixon.« Ich hatte die Lexikoneintragungen für das betreffende Jahr an meiner Praktikantin, einer Studentin, getestet. Da sie noch nie von Spiro Agnew gehört hatte, ließ ich den Rücktritt des damaligen Vizepräsidenten unerwähnt. Ebenso wie den Waffenstillstand, der den Rückzug der amerikanischen Bodentruppen aus Vietnam einleitete - angesichts der jüngsten Militäreinsätze ein heikles Thema.
»Eine Briefmarke kostete acht Cent. Elvis - Elvis Presley, nicht Elvis Costello - sang nicht weit von hier im Nassau Coliseum vor ausverkauftem Haus, und Der Pate gewann den Oscar als bester Film des Jahres.« Ich sah die Geschworenen an, die während des Auswahlverfahrens bei der Frage nach ihren Hobbys Kino und Film angegeben hatten. Und ich nickte der Nummer sechs zu - einem
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