Leichenfund - Killer Heat
hatte mich geirrt.
10
»Nein, Euer Ehren, ich möchte keine Vertagung beantragen. Lassen Sie uns einfach weitermachen«, sagte ich.
Eine Stunde war vergangen. Lamont hatte zwischenzeitlich eine Verhandlungspause angeordnet, damit wir uns wieder sammeln konnten. Der Ruhestörer, Ernesto Abreu, war verhaftet und in Handschellen abgeführt worden. Wegen der beschädigten Sicherheitsschranke mussten jetzt alle Zuschauer vor Betreten des Gerichtssaals abgetastet werden, und Louie Larsen würde die Prozedur garantiert so hinauszögern, dass wir ohne weitere Unterbrechungen oder ungebetene Gäste fortfahren konnten.
Die Geschworenen wurden angewiesen, den Vorfall zu ignorieren und untereinander nicht darüber zu sprechen. Nachdem sie mich bis dahin in der Mehrheit noch freundlich angelächelt hatten, stellten sich zumindest einige von ihnen jetzt bestimmt die Frage, ob an Abreus Behauptung nicht doch etwas dran war.
Kerry Hastings hatte sich noch nicht wieder unter Kontrolle. Obwohl sie noch immer fest entschlossen war, ihre Aussage zu machen, war sie jetzt sichtlich nervöser und emotionaler als zuvor.
Die Geschworenen lauschten ihr aufmerksam, offensichtlich beeindruckt von ihrer Unerschrockenheit, mit der sie ihrem Gegner trotz seiner wiederholten Morddrohungen die Stirn geboten hatte.
»Ich möchte Sie jetzt bitten, sich umzuschauen und uns zu sagen, ob sich der Mann, der Sie 1973 vergewaltigt hat, heute in diesem Gerichtssaal befindet.«
Hastings rutschte nervös auf ihrem Sitz hin und her und blickte zu Floyd Warren. »Dazu kann ich nichts sagen. Ich konnte sein Gesicht damals nicht sehen, deshalb kann ich ihn jetzt nicht identifizieren.«
Einige Geschworene sahen mich fragend an, als wollten sie aus meiner Reaktion sehen, ob das ein Rückschlag für die Staatsanwaltschaft war. Ihnen war noch nicht klar, dass die DNA-Beweise überzeugender waren als eine Identifizierung durch Augenzeugen.
Warren hielt dem Blick seines Opfers stand und schüttelte langsam den Kopf.
Ich beendete meine Vernehmung mit der Bitte, dem Gericht den Ablauf der ärztlichen Untersuchung zu schildern, der sie sich in jener Nacht unterzogen hatte, und fragte sie, was der Vergewaltiger angehabt hatte.
»Das gehört ihm«, sagte sie, als ich ihr ein langärmeliges gelbes Hemd mit großen weißen Punkten reichte. »Ich konnte das Muster trotz der Dunkelheit erkennen. Ich lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Bett, aber ich habe seine Hand nicht aus den Augen gelassen, weil ich sehen wollte, was er mit dem Messer macht.«
»Hat der Angeklagte etwas gestohlen?«, fragte ich.
»Ja, Ms Cooper. Er nahm sechs Dollar - sechs Eindollarscheine - aus meiner Handtasche, die neben der Tür auf einem Stuhl lag.« Kerry Hastings sah die Geschworenen an. »Und er hat mir mein Leben geraubt.«
»Ich habe keine weiteren Fragen, Euer Ehren.«
»Mr Grassley, sind Sie bereit fortzufahren?«
»Ja, Sir.«
Grassley hatte die Reaktionen der Geschworenen beobachtet und daraus klugerweise abgeleitet, dass ihm die altbewährte Methode, die Glaubwürdigkeit des Opfers in Frage zu stellen, in diesem Fall keinen Erfolg bringen würde. Stattdessen wählte er die klassische Strategie, die sich seit Bestehen der Opferschutzgesetze eingebürgert hatte - er argumentierte, Kerry Hastings sei in der Tat etwas Schreckliches widerfahren, dass die Staatsanwaltschaft Floyd Warren jedoch zu Unrecht verdächtige - ein Argument, dem Ernesto Abreus gut getimter Ausbruch im Gerichtssaal Aufwind verlieh.
Das Kreuzverhör von Kerry Hastings - das bei der ersten Verhandlung eine so traumatische Erfahrung für sie gewesen war - dauerte dieses Mal nur zwölf Minuten. Sie selbst schien am meisten überrascht, als Richter Lamont sie aus dem Zeugenstand entließ.
Der Nachmittag verlief ebenso zügig. Die Beweismittelaufnahme war gerade erst eröffnet, als die Zeugin Rosemarie Quiggley vom Gerichtsmedizinischen Institut zur Analyse des Spermaflecks in Hastings Slip befragt wurde. Die forensische Biologin, die zum Tatzeitpunkt ebenfalls noch nicht auf der Welt gewesen war, beschrieb die robuste Beschaffenheit von Sperma; noch dreißig Jahre nach der Tat war eine brauchbare Probe für die Erstellung eines DNA-Profils vorhanden.
»Haben Sie auch den Speichelabstrich untersucht, den Detective Mercer Wallace dem Angeklagten nach dessen Verhaftung abgenommen hat?«
»Ja.«
»Konnten Sie die beiden Proben miteinander abgleichen?«
»Ja, ein Vergleich der beiden DNA-Profile ergab eine
Weitere Kostenlose Bücher