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Leichenfund - Killer Heat

Titel: Leichenfund - Killer Heat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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erloschen waren.
    Ich bat sie zu berichten, was sich in jener Nacht ereignet hatte, nachdem sie zu Bett gegangen war.
    »Ich wurde durch ein Geräusch auf der Feuertreppe geweckt. Mein Bett stand direkt neben dem Fenster und weil es in jener Nacht so warm war, hatte ich es offen gelassen.«
    Während sie meine Fragen beantwortete, begann der junge Mann in der ersten Reihe zu husten.
    »Können Sie dieses Geräusch näher beschreiben?«, fragte ich.
    »Es klang, als würde jemand an dem Metallgitter rütteln.«
    »Was haben Sie gesehen?«
    »Ich sah etwas Helles vor meinem Fenster, wie eine Flamme. Mein erster Gedanke war, dass es brannte, und ich setzte mich im Bett auf.«
    »Was geschah dann?«
    »Ich sah einen Mann rittlings auf dem Fensterbrett sitzen. Die Flamme kam von seinem Feuerzeug, das er dazu benutzte, sich im Dunkeln zu orientieren.«
    »Was hat -«
    »Er ließ das Feuerzeug fallen und packte mich an den Haaren. Dann zog er mich an sich und hielt mir das Messer an den Hals. Dann sagte er: ›Klappe halten. Oder du zwingst mich, das hier zu benutzen!‹«
    Kerry Hastings leierte die Geschichte fast mechanisch herunter. Sie war wild entschlossen, Floyd Warren nicht noch einmal die Genugtuung zu geben, sie weinen zu sehen. Ich musste sie regelrecht bremsen, damit ich meine Fragen stellen konnte.
    Mehrere Mitglieder der Gang täuschten jetzt einen Hustenanfall vor.
    »Konnten Sie das Gesicht des Mannes sehen, der Ihnen das Messer an den Hals hielt?«
    Der Richter schlug drei Mal mit dem Hammer auf sein Pult. Hastings zuckte erschrocken zusammen.
    »Ich bitte um Ruhe im Gerichtssaal.«
    »Ich habe ihn nur ganz kurz gesehen. Er hat -«
    »Einen Augenblick, Ms Hastings«, sagte Richter Lamont. »Ich kann Sie nicht hören.«
    Floyd Warren grinste, erfreut darüber, dass meine Zeugin von den Störenfrieden aus dem Konzept gebracht wurde.
    Louie Larsen ging zu dem jungen Mann in der ersten Reihe und sprach flüsternd mit ihm. Dann trat er an die Richterbank und sagte etwas zu Lamont.
    »Fahren Sie fort, Ms Cooper.«
    »Hatten Sie den Eindringling - den Mann, der bei Ihnen eingestiegen war - jemals zuvor gesehen?«
    »Nein. Ich kannte ihn nicht.«
    »Würden Sie die vorherige Frage noch einmal stellen, Ms Cooper? Ich konnte die Antwort nicht verstehen.«
    Hastings wandte sich an den Richter. »Ich habe ihn nur ganz kurz gesehen. Er drückte mir ein Kissen aufs Gesicht und drehte mich dann auf den Bauch. Er wollte nicht, dass ich ihn sehe.«
    »Antworten Sie bitte nur auf Ms Coopers Fragen.«
    So viel zu meinem reibungslosen Verhör! Um Kerry Hastings’ Ruhe war es schon fast geschehen.
    Der Anführer der Latin Princes hatte den nächsten Hustenanfall, er krümmte sich und klopfte sich gegen die Brust.
    Alton Lamont stand auf und deutete mit seinem Hammer zur Tür. »Verlassen Sie den Gerichtssaal, junger Mann. Captain Larsen, lassen Sie den Saal räumen.«
    Einer der Gerichtspolizisten wies die Geschworenen an, den Saal durch die Tür hinter dem Zeugenstand zu verlassen. Einige kramten umständlich nach ihren Taschen und Rucksäcken, um die Konfrontation zwischen dem Richter und dem großspurigen Latino weiter verfolgen zu können.
    »Das ist eine öffentliche Verhandlung, Euer Ehren. Ich kenne meine Rechte.«
    Ein anderer Polizist postierte sich neben Kerry Hastings, die von dem ganzen Trubel sichtlich mitgenommen war.
    Larsen packte den Anführer am Arm, um ihn vor die Tür zu setzen. Die Hälfte der Geschworenen verfolgte noch immer das Schauspiel, obwohl auch sie aus dem Raum geführt wurden.
    »Ms Cooper will schon wieder einen von uns unrechtmäßig hinter Gitter bringen, Euer Ehren. Sie ist eine Lügnerin! Eine Lügnerin!«
    Die anderen Kerle standen auf und schubsten einander, um noch vor Larsen und dem Störenfried an der Tür zu sein.
    »Verhaften Sie ihn, Captain. Das geht zu weit. Nehmen Sie ihn fest!« Lamont schlug wieder mit dem Hammer auf sein Pult.
    »Von wegen festnehmen! Sie können mich mal, Euer Ehren. Sie ist eine Lügnerin!«
    Einer der Gangmitglieder stieß die Tür auf, und die ganze Bande verschwand auf dem Korridor. Die schweren Holztüren schwangen einige Male auf und zu, und von draußen hallte es scheppernd, als die zwei Meter hohe Sicherheitsschranke von den flüchtenden Latin Princes umgestoßen wurde.
    Kerry Hastings sah mich mit Tränen in den Augen an. Ich hatte ihr eine reibungslose Verhandlung versprochen. Und ihr gesagt, dass sie nicht erneut traumatisiert werden würde. Ich

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