Leichenfund - Killer Heat
hat«, sagte er. »Was darin aufbewahrt wird und wann sie das letzte Mal betreten wurden.«
Mercer hatte den Treppenaufgang gefunden und überprüfte auch die Türen in den höher gelegenen Stockwerken.
»Irgendwas offen?«, fragte Mike. »Irgendwelche Anzeichen, dass jemand vor kurzem hier war?«
»Nein.«
»Beim Anblick dieser Zellen fällt mir ein, dass es irgendwo auf der Insel ein schwarzes Loch gab«, sagte Mike.
»Was meinst du damit? Wie Pablo Posanos Zelle?« Ich dachte an den Anführer der Gang, der in Upstate New York in Isolationshaft saß.
»Ja. Und wie dieser unterirdische Bunker in Bannermans Pulverkammer.«
»Warum sagst du dazu immer schwarzes Loch?«
»Weil der Ausdruck ursprünglich daher kommt, Coop - lange bevor Astronomen dahinterkamen, dass es im Weltall schwarze Löcher gibt. Hast du schon mal vom schwarzen Loch von Kalkutta gehört? Im Jahr 1756 ließ der Nabob von Bengal dreihundert britische Soldaten in ein Verlies werfen, in dem die Hälfte von ihnen ums Leben kam. Während des Britisch-Amerikanischen Krieges von 1812 steckte man die gefährlichsten Häftlinge hier auf Governors Island in Einzelhaft - die Soldaten nannten das Verlies schwarzes Loch. Jetzt müssten wir es nur noch finden.«
Mercer kam aus dem Treppenaufgang. »Die Zellen sind alle zu. Lasst uns woanders weitersuchen!«
Wir verließen die Festung und folgten einer geteerten Straße, die ins Innere der Insel führte. Von Russell Leamer und seiner Verstärkung war noch nichts zu sehen.
Uns war bewusst, dass bis zur Pressekonferenz des Bürgermeisters nicht mehr viel Zeit blieb und dass alles, was wir eventuell noch herausfanden, vermutlich zu spät kommen würde.
»Hier rechts ist das alte Militärkrankenhaus«, sagte Mike.
Wir gingen über die beeindruckende Flügeltreppe zum Haupteingang des eleganten vierstöckigen Gebäudes, das vom Baustil her so gar nicht zu der nur einige Hundert Meter entfernt liegenden alten Festung passte.
Mercer war als Erster an der Tür und rüttelte an den großen Messinggriffen. »Abgeschlossen. Da geht gar nichts.«
Ich lief mit Mercer um das Gebäude herum, aber wir fanden keine kaputten Fenster oder sonstigen Anzeichen dafür, dass sich jemand auf dem Gelände aufgehalten hatte.
Die Hauptstraße machte einen Linksknick, und wir standen plötzlich vor einer prächtigen Allee mit eleganten Backsteinhäusern, wie man sie in jeder wohlhabenden amerikanischen Kleinstadt hätte antreffen können. Die Wohnhäuser umgaben einen wunderschönen Park, zwischen Ulmen und Ginkgobäumen, die wie stille Wachen danebenstanden.
»Colonels’ Row«, sagte Mike. »Man hat die Siedlung vor hundert Jahren erbaut, um die Lebensqualität der hier stationierten Offiziere und ihrer Familien zu verbessern.«
Mike lief im Nieselregen zu einigen Hauseingängen, während wir auf der Straße auf ihn warteten. »Verdammt! Ich hatte vergessen, wie viele Häuser es hier gibt. Um sie alle zu durchsuchen, brauchen wir mehr Leute.«
»Aber die Nachtwache hat sie doch bestimmt am Morgen nach Ambers Leichenfund überprüft?«, sagte ich.
Mike sah Mercer an und schüttelte den Kopf. »Man hat sie vielleicht kurz inspiziert, aber damals hielten wir das Battery Maritime Building ja nur für ein leeres Gebäude, in dem er die Frau abgeladen hatte.«
Obwohl die leer stehenden Häuser leicht heruntergekommen waren, schienen sie dennoch in gutem Zustand zu sein. Ein neuer Außenanstrich, ein paar Gartenarbeiten, und sie wären im Handumdrehen wieder bewohnbar.
»Warum hat man hier Wohnungen für das Militär gebaut, obwohl die Festung schon aufgegeben war?«, fragte ich, als Mike seine Schritte beschleunigte.
»Weil diese Insel bis dahin in allen Kriegen mit amerikanischer Beteiligung eine Rolle gespielt hatte: Unabhängigkeitskrieg, Seminolenkrieg, Krieg gegen Mexiko, Bürgerkrieg, Spanisch-Amerikanischer Krieg.« Er ratterte die Namen schneller herunter, als er laufen konnte. »Während des Ersten Weltkriegs war sie ein Haupteinschiffungshafen der amerikanischen Truppen und im Zweiten Weltkrieg das wichtigste Einberufungszentrum in New York.«
Am Ende der Colonels’ Row, an der Südseite des denkmalgeschützten Abschnitts, stand ein weiteres, riesiges Backsteingebäude.
»Liggett Hall«, sagte Mike. »Entworfen von einem der berühmtesten New Yorker Architektenbüros: McKim, Mead & White. Es wurde gebaut, um darin ein ganzes Regiment unterzubringen - über tausend Soldaten.«
Sirenengeheul durchschnitt die
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