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Leichenfund - Killer Heat

Titel: Leichenfund - Killer Heat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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schwarzhaarige Mädchen wischte sich mit dem Handrücken über die Nase und blickte zu Kiernan, bevor sie antwortete. »M-hm. Ja.«
    Ich sah, wie Kiernan die Hand vor seinen Hosenschlitz hielt und den Reißverschluss zuzog. Außer einem Schreibtisch und einigen Aktenschränken befand sich in dem Zimmer noch ein großer Futon mit zerknüllten Laken; offensichtlich hatten wir gerade ein kleines Tête-àtête gestört.
    »Kann ich gehen?«, fragte sie mit geröteten Augen und triefender Nase. Ich war mir nicht sicher, ob sie geweint oder Kokain gesnifft hatte, bis ich die Rasierklinge auf dem Glastisch sah. Daneben standen eine Flasche Tequila und zwei Pappbecher auf dem Fußboden.
    Mike ging vor dem Mädchen in die Hocke. »Wie heißen Sie?«
    Wieder sah sie zuerst Kiernan an, bevor sie antwortete. »Sally. Sally Anton.«
    »Wie alt sind Sie?«
    Kiernan wollte an ihrer Stelle antworten, aber Mike brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Ich bin zwa - äh - zweiundzwanzig.«
    »Zeigen Sie mir Ihren Ausweis.«
    »Hören Sie, Chapman. In meiner Kneipe muss jeder seinen Ausweis vorzeigen, okay? Sie können mir nichts anhängen. Ich weiß nicht, was Ihnen das Recht gibt, hier einfach so reinzuplatzen und -«
    Mike inspizierte den Ausweis. »In welchem Jahr sind Sie geboren?«
    Sally blickte zur Decke hoch und kaute an ihrer Unterlippe, während sie rechnete. »Ich, äh, neunzehnhundertacht - äh...«
    Mike richtete sich auf und schnippte ein paar Mal mit den Fingern. »Das müssen Sie noch lernen, Sally. Wenn Sie sich das nächste Mal einen gefälschten Ausweis besorgen, müssen Sie nicht nur Ihr Alter, sondern auch Ihr Geburtsjahr auswendig lernen.« Er steckte ihren gefälschten Ausweis ein.
    Sie rückte mit tränenüberströmtem Gesicht ihr trägerloses Top zurecht.
    »Wie kommen Sie nach Hause?«, fragte ich.
    »Eigentlich wollte er mich heimbringen.«
    Kiernan zog zwanzig Dollar aus der Hosentasche und reichte sie ihr. »Hier, Baby. Sag Charlie, einer von den Jungs soll dir ein Taxi rufen.«
    »Welche Jungs?«, fragte Mike.
    »Die Türsteher.« Kiernan sah auf seine Uhr. »Ihre Schicht fängt gleich an. Nimm ein Taxi, Sally. Ich rufe dich später an.«
    Die junge Frau sammelte ihre Habseligkeiten ein - Handtasche, Handy, ihren Tangaslip, der sich auf dem Futon in ihrem iPod verheddert hatte - und schloss dann die Tür hinter sich.
    »Setzen Sie sich«, sagte Mike zu Kiernan. Wir stellten drei Stühle zu einem Kreis zusammen.
    »Worum geht’s hier eigentlich?«
    Kiernan Dylan hatte die Statur eines Rugbyspielers. Mit seinen gut ein Meter neunzig war er größer als Mike, und er brachte bestimmt an die hundertzehn Kilo auf die Waage. Er hatte eng stehende Augen, und seine Nase schien mehrmals gebrochen zu sein.
    »Wie alt sind Sie?«
    »Achtundzwanzig.« Er lehnte sich in seinem Stuhl so weit zurück, dass sich die Vorderbeine vom Boden abhoben.
    »Schon mal was von Vergewaltigung Minderjähriger gehört?«
    Kiernan kippte mit dem Stuhl nach vorne und schlug mit der Hand auf den Schreibtisch. »Was? Sie müssen verrückt sein, Mann. Ich habe es nicht nötig, jemanden zu vergewaltigen. Mir laufen - ach egal.«
    »Ich weiß, dass Sally keine zweiundzwanzig ist. Um Ihretwillen hoffe ich, dass sie wenigstens achtzehn ist.«
    »Geht es darum? Überwachen Sie mein Privatleben? Das macht nicht mal meine Mutter, Chapman.«
    »Haben Sie studiert, Kiernan?«
    »Ja, an der Boston University.«
    »Militärdienst?«
    »Ich war während des Studiums im Reserveoffizier-Ausbildungskorps.«
    »Hat es Ihnen gefallen?«
    »Ja, es war okay. Mein Vater wollte, dass ich zu den Marines gehe - so wie er -, aber das wollte ich nicht.«
    »Haben Sie heute Abend schon die Nachrichten gehört?«, fragte Mike mit steinerner Miene.
    »Welche Nachrichten?«
    »Manche Leute interessieren sich für Weltpolitik oder das Lokalgeschehen. Sport. Wetter. Verkehr. Lottozahlen. Kommt Ihnen das bekannt vor? Also - haben Sie Nachrichten geschaut, Kiernan?«
    »In letzter Zeit nicht.«
    »Was ist mit letzter Woche?«
    »Ich frage Sie noch mal, welche Nachrichten?«
    »Hat Ihnen schon jemand gesagt, dass Ihre Freundin Elise Huff vermisst wird?«
    »Wer?« Dylans dichte Augenbrauen vibrierten wie eine dicke Raupe.
    »Elise Huff. Das Mädchen, mit dem Sie vor zwei Wochen im Pioneer verabredet waren.«
    »Ich weiß nicht, von wem Sie reden. Warum sollte ich ins Pioneer gehen, wenn ich selbst eine Bar habe?«
    »Weil dort noch viele Ihrer Freunde

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