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Leichenraub

Leichenraub

Titel: Leichenraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Billy. Du weißt es doch.«
    »Nein, tu ich nicht! Und Sie können mich nicht zwingen, es Ihnen zu sagen.«
    »Sie gehört zu meiner Familie. Ich will nur mit ihr sprechen.«
    »Sie haben sie geschlagen. Sie sind gemein zu ihr.«
    »Das hat sie dir erzählt? Und du glaubst ihr?«
    »Sie sagt mir nur die Wahrheit.«
    »Das würde sie dir gerne weismachen.« Ebens Stimme ist plötzlich honigsüß und schmeichelnd. »Es springt auch etwas für dich heraus, wenn du mir hilfst, sie zu finden. Und noch mehr, wenn du mir hilfst, das Baby zu finden.«
    »Sie sagt, wenn ich es verrate, bringen sie Meggie um.«

    »Also weißt du doch, wo sie ist.«
    »Sie ist doch noch ein Baby, und Babys können sich nicht wehren.«
    »Babys brauchen Milch, Billy. Sie brauchen gute Pflege. Ich kann ihr das alles kaufen.«
    Billy weicht zurück. Er mag nicht besonders helle sein, aber er hört die Falschheit aus Ebens Stimme heraus. »Mit Ihnen red ich nicht.«
    »Wo ist Rose?« Eben tritt vor. »Komm sofort her!«
    Doch der Junge rennt mit schnellen Trippelschritten davon, flink wie eine Krabbe. Eben will sich auf ihn stürzen, verfehlt ihn in der Dunkelheit und gerät ins Straucheln. Er fällt der Länge nach hin, während Billy entkommt und seine Schritte in der Dunkelheit verhallen.
    »Du kleiner Mistkerl. Wart nur, bis ich dich in die Finger kriege!« Eben rappelt sich ächzend auf; er ist immer noch auf allen vieren, als sein Blick plötzlich an dem dunklen Hauseingang haften bleibt, vor dem er gestürzt ist. An den beiden glänzenden Lederschuhen, die praktisch direkt vor seiner Nase stehen.
    »Was... wer?« Eben richtet sich mühsam auf, während die Gestalt aus dem Hauseingang tritt. Das schwarze Cape streift über die vereisten Pflastersteine.
    »Guten Abend, Sir.«
    Eben räuspert sich verlegen und richtet sich zu voller Größe auf, eifrig bestrebt, seine verlorene Würde wiederherzustellen. »Nun, das ist ja eine Überraschung. In dieser Gegend trifft man sonst...«
    Die Wucht des Stoßes rammt das Messer so tief in seinen Bauch, dass die Klinge bis zum Rückgrat dringt. Der Aufprall von Stahl auf Knochen überträgt sich durch den Griff, und der Schmerz ist wie der Kitzel absoluter Macht. Eben schnappt nach Luft, während sein Körper plötzlich steif wird und der Schock seine Augen aus den Höhlen treten lässt. Er schreit nicht; kein Laut kommt über seine Lippen. Der erste Stich wird immer mit fassungslosem Schweigen quittiert.

    Dann ein Schnitt, ebenso rasch wie geschickt, der die Eingeweide hervortreten lässt. Eben sackt auf die Knie, die Hand auf die Wunde gepresst, wie um den Schwall von Innereien aufzuhalten, doch sie quellen unaufhaltsam hervor, und er würde über seine eigenen Darmschlingen stolpern, wenn er zu fliehen versuchte. Wenn er noch die Kraft hätte, auch nur einen einzigen Schritt zu tun.
    Es ist nicht Ebens Gesicht, auf das der Reaper an diesem Abend herabzublicken gedachte, doch das sind nun einmal die Launen der Vorsehung. Obwohl es nicht Billys Blut ist, das in kleinen Bächen die Pflastersteine umfließt und in die Gosse rinnt, wird auch dieses Opfer nicht sinnlos gestorben sein. Jeder Tod, wie auch jedes Leben, hat seinen Nutzen.
    Noch ein Schnitt ist zu machen. Was soll es diesmal sein, welcher Teil seines Körpers?
    Ah, es ist offensichtlich, worauf die Wahl fällt. Inzwischen hat Ebens Herz aufgehört zu schlagen. Nur wenig Blut fließt, als die Klinge die Kopfhaut aufschlitzt und der Reaper seine Trophäe abzustreifen beginnt.

27
    »Diese Anschuldigungen sind extrem gefährlich«, sagte Dr. Grenville. »Bevor Sie sie weiter verbreiten, meine Herren, rate ich Ihnen dringend, die möglichen Konsequenzen zu bedenken.«
    »Norris und ich haben beide gesehen, wie er gestern Abend dieses Haus in der Acorn Street verließ«, erwiderte Wendell. »Es war Dr. Sewall. Und es waren noch andere dort, die wir erkannt haben.«
    »Und was ist daran so schlimm? Eine Zusammenkunft einiger Herren kann wohl kaum als außergewöhnlicher Vorfall gelten.« Grenville wies auf den Raum, in dem sie saßen. »Wir drei sitzen in diesem Moment in meinem Salon zusammen. Ist das etwa auch schon ein verdächtiges Treffen?«
    »Bedenken Sie, wer diese Herren sind«, sagte Norris. »Der eine war Mr. Gareth Wilson, der kürzlich aus London zurückgekehrt ist. Ein höchst verdächtiges Individuum mit wenigen Freunden hier in Boston.«
    »Sie haben Erkundigungen über Mr. Wilson eingeholt, allein aufgrund der Aussage eines

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