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Leichenraub

Leichenraub

Titel: Leichenraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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noch ein weiteres bekanntes Gesicht, das wir aus dem Haus kommen sahen. Nämlich Constable Lyons höchstpersönlich.«
    Zum ersten Mal schien es Dr. Grenville die Sprache zu verschlagen. Ungläubig starrte er die beiden jungen Männer an.
    »Was immer in diesem Haus geschieht – es wird von allerhöchster Stelle gedeckt«, sagte Norris.
    Grenville lachte plötzlich auf. »Ist Ihnen eigentlich klar, Mr. Marshall, dass Sie es allein Constable Lyons zu verdanken haben, dass Sie noch auf freiem Fuß sind? Sein hohlköpfiger Kollege Mr. Pratt wollte Sie schon arretieren, aber Lyons hielt ihn zurück. Allen Gerüchten zum Trotz hat Lyons immer auf Ihrer Seite gestanden.«
    »Wissen Sie das mit Bestimmtheit?«
    »Er hat es mir gesagt. Er wird von allen Seiten unter Druck gesetzt – von der Öffentlichkeit und der Presse; alles schreit nach einer Verhaftung, irgendeiner Verhaftung. Er weiß sehr wohl, dass Mr. Pratt seinen Posten begehrt, aber Lyons lässt sich nicht zu überstürzten Handlungen drängen. Nicht ohne Beweise.«
    »Das habe ich nicht gewusst, Sir«, sagte Norris leise.
    »Wenn Sie Wert auf Ihre Freiheit legen, dann rate ich Ihnen, Ihre Verteidiger nicht gegen sich aufzubringen.«
    »Aber Dr. Grenville«, wandte Wendell ein, »es gibt so viele unbeantwortete Fragen. Warum haben diese Leute eine so bescheidene Adresse als Treffpunkt gewählt? Warum kommen Männer aus so unterschiedlichen Berufen zu nächtlicher Stunde zusammen? Und schließlich ist auch das Gebäude selbst interessant. Oder vielmehr, ein Detail desselben.« Wendell sah Norris an, worauf dieser ein zusammengefaltetes Blatt Papier aus der Tasche zog.
    »Was ist das?«, fragte Grenville.

    »Diese Symbole sind in den granitenen Türsturz über dem Eingang des Hauses eingemeißelt«, antwortete Norris, indem er Grenville das Blatt reichte. »Ich bin heute Morgen noch einmal hingegangen, um es mir bei Tageslicht anzuschauen. Man erkennt da zwei Pelikane, die einander zugewandt sind. Und dazwischen ist ein Kreuz zu sehen.«
    »Kreuze finden Sie an vielen Häusern in dieser Stadt.«
    »Das ist nicht einfach irgendein Kreuz«, sagte Wendell. »Dieses hier zeigt in der Mitte eine Rose. Das ist kein papistisches Symbol. Es ist das Zeichen der Rosenkreuzer.«
    Abrupt knüllte Grenville das Blatt zusammen. »Absurd. Sie jagen Phantomen nach.«
    »Die Rosenkreuzer sind real. Diese Gesellschaft ist so geheim, dass niemand die Identität ihrer Mitglieder kennt. Es gibt Berichte, sowohl hier als auch in Washington, über ihren wachsenden Einfluss. Es heißt, dass sie Opferzeremonien frönen. Dass unter ihren Opfern auch Kinder sind, deren unschuldiges Blut in geheimen Zeremonien vergossen wird. Das Kind, das Rose Connolly schützt, scheint im Zentrum dieser mysteriösen Affäre zu stehen. Wir nahmen an, dass es der Kindsvater sei, der hinter dem Baby her ist. Nun werden wir Zeugen dieser Geheimtreffen in der Acorn Street, wir hören Erzählungen von Blutflecken auf den Pflastersteinen. Und wir fragen uns, ob da nicht ein gänzlich anderes Motiv dahintersteckt.«
    »Kinderopfer?« Grenville warf die Zeichnung ins Feuer. »Das sind allerdings äußerst dürftige Beweise, Mr. Marshall. Wenn ich mich nach Weihnachten mit den Kuratoren treffe, werde ich mehr als das brauchen, um Sie zu verteidigen. Wie kann ich mich für Ihren Verbleib am College einsetzen, wenn mein einziges Argument eine haarsträubende Verschwörungstheorie ist, ausgebrütet von einem Mädchen, das ich nie kennengelernt habe? Ein Mädchen, das sich einem Treffen mit mir verweigert?«
    »Sie vertraut nur wenigen Menschen, Sir. Noch weniger, seit wir Constable Lyons in der Acorn Street gesehen haben.«

    »Wo ist sie? Wer gewährt ihr Unterschlupf?«
    Norris zögerte; er schämte sich, den skandalösen Umstand zu enthüllen, dass er, ein unverheirateter Mann, dem Mädchen gestattet hatte, nur wenige Schritte von seinem Bett entfernt zu schlafen.
    Umso dankbarer war er, als Wendell geschickt einwarf: »Wir haben für ihre Unterbringung gesorgt, Sir. Ich versichere Ihnen, dass sie an einem sicheren Ort ist.«
    »Und das Baby? Wenn dieses Kind tatsächlich in solcher Gefahr schwebt, können Sie da überhaupt seine Sicherheit garantieren?«
    Norris und Wendell tauschten einen Blick. Das Wohlergehen der kleinen Meggie war in der Tat eine Sache, die ihnen Kopfzerbrechen bereitete.
    »Auch sie wird weiterhin versteckt gehalten«, sagte Wendell.
    »Und in welchen Verhältnissen?«
    »Die sind alles

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