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Leichenraub

Leichenraub

Titel: Leichenraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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andere als ideal, das gebe ich zu. Sie wird gefüttert und versorgt, allerdings in einer höchst unreinlichen Umgebung.«
    »Dann bringen Sie sie hierher, meine Herren. Ich würde dieses geheimnisvolle Kind, für das sich alle Welt so zu interessieren scheint, gerne einmal sehen. Ich garantiere Ihnen, dass sie in diesem Haus in Sicherheit ist und in den gesündesten Verhältnissen leben wird.«
    Wieder wechselten Norris und Wendell Blicke. Konnte es irgendeinen Zweifel geben, dass Meggie hier besser aufgehoben wäre als in Hepzibahs schmutziger Höhle?
    Doch Norris erwiderte: »Rose würde es uns nie verzeihen, wenn wir eine solche Entscheidung träfen, ohne sie zu fragen. Sie ist diejenige, die am meisten für das Kind empfindet. Deshalb muss sie auch bestimmen, was mit der Kleinen geschieht.«
    »Sie räumen einem siebzehnjährigen Mädchen ja erhebliche Machtbefugnisse ein.«
    »Mag sein, dass sie erst siebzehn ist. Aber sie verdient dennoch
Respekt, Sir. Sie hat unter den widrigsten Umständen überlebt, und sie hat dafür gesorgt, dass ihre Nichte am Leben blieb.«
    »Sie würden das Leben eines Kindes dem Urteil dieses Mädchens anvertrauen?«
    »Ja, das würde ich.«
    »Dann wecken Sie Zweifel an Ihrem eigenen Urteilsvermögen, Mr. Marshall. Man kann einem einfachen Mädchen nicht eine so gravierende Verantwortung anvertrauen!«
    Alle sahen zur Tür, als es plötzlich klopfte. Eliza Lackaway trat ein und musterte sie mit besorgter Miene. »Ist alles in Ordnung, Aldous?«
    »Ja, ja.« Grenville stieß einen tiefen Seufzer aus. »Wir haben lediglich eine angeregte Diskussion.«
    »Wir haben euch oben gehört, deshalb bin ich auch heruntergekommen. Charles ist jetzt wach und würde zu gerne seine Freunde sehen.« Sie sah Wendell und Norris an. »Er wollte nur sichergehen, dass Sie nicht wieder gehen, ohne bei ihm hereingeschaut zu haben.«
    »Das würden wir doch nie tun«, erwiderte Wendell. »Wir hatten gehofft, dass er in der Lage wäre, Besuch zu empfangen.«
    »Er lechzt geradezu nach Besuch.«
    »Gehen Sie.« Grenville scheuchte die jungen Männer mit einer ungehaltenen Geste aus dem Zimmer. »Unsere Unterredung ist beendet.«
    Angesichts der rüden Art, in der ihr Bruder seine Besucher fortschickte, zog Eliza die Stirn in Falten, doch sie enthielt sich jeden Kommentars, als sie Norris und Wendell aus dem Salon und die Treppe hinaufführte. Stattdessen sprach sie von Charles.
    »Er wäre gerne nach unten gegangen, um Sie zu sehen«, sagte sie, »aber ich habe darauf bestanden, dass er im Bett bleibt, da er noch sehr schwach auf den Beinen ist. Seine Genesung ist jetzt in einer äußerst heiklen Phase.«
    Sie erreichten den oberen Treppenabsatz, und wieder sah Norris im Vorbeigehen die Familienporträts der Grenvilles
im Flur hängen, eine Galerie junger und alter Gesichter, Männer wie Frauen. Norris entdeckte Charles unter ihnen; er posierte in einem eleganten Anzug neben einem Schreibtisch. Den linken Ellbogen hatte er leger auf einen Stapel Bücher gelehnt und die Hand über die Ledereinbände drapiert – eine Hand, die er jetzt nicht mehr hatte.
    »Hier sind deine Freunde, mein Liebling«, sagte Eliza.
    Sie fanden Charles blass, aber mit einem Lächeln auf den Lippen. Der Stumpf seines linken Arms war diskret unter der Bettdecke verborgen.
    »Ich konnte das dröhnende Organ meines Onkels durch den Boden hören«, sagte Charles. »Hörte sich an, als ob da unten eine lebhafte Diskussion im Gange wäre.«
    Wendell rückte einen Stuhl ans Bett und setzte sich. »Wenn wir gewusst hätten, dass du wach bist, wären wir schon eher heraufgekommen.«
    Charles versuchte sich aufzusetzen, doch seine Mutter protestierte: »Nein, Charles. Du musst dich ausruhen.«
    »Mutter, ich ruhe mich hier schon seit Tagen aus, und ich habe es gründlich satt. Früher oder später muss ich ja einmal aufstehen.« Mit zusammengebissenen Zähnen beugte er sich vor, und Eliza stopfte ihm rasch ein paar Kissen in den Rücken.
    »Also, wie geht’s dir, Charlie?«, fragte Wendell. »Tut es immer noch so weh?«
    »Nur, wenn das Morphium nachlässt. Aber so weit versuche ich es nie kommen zu lassen.« Charles brachte ein mattes Lächeln zustande. »Trotzdem, es geht mir schon besser. Und man muss immer das Positive sehen. Ich werde mich nie dafür entschuldigen müssen, dass ich nicht Klavierspielen gelernt habe!«
    Eliza seufzte. »Das ist nicht lustig, Schatz.«
    »Mutter, würde es dir etwas ausmachen, mich für eine Weile mit

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