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Leichensache

Leichensache

Titel: Leichensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
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der Fußgängerzone. Die Punks mit Hund trinken noch, haben die Marke gewechselt.
    »Hallo.«
    Ayse von hinten, bleibt stehen, lächelt.
    »Ja, äh, hallo. Das is ja ’n Zufall.«
    »Ja«, sie legt den Kopf ein wenig schief. »Na, auf Beobachtungsposten in der Fußgängerzone?«
    »Nein, nein, nein. Nur etwas essen. Und mal ’n paar andere Gesichter sehen.«
    »Und bei dem Wetter.«
    »Ja, ganz toll heute. Is ja nicht so häufig hier.«
    Ein Thema, ein Thema.
    »Keinen Döner-Dienst, heute?« Oh, Scheißspruch.
    »Nein«, sie schüttelt den Kopf, lacht, streicht mit der Linken die Haare hinter die Schulter, »erst heute Abend wieder. Tagsüber bei den Stammgästen ist Onkel Sener lieber selbst da. Den Kontakt braucht er.«
    »Sener und sein Laden.«
    »Tja, das stimmt.«
    Ihre rechte Hand umfasst den linken Ellenbogen, die Jutetasche schwingt hin und her.
    »Ich glaube, ich mach dann noch ’n paar Einkäufe«, sie zeigt mit dem Kopf Richtung Fußgängerzone. Nein, bloß nicht.
    »Ah, wolln wir nicht irgendwo ’nen Kaffee trinken?«
    Schulterzucken, die dichten, breiten Augenbrauen schieben sich nach oben.
    »Ich weiß nicht, meinetwegen. Zeit hätte ich schon.«
    »Super. Wir können ins Ratscafé gehen, das ist um die Ecke.«
    »Okay. Ich kenn mich hier sowieso nicht aus.«
     
    Reichlich freie Tische im Café. Sie zeigt auf den am Fenster. Günther kommt, fragt, zwei Cappuccino.
    »Tja, ich wusste gar nicht, dass Sener so ’ne große Nichte hat.«
    »Ich war ja das letzte Mal auch bei ihm, als ich acht war. Schon etwas länger her. Da sah ich schon noch anders aus.«
    »Warst bestimmt auch mal ’n sehr süßes Kind?«
    »Alle Kinder sind irgendwie süß, wenn man sie kennt.«
    »Alle nicht, würd ich nicht sagen. Aber bei dir kann ich mir das schon vorstellen. Das Du ist hoffentlich okay?«
    »Doch, doch, auf jeden Fall.«
    »Ein untrügliches Kennzeichen des Alterns ist es nämlich, wenn man von allen jüngeren plötzlich gesiezt wird. Und an dem Punkt war ich schon vor’n paar Jahren.«
    »Soll das jetzt die Aufforderung zu einem Kompliment sein?« Sie blinzelt. Die Cappuccinos kommen.
    »Bloß keine Komplimente, da werd ich immer rot.«
    Sie rührt, leckt den Löffel ab. »Du hast übrigens wunderbare Haare. Muss ich einfach mal sagen. Find ich ganz toll.«
    »Haben fast alle meine Landsfrauen, sieh dich um.« Sie zeigt durchs Fenster nach draußen.
    »Ja, ich weiß. Mit dem Umsehen muss man nur ’n bisschen vorsichtig sein. Vor zwei Jahren hatte ich mal ’nen Mordfall, der damit anfing, dass einer ein türkisches Mädchen angelächelt hatte. Ist also nicht so einfach.«
    »Ja, da läuft einiges schief. Zum Glück hatte ich in meinem Elternhaus davon wenig zu spüren, was auch an meiner Mutter lag. Aber auch Paps’ Familie war immer schon etwas freier, sieht man ja an Onkel Sener.« Sie nimmt noch ein Stück Zucker.
    »Hab ich ja richtig Glück gehabt.« Lächeln.
    »Warum?«
    »Na ja, dass ich halt bei Sener Stammkunde bin. Ich hätte dich ja sonst nicht getroffen.«
    »Zufälle gibt es.« Sie lächelt.
    Die alte Pendeluhr zeigt zehn nach eins.
    »Oh Scheiße.«
    »Was ist los?« Verschrecktes Gesicht.
    »Ich hatte um eins einen Termin, hab ich vollkommen verpennt.«
    »Tut mir Leid.«
    »Ach Quatsch. War toll, dich zu treffen.« Sie nimmt ihre Tasche.
    »Dann beeil dich, ich zahle.«
    »Kommt gar nicht infrage.«
    »Doch. Was soll das denn.«
    »Aber nur, wenn ich mich heute Abend mit ’nem Essen revanchieren kann.«
    »Heut Abend geht nicht. Da habe ich, äh, Döner-Dienst.« Verschmitztes Lächeln.
    Der Spruch war echt daneben.
    »Morgen?«
    Langer Blick.
    »Na, gut. Nehm ich mir frei.«
    »Super. Acht Uhr.«
    »Acht Uhr.«
    »Bis dann.«
    Draußen stehen drei Jugendliche, krümmen sich über irgendwas vor Lachen.
    14 Uhr 05
    Eine Putzfrau schwingt die Bohnermaschine über das PVC. Auf der Viererstuhlreihe vor dem Vernehmungszimmer sitzen zwei Männer, Gerster bittet einen herein. Tastaturgeklapper, der Boden glänzt im Muster der Bohnermaschine.
    Altenkamp erklärt Ulla die Ermittlungen zu einer Spur.
    Im Eingangskörbchen liegen Blätter.
     
    Spur 84
    Frau Grete Gählich, wh. hier, Am Park 12, teilt mit, in ihrem Mietshaus am Park 16 habe sie einen Mieter, auf den das Aussehen des Phantombildes in der Zeitung passe. Bei dem Mieter handelt es sich um Dieter Preis, geb. 16.08.62 in Iburg. Die Person wurde aufgesucht. Eine Ähnlichkeit zum Phantombild besteht (Polaroidfoto liegt bei). Preis war

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