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Leichensache

Leichensache

Titel: Leichensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
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sicher?«
    Röhrig vergisst fast das Streichholz in seiner Hand, schüttelt es im letzten Augenblick.
    »War denn da noch einer mit drin?« Heike.
    Stroter schüttelt den Kopf.
    »Glaub ich nicht. Es gibt im gesamten Spurensicherungsbericht keinen einzigen müden Hinweis auf ’nen zweiten Täter.«
    »Bis auf die zweite Spermaspur.«
    »Hmmmm.« Stroter.
    »Wie soll das denn sonst gehen? Vielleicht haben wir uns durch die Zeugin zu sehr auf einen Täter fixiern lassen, waren zu festgelegt.«
    Stroter hebt die Arme. »Aber es gibt keinen Hinweis auf zwei. Über 90 Prozent aller Sittentäter arbeiten allein.«
    »Außer dem Schuh gibt es auch keinen Hinweis auf einen Täter …«
    »… die Zeugenaussage …«
    »… okay, aber sonst nichts. Vielleicht war er schon raus, als die Wierwich reinkam.«
    »Und bei dem Regen hat hinterher sowieso keine Sau mehr Spuren erkennen können im Garten. Außerdem: Die ganze Fesselung kriegt man zu zweit auch besser gebacken.« Röhrig quillt beim Reden der Qualm aus dem Mund. Wie früher bei Onkel Willi.
    Stroter winkt ab. »Ne, ne, ne. Wie gesagt: Fast alle Sittentäter, die nicht Zufallstaten begehen, also planen, handeln allein. Vom Alter her passt es auch. Da war kein zweiter, glaub ich nicht. Warum solln die denn abhauen, zu zweit. Hätten die die Wierwich doch auch noch mitnehmen können.«
    »Wegen des Köters.« Heike.
    Schweigen. Überlegen.
    »Auf jeden Fall müssen wir ab jetzt stramm in beide Richtungen ermitteln. Da geht kein Weg dran vorbei, Leute. Bei dem Spurenbild sind zwei Täter einfach denkbar. Wie kommt man denn sonst an ’ne Spermaspur am Schuh, als Mann?«
    Heike zeigt auf die Zigaretten, fragender Blick. Ja, klar. Röhrig gibt Feuer, nebenbei.
    »Höchstens im Stadtpark. Hinten am See ist im Sommer jede Nacht Schwulentreff. Da ist richtig was los, wenn’s warm ist. ’ne Nummer machen da zwar die wenigsten im Gebüsch, aber reichlich gegenseitiges Onanieren zum besseren Kennenlernen.«
    »Hm, kennst dich ja gut aus.« Stroter, hämisch.
    »Und warum fesselt der dann Frauen und spritzt ihnen auf ’ n Hintern? Ne, ne, glaub ich nicht.«
    »Ja, gerade«, er gestikuliert, »passt doch super zusammen. Liebt Männer, hasst Frauen. Erst tötet er sie, dann vögelt er sie aus Verachtung.«
    Heike sagt nichts. Ob die solche Sprüche verträgt?
    »Möglich ist so was natürlich, aber ob man so ’ne Spur am Absatz von einem Ende der Stadt bis zum anderen retten kann?«
    Heike setzt sich.
    »Wenn’s trocken ist, kann das schon sein. Aber zu dem Thema davor habe ich im letzten Semester ’ne Seminararbeit gemacht. Nach allem, was ich gelesen habe, hat eine Reihe von Männern beim GV schon Machtausübungsgefühle. Ein Triebrudiment aus der Urzeit. Wenn ich meine Alte vögele, gehört sie mir auch, also Unterwerfung mit dem Schwanz, quasi. Findet man übrigens noch in sehr vielen Kulturen. Wenn der vorher allerdings im Park war, würd ich an deren Stelle besser aufpassen, dass der andere mir nicht auf die Schuhe wichst, wenn ich ihm schon einen pelle.«
    Stille. Stroter und Röhrig sehen Heike an, schweigend. Donnerwetter, die Durchläuferinnen.
    »Ja, äh, okay. Aber das Sperma war ja auch unterm Schuh, so, als ob er reingetreten wäre. Außerdem war noch Asche in den Rillen, sagt Dr. Kürfel.« Stroter nickt.
    »Na also, das passt doch. Dahinten sind jede Menge Wege und so’n alter Bolzplatz, alles mit Asche bestreut.«
    Da muss Beckmann ran. 2122. Geht keiner ran.
    »Hat einer von euch Beckmann gesehen?«
    »Mann, wovon träumst du? Es ist Freitag, sechs Uhr.«
    Stroter winkt ab.
    Der könnte auch mal nachfragen, ob noch was anliegt.
    »Könnt ihr das machen, ein paar Vergleichsproben? Dann können die morgen noch zum LKA gebracht werden.«
    Röhrig streicht sich übern Hintern.
    »Wir zwei gut aussehenden Typen? In den Stadtpark? Um diese Zeit?«
    »Ihr könnt ja Heike vorschicken, die ist nicht gefährdet.«
    Er wuschelt ihr durch die Haare.
    »Nachher überzeugt sie noch einen.«
    Heike imitiert ein tiefes Lachen. Sie gehen.
    »Die Tüten sind in der KTU. Und nehmt von mehreren Stellen. Mit Skizze.«
    Stroter kommt zurück, guckt beleidigt.
    »Ich war sechs Jahre bei der KTU.«
    Ach, ja. 18 Uhr 17 auf der Digitalanzeige des Radioweckers. Was gibt es denn? Gianna Nannini.
    O Gott. WDR II.

21 Uhr 35
    Das Schnürband am rechten Joggingschuh reißt, ist aber noch lang genug zum Reparieren, zum Glück. Stinkt schon ganz schön nach Schweiß, die Hose. Kommt

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