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Leichensache

Leichensache

Titel: Leichensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
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einen Flickenteppich sind Blutspuren, von der Form her eindeutig Tropfspuren, keine Spritzer, und der Teppich lag einige Meter vom Bett weg. Außerdem war er so ein bisschen zusammengeschoben, als wenn jemand, tja, als wenn jemand darauf gezogen worden wäre. Auf jeden Fall hat sie, so wie’s aussieht, auch außerhalb des Bettes geblutet.«
    Anne hört zu blättern auf. »Aber warum hat er sie dann noch gefesselt, wenn sie schon tot war?«
    »Vielleicht stand er drauf.« Müller, mit Lakritz.
    »Vielleicht hat er sie aber auch erst verletzt und dann auf dem Bett nach dem Fesseln getötet. Sie hatte ja Spermaspuren auf ’ m Hintern. Kann also auch sein, dass er sie erst nach dem Samenerguss getötet hat. Jedenfalls hat sie schon geblutet, als sie noch nicht im Bett war.«
    Müller nimmt noch ein Lakritz.
    »Oder der Teppich lag vorher anders. Er lag am Bett, sie hat auf den Teppich geblutet, und der Täter hat das Ding hinterher weggeschoben.«
    »Aber warum soll er den Teppich wegschieben, wenn sie gefesselt auf dem Bett liegt? Wahrscheinlicher ist, dass sie sich noch irgendwie gewehrt oder er sie bewusstlos geschleift hat und der Teppich dadurch zusammengeschoben wurde.«
    Telefon.
    »Wiesing.« Pause. »Tag, Kollege.«
    Sie nimmt die Zigarette aus dem Aschenbecher, lehnt sich zurück, hört zu.
    »Mach ’nen kurzen Vierzeiler und schick es uns zu, wenn es geht, mit den Bildern. Oder fax es. Unsere Nummer ist 4411. Okay. Danke.« Sie drückt die Zigarette aus, nimmt sich eine weiß gefüllte Lakritzstange. »Ein Dienstgruppenleiter aus dem SB Süd. Er hat einen, auf den passt die Beschreibung.«
    Anne springt vom Schrank, legt die Mappe ins Körbchen.
    »Was mich nur wundert, ist, dass da keiner was gehört hat. Hat die denn nicht geschrien?«
    »Dann hätte einer was gehört«, Ulla fährt sich mit der Hand durch die Haare, »wir haben aber alle Nachbarn abgegrast, auch die von gegenüber, denn die Terrassentür war ja offen, es hat keiner einen Piep gehört. Also hat die auch nicht geschrien.«
    »Das kannste so auch nicht sagen. Erinnere dich mal an den Penner vor zwei Jahren, der in seiner Blutlache vor der Kneipe lag. Da sind ganze Hundertschaften dran vorbeigelaufen, und wir haben wochenlang nach Zeugen gesucht.
    An die meisten Aussagen kannste ’nen großen Haken machen.«
    Müller wühlt wieder nach Lakritz, Ulla seufzt hörbar. Schmidt poltert rein, sieht die Tüte.
    »Darf man?« Er sieht in die Runde, Nicken.
    »Keine weißen mehr da? Doch.« Er sucht sich drei weiße Konfekte, wirft Spur 37 auf den Schreibtisch.
    »Ganz interessante Sache«, er stopft sich noch ein Weißes und ein Gelbes rein, isst und spricht: »Ich habe mir mal die Vernehmung der Schwester durchgelesen. Die erzählt doch was von einem Robert aus Cuxhaven, der aber seit Jahren hier wohnt. Mit dem soll die Kerstin mal zusammen gewesen sein und ziemlichen Ärger gehabt haben, noch vor knapp einem Jahr, sagt die Schwester. Der hat ihr wohl ein- oder zweimal ‘n paar reingehauen, wenn sie inner Kiste nicht so wollte. Das ist ein Robert Tauscher, 76 in Cuxhaven geboren. Der hat ’ne ganz ordentliche Akte bei uns und ist vor zwei Monaten aus der Haft entlassen worden, saß ein wegen Beleidigung auf sexueller Basis und ist auf Bewährung raus. Bei dem zu Hause war ich grad, und die Mutter hat keine Ahnung, wo er ist. Hat ihn nach der Haft auch nur einmal gesehen. Von ihrer Schwiegertochter weiß sie aber, dass Robert am Dienstag noch hier war, also am Tattag. Die bestätigt das, ich hab mir die mal gekauft. Auch unterste Sohle, aber sie sagt, dass Tauscher, bevor er in Haft ging, schon mal vom Opfer gesprochen haben soll, und zwar in der Form das-kann-die-mit-mir-nicht-machen-die-kauf-ich-mir-noch-mal. Ich meine, kann natürlich sein, dass die mich alle angekrückt haben, dieses asoziale Pack lügt ja beim Guten-Morgen-Sagen, aber in den Wohnungen war nichts, was nach ihm aussah.«
    »Aha.« Ulla steckt sich wieder eine an. Anne holt sich die letzte Himbeere, mmmh.
    »Wenn du dir mal das Bild anguckst, bei eins vierundachtzig Größe, könnte passen.«
    Ulla nimmt das Bild, gibt es weiter.
    »Was ist denn mit der Sache, wegen der er eingesessen hat?« Schmidt stopft sich noch zwei Gelbe rein. Der frisst auch alles.
    »Ach ja, das ist ja das Interessanteste: Die letzte Sache war nicht so schlimm, da soll er nur ’ner Studentin an die Titten gefasst und gedroht haben, aber vor fünf Jahren, also noch vor der kurzen Beziehung zum Opfer, da

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