Leichensache
nachher gleich in die Wäsche. Schlüssel nicht vergessen. Die Wohnungstür fällt zu, hallt im Treppenhaus nach. Im Eingang sind Prospekte verstreut, klemmen beim Öffnen unter der Tür.
Dämmriger Himmel über den Häusern, die Straßenlaternen zucken kurz, glühen schwach rot. Eine Alte lässt auf dem Erdreich um die Erlen ihren Dackel kacken. Scheiß Köter, sollte man alle an den Straßenlaternen aufhängen. Am Schwanz.
Halb zehn. Da lässt der Verkehr schon nach, bis zum Park kann man da die Hauptstraße benutzen, ohne sich zu vergiften.
Oh, Mann, die Beine. Der letzte Lauf ist auch fast zwei Wochen her, ungefähr. Das merkt man.
Bei Sener sind Gäste. Ayse steht hinter der Theke. Sieht beschäftigt aus. Die kann von drinnen bestimmt nichts sehen, oder? Lieber ’n bisschen zügiger laufen.
Wie das wohl wird, morgen? Hat ja eigentlich prompt zugesagt. Lachen kann die, und wirkt eigentlich vollkommen frei. Aber irgendwas bleibt von so ’ner Erziehung bestimmt hängen. Vielleicht, wenn man sie näher kennt …
Auf der Bank am Parkeingang steckt ein Mädchen einem Jungen ein Kaugummi in den Mund. Was machen die denn noch draußen, die sind doch höchstens fünf. Das Mädchen lacht, steckt die restlichen Kaugummis wieder ein. Die Fontäne am Teich wird schon angestrahlt, der Schein kitzelt ganz schwach das Grün des Rasens hinter dem Museum. Ein imposanter Kondensstreifen im Westen. Sieht aus wie ’ne Vierstrahlige, oder? Ein Pärchen schlendert eng umschlungen unter den jungen Linden, beide lachen hemmungslos, können sich kaum auf den Beinen halten.
Seitenstiche. Rechts. Wie kommt das denn? Rhythmisch atmen, los.
Auf der beleuchteten Promenade am Ententeich lässt einer seinen Rottweiler frei laufen. Mann, nimm die Töle an die Leine.
Der Rottweiler sieht rüber, kommt augenblicklich angerannt, bellt tief, gurgelnd.
»Mann, ruf den Scheiß Köter zurück. Du hast sie doch wohl nicht alle?«
»Stehen bleiben, der tut nichts.«
Der Hund steht in zwei Meter Abstand, bellt mit freigelegten Zähnen.
Ist hier kein Baum in der Nähe. Bloß nicht umdrehen. Herrchen kommt in Seelenruhe angeschlichen. Er nimmt ihn am Halsband.
»Machen Sie doch nicht so einen Aufstand, das ist nur Spiel. Sie machen den Hund ja ganz nervös mit dem Geschrei.« Schnell weg.
Der hat sie doch wohl nicht alle. Scheiß Hundebesitzer. Der tut nichts! Man sollte echt die Plempe mitnehmen, die würden blöde Gesichter machen.
Der Köter kommt angerast. Hey, nimm den Hund zurück. Der tut nichts, Satan, Platz. Satan kommt in langen Sprüngen, bellt tief. Mitten im Sprung reißt ihn die neun Millimeter nach hinten. Kurzes Jaulen. Die Birne ist hinten aufgeplatzt. Satan röchelt noch, kriegt noch einen Aufgesetzten ins Ohr, Gnadenschuss, versteht sich. Herrchen kriegt das Maul nicht zu. Stimmt, der tut nichts. Herrchen ist geschockt, blickt auf Satan, erholt sich, kommt mit erhobener Faust. Mörder und so’n Zeug. Will schlagen, kriegt einen kurzen Tritt in die Eier.
Verdammte Köter.
Bei der Festnahme von Brameier, dem Luden, da hat Kunz mal ’nen Hund erschossen. Irgendwie so’n Kampfvieh. Brameier, der hat es auch verdient gehabt. War ganz schön sauer, damals.
Irgendwann krieg ich dich, Kirchenberg.
Wie lange hat der eigentlich noch? So sieben, acht Jahre. Diese Ratte. Die Nutten gequält bis zum Exzess, schade, dass der keinen Widerstand geleistet hat.
Brameier, Sie sind festgenommen. Er hat ’ne große Fresse, stößt den ersten Kollegen zurück, will mit ’nem Aschenbecher schlagen. Ihr kriegt mich nicht. Ist mit dem zweiten Kollegen beschäftigt, sieht nicht die gerade Rechte, voll auf die Nase. Leichtes Knirschen. Er fällt etwas zurück, blutet stark. Die Augen funkeln vor Wut, ist doch ’n harter Hund. Nimmt den Stuhl, will dem Kollegen eins rüberziehen. Der weicht aus, der Schwinger geht ins Leere. Er passt einen Augenblick nicht auf, wieder die Rechte, diesmal auf die oberen Schneidezähne. Der linke bricht ab, so knapp unterm Zahnfleisch, der Nerv hängt raus wie’n grauer Popel. Das schafft ihn. Er brüllt. Die beiden Kollegen biegen ihm die Arme ins Kreuz, die Acht schließt sich mit leisem Klicken bis zum Anschlag. Und noch etwas weiter.
Das wär’s gewesen. Aber dafür war der einfach zu cool.
Kohle hatte der bis zum Abwinken. Testarossa, Range-Rover und Porsche in der Garage. Kein Wunder, so fünfzig Mädels liefen für den. Jede Nacht zwei Hunnis – schlapp gerechnet – kommt ganz schön was
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