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Leichentücher: Psychothriller (German Edition)

Leichentücher: Psychothriller (German Edition)

Titel: Leichentücher: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Hautala
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neonerhellte Patientenküche. Er öffnete die Spülmaschine, nahm einen Packen heiße Messer in die eine Hand, einen Packen Gabeln in die andere und ließ das Besteck einzeln in den offenen Besteckkasten fallen. Er versuchte, sich zu konzentrieren und das echolose Klirren mitzuzählen, doch die flackernden Lampen und die Müdigkeit ließen seine Gedanken immer wieder abschweifen.
    Er wusste, es mussten jeweils fünfundzwanzig Messer und Gabeln sein. Sie mussten zweimal gezählt werden, und das Ergebnis musste beide Male stimmen. Andernfalls wurde jedes Zimmer auf Station D durchwühlt, bei Bedarf folgte die Leibesvisitation der Patienten. Bei manchen Patienten waren dafür mindestens vier Mann nötig, und das bedeutete, dass keiner der Frühschicht nach Hause gehen durfte, bevor das fehlende Besteck nicht wieder aufgetaucht war. Mikael begann noch einmal von vorn, zählte noch systematischer, noch gründlicher.
    Er hatte die Messer bereits gezählt und war bei den Gabeln bis sechzehn gekommen, als Aulis ihn unterbrach.
    »Es blutet.«
    Verdammte Scheiße , fluchte Mikael lautlos.
    Das kam dabei heraus, wenn Aulis’ minutengenauer Zeitplandurcheinandergebracht wurde. Pia hätte Prioritäten setzen und zu Jarmo sagen sollen, sich noch eine Viertelstunde zu gedulden, notfalls mit gekreuzten Beinen. Aulis war leicht zu lenken, solange sein Zeitplan eingehalten wurde.
    Mikael hielt die Gabeln in der Hand und murmelte die Zahl sechzehn vor sich hin wie ein Mantra.
    »Wo?«, fragte er und warf einen raschen Blick auf das Gesicht und die Schürze des Mannes. Nicht der kleinste Blutfleck.
    Sechzehn, sechzehn.
    »Aus dem Arsch«, antwortete Aulis. Vom Zeigefinger seines linken Gummihandschuhs tropfte Wasser auf die Plastikfliesen.
    »Hast du Hämorrhoiden?«, fragte Mikael. »Du kannst morgen mit dem Arzt darüber reden. Er kommt um zwölf auf die Station.«
    »Nein. Hab ich nie gehabt. Das kommt von …« Aulis machte eine ausladende Handbewegung, während er nach dem richtigen Wort suchte,»… von tief drinnen.«
    Mikael seufzte, begriff, dass das Mantra nutzlos war, weil er nicht mehr wusste, ob er die sechzehnte Gabel schon in den Kasten gelegt hatte oder noch in der Hand hielt. Er ließ die Gabeln fallen.
    »Soll ich mal nachsehen?«, fragte er.
    Aulis war immerhin sein Patient, und Rautakoski wollte er ganz gewiss nicht um einen Gefallen bitten. Musste eben jemand anders das Besteck zählen.
    Aulis reagierte nicht. Er sah aus, als lauschte er auf eine telepathische Nachricht. Das tat er gelegentlich. Meist ging es dabei um die Gründe für sein allergisches Ekzem.
    »Wir können in dein Zimmer gehen und rasch nachsehen. Dann wissen wir, ob es gefährlich ist oder ob es warten …«
    »Was meinst du?«, fiel ihm Aulis ins Wort.
    Mikael musterte das Gesicht des Mannes in der Erwartung, darin einen Widerschein der Bestürzung zu sehen, die seineStimme verriet. Doch Aulis’ Miene war wie immer. Wangen und Kinn hingen schlaff herab, als hätten die Gesichtsmuskeln kapituliert und sich unter der von Akne überzogenen Haut zurückgezogen.
    »Nichts weiter, als dass ich es mir mal anschauen könnte«, antwortete Mikael.
    In fast animalischer Weise nahmen sie sich im Neonlicht der Küche gegenseitig in Augenschein. Der eine im weißen Kittel, der andere in türkisfarbener Klinikausstattung.
    »Anschauen?«, hakte Aulis nach.
    Sein linker Wangenmuskel zuckte.
    »Ja«, antwortete Mikael und schob behutsam die Besteckschublade zu. Er fürchtete, dass lautes Gepolter einen blöden Anfall auslösen könnte. Der Alarmknopf befand sich neben der Küchentür, hinter Aulis. Einen Moment lang überlegte Mikael, ob er Aulis bitten sollte, ihn zu drücken. Gelegentlich hatte das funktioniert.
    »Wie du willst«, sagte Mikael. »Das kann auch der Arzt …«
    Als Aulis sich kaum merklich in Bewegung setzte, wurde Mikaels Aufmerksamkeit auf die Hautunreinheiten in Aulis’ Gesicht gelenkt, die jetzt direkt unter der Neonröhre stärker hervortraten. Müde, wie er war, schärfte sich sein Blick allerdings mit Verzögerung, die Welt sah fremd aus. Und dann war es zu spät.
    Aulis griff an wie ein Mensch, dessen Welt bereits in Trümmern liegt, hemmungslos, wie jemand, der nichts mehr zu verlieren hat. Bevor Mikael zurückweichen konnte, legten sich Aulis’ Hände um seinen Hals.
    Lärmend gingen die beiden Männer zu Boden und rissen einen Stapel Plastikteller vom Rand der Spüle mit sich. Die Teller rollten über den Boden wie Kreisel

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