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Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Titel: Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Freundinnen fühlten sich ganz kribbelig. Das einzig Betrübliche war, dass Olive nicht mit ihnen zusammen neue Sachen für den Urlaub aussuchte.
    »Ach, ich hoffe sehr, Ol kommt doch noch mit«, sagte Ven.
    »Wird sie nicht, dumm und viel zu gutmütig wie sie ist«, erwiderte Roz und musterte einen blauen Bikini. Sie war nicht sicher, ob sie sich noch traute, so viel nackte Haut in der Öffentlichkeit zu zeigen. Ihr Bauch war flach wie ein Bügelbrett, aber sie schleppte nun mal die Unsicherheit einer Frau mittleren Alters mit sich herum, deren erster Mann mit einer spargeldürren Hexe durchgebrannt war. Das mochte über neun Jahre her sein, undsie lebte heute mit einem Mann zusammen, der sie anbetete, egal wie viel sie wog. Leider half das aber nichts. Sie legte den Bikini wieder weg und griff nach einem schwarzen Badeanzug mit tiefem Ausschnitt. Ihr Busen war klasse. Lieber zeigte sie mehr von dem als von ihrem Bauch. Von den vier Freundinnen hatte sie ganz vorn in der Reihe gestanden, als der liebe Gott Brüste verteilte. Ven folgte ziemlich dicht an zweiter Stelle, Olive war eine gute Dritte und Frankie weit, weit abgeschlagen mit ihrer superflachen A-Körbchengröße. »Froz« wie sie sich nannten, lange bevor Jedward auf die Namensverschmelzung kam (ehe die beiden überhaupt geboren waren), konnten nie Kleider tauschen wie Ven und Olive, die praktisch die gleiche Figur hatten. Roz war langbeinig, schlank und groß, Frankie klein mit einer Neigung zum Pummeligen. Einmal hatte Roz Frankie erwischt, wie sie einen ihrer BHs anprobierte und die Körbchen mit Toilettenpapier ausstopfte.
    »Es muss schön sein, Titten zu haben«, hatte sie gesagt, als sie ihr Profil im Spiegel bewunderte.
    »Ist es   – aber das wirst du nie erleben!«, hatte Roz gelacht. Früher hatten sie oft zusammen gelacht. Froz.
    Roz schüttelte den Kopf und zwang sich ins Hier und Jetzt zurück. Warum zur Hölle denke ich nach all der Zeit so viel an sie?
    »Die kommen doch sicher mal sechzehn Tage ohne sie aus«, sagte Ven. »Ich weiß genau, dass Doreen längst nicht so behindert ist, wie sie tut, denn ich habe sie gesehen, wie sie mit einer Schachtel Zigaretten aus dem Laden in der Warren Street kam. Da sah sie nicht wie eine Frau aus, die sich allein nicht rühren kann. Und Davids angeblich ach-so-schlimmer Rücken hat ihn nicht davonabgehalten, den Giebel von meinem Nachbarn zu reparieren   – schwarz, versteht sich. Er hat nicht mitgekriegt, dass ich ihn gesehen haben, weil er halb oben auf der Leiter stand, aber diesen Schlabberhintern in der zu tief hängenden Jeans erkenne ich überall wieder.«
    »Diese miesen Schweine«, schimpfte Roz. »Hast du Olive das erzählt?«
    Ven nickte. »Sie meinte, dass ich mich beide Male geirrt haben muss. Sie schwört , dass David ohne Seilzug nie eine Leiter raufkommen würde. Der Typ ist ein verdammt guter Schauspieler. Kommt wohl nach seiner Mutter«, murmelte sie mit einem verächtlichen Naserümpfen.
    Roz schüttelte den Kopf. »Wer schlägt denn eine Gratiskreuzfahrt aus?«
    »Sie fährt mit«, sagte Ven entschlossen, und ihre meerblauen Augen blitzten. Sie wusste noch nicht, wie sie Olive auf das Schiff bekommen sollte, aber sie würde es schaffen, selbst wenn sie zu richtig miesen Tricks greifen musste. Am Ende jedoch waren es nicht ihre fiesen Tricks, die das Wunder wahr werden ließen.
9. Kapitel
    »Und, habt ihr ein paar schöne Sachen gefunden, als ihr einkaufen wart?«, fragte Olive bei ihrem letzten Samstagstreffen vor der Abreise.
    »Ja, ich habe einiges im Schlussverkauf ergattert. Übrigens ist mir gestern bei einem Blick auf meine Kontoauszüge aufgefallen, dass du deinen Scheck nicht eingelöst hast«, sagte Ven und gab Olive einen Klaps auf die Hand. »Noch ist es nicht zu spät.«
    »Stimmt, und das werde ich auch nicht mehr tun«, antwortete Olive. »Das Geld ist für Urlaubssachen, wie du ja selbst gesagt hast. Und weil ich morgen nicht mit euch verreise, kann ich den Scheck nicht annehmen.«
    »Du fährst wohl mit«, erwiderte Ven, während sie sich über ihr riesiges Stück Cappuccino-Torte hermachte. »Ob es dir passt oder nicht.«
    »Schön wär’s!« Olive lachte. Nicht dass sie viel zu lachen gehabt hätte, erst recht nicht, seit sie noch ein hungriges Maul stopfen musste. David, seine Mutter und der müffelnde Kevin hingen den ganzen Tag vorm Fernseher und zankten sich darüber, was sie gucken wollten. David schaffte es immerhin, sich von Zeit zu Zeit aus dem Haus zu

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