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Leichtmatrosen: Roman (German Edition)

Leichtmatrosen: Roman (German Edition)

Titel: Leichtmatrosen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Liehr
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nicht?«
    »Wenn du etwas gestehen willst, willst du von mir wahrscheinlich auch Absolution, und das kann ich dir nicht versprechen. Außerdem war das in jeder Hinsicht eine besondere Situation. Wenn also etwas geschehen ist, was dich so sehr reut, dass du meinst, es mir offenbaren zu müssen, ist das fürmich genug. Behalt es als Geheimnis. Ich will das nicht wissen.«
    »Aber …«
    Sie legte mir eine Hand auf den Mund.
    »Wir fangen neu an. Jetzt . Du musst mir versprechen, dass du treu, loyal und ehrlich bist, das sind meine Voraussetzungen. Ohne das geht es nicht, und ich garantierte dir das meinerseits. Aber es gilt ab jetzt. Alles andere interessiert mich nicht.«
    »Und du«, fragte ich leise, »bist dir immer noch sicher, dass du eine Familie mit mir gründen willst?«
    Sie lachte. »Nein, ich bin mir nicht sicher. So etwas wie Sicherheit gibt es in diesem Zusammenhang nicht, das solltest du langsam mal begreifen, Finke. Aber ich wünsche es mir, mehr als vieles andere. Und ich hoffe mit ganzem Herzen, dass sich ein Teil von dir das auch wünscht.«
    »Feinkörnig«, murmelte ich und zog sie an mich.

    »Wir holen Simon in Priepert ab«, sagte Mark. »Aber erst morgen früh.«
    Henner verschloss seinen neuen Defender und nickte lächelnd. Er trug ziemlich lässige Klamotten – beigefarbene Cargohosen und ein schwarzes Shirt, dazu Dockers an den Füßen. Sein Kopf war vor zwei oder drei Wochen rasiert worden, und sein spärliches Resthaar war vielleicht so lang wie ein Daumennagel breit ist, aber es sah auch irgendwie lässig aus. Der gesamte Henner wirkte lässig. Zumal er nahezu pausenlos ziemlich entspannt lächelte, seit wir in seinen urigen Bockel gestiegen waren, der allerdings noch langsamer war als der vorige – Höchstgeschwindigkeit um die 140 km/h.
    »Okay«, sagte er.
    Wir hatten ein Schwesterschiff der Dahme namens Nuthe , konnten aber ohne Chartereinweisung und sonstiges Gedöhns an Bord gehen und einfach losfahren. Schließlich hattenzwei von uns einen Bootsführerschein. Und wo die Bilgepumpe war, das wussten wir im Schlaf – ich für meinen Teil würde das wahrscheinlich niemals vergessen.
    »Darf ich trotzdem fahren?«, fragte Mark und zog eine Augenbraue hoch.
    Henner und ich nickten. »Jeder, der älter als sechzehn ist, wenn mindestens einer mit Schein an Bord ist«, sagte der ehemalige Pfarrer, pfarrermäßig mild lächelnd.
    » Nuthe «, murmelte Mark.
    »Das ist ein Nebenfluss der Havel«, erklärte Henner schmunzelnd, aber nur, weil wir anderen ihn stoisch erwartungsvoll ansahen. »Und wir werden das Boot dieses Mal nicht umtaufen. Auch wenn es sich aufdrängt.«
    »Es ist erst kurz nach halb drei«, sagte ich. »Wir können auch jetzt nach Priepert fahren.«
    »Absolut«, sagte Mark.

    Schon nach wenigen Minuten am Ruder verspürte ich eine gewissermaßen körperliche Erinnerung daran, wie es gewesen war, einen solchen Pott zu steuern, obwohl wir die – ziemlich lustige – Prüfung vor einem guten Dreivierteljahr in kleinen Booten mit Außenbordmotor abgelegt hatten. Wir erreichten die Schleuse Steinhavel problemlos, mussten dort allerdings zwei Schleusungen abwarten, während deren wir ein kühles Willkommensbier tranken und die nackten, kreidebleichen Füße ins flirrende Sonnenlicht hielten. Der Sommer gab sich bisher noch etwas unentschlossen; es war zwar knapp über zwanzig Grad warm und auch sonnig, aber auf den schattigen Abschnitten der noch recht kühlen Gewässer fühlte man deutlich, dass die Thermometer bis vor kurzem selten mehr als eine Achtzehn oder Neunzehn angezeigt hatten. Immerhin waren die Vorhersagen exzellent; morgen, spätestens übermorgen würde es hochsommerlich warm werden – und auch eine Weile so bleiben. Eigentlich aber spielte das keinegroße Rolle: Schon beim Ablegen war es so freundschaftlich, behaglich und harmonisch, dass es auch hätte Matsch regnen können. Dass wir uns sofort wohlfühlten, musste nicht einmal ausgesprochen werden. Die Fahrtvorbereitungen verliefen entspannt, und auch beim Proviantkauf gab es keinerlei Diskussion, allerdings hob Mark auch nur zwei Kisten Bier in den Wagen. Es war, als täten wir das regelmäßig, was in gewisser Weise stimmte, und dem Zusammensein auf engem Raum fehlte diese merkwürdige Peinlichkeit, die ich vor einem Jahr empfunden hatte. Außerdem brauchte ich den Urlaub und die damit hoffentlich einhergehende Ruhe dringend – Simon Mark Hendrik Finke (Geburtsgewicht: 3320 Gramm, Länge über alles: 54

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