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Leidenschaft in Rot

Leidenschaft in Rot

Titel: Leidenschaft in Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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niedergeschmettert. Er dachte, er sei in Wirklichkeit ein kleiner Rassehund. Aber ich finde, er sieht eher ängstlich aus als niedergeschmettert. Wenn Sie es sich anschauen, sieht es aus, als würde er sich vor der Katze fürchten?«
    »Wie außerordentlich reizend!« sagte Dana Holtzer. »In der Tat, wie grauenhaft, herauszufinden, daß man die ganze Zeit eine Maus war.«
    »Quimby kann es nicht fassen«, sagte Skeeter.
    Sie lächelten sich nett an. »Dana Holtzer, Mary Keith ... genannt Skeeter. Wir müssen uns beeilen. Skeet, schließ bitte alles, falls du gehst, bevor ich zurück bin.«
    »Klar doch. Was ihn fertigmacht, ist, daß es so schwer war, bellen zu lernen.«
    »Hau rein, wenn du Hunger kriegst.«
    Aber sie war schon wieder eifrig mit ihrer Arbeit beschäftigt. Miss Holzer und ich gingen hinaus in den Wind zu den Parkplätzen. »Ein nettes, sonderbares Mädchen«, sagte sie, »und sehr talentiert. Ist sie eine enge Freundin?«
    »Ihre Wohnung ist gerade frisch gestrichen worden, und da habe ich ihr angeboten, sie könne bei mir auf dem Boot arbeiten. Sie hat einen Abgabetermin.«
    Nach drei weiteren Schritten hatte Miss Holtzer die offenen Enden einer eigenen Persönlichkeit, die ihr zu entgleiten drohten, wieder in ihrem berufsmäßigen Sekretärinnenpanzer verstaut. Ich dachte daran, wie das Vergnügen an der Maus sie hatte aufleben lassen, jünger und erstaunlich lebenslustiger. Aber es lag nicht in ihrem Verhalten oder ihrer Gewohnheit, etwas davon zu zeigen. Sie machte ihre Arbeit, reserviert, abweisend, effizient. Sie wurde weder dafür bezahlt, auf Menschen zu reagieren, noch eigene Reaktionen, so es denn welche gab, zu zeigen.
    Auf uns wartete eine glitzernde schwarze Chryslerlimousine, die von einem Mann mittleren Alters in taubengrauer Uniform mit silbernen Knöpfen bewacht wurde. Er tippte an seine Mütze und öffnete uns die Tür. Er sah aus wie ein US-Senator aus dem Fernsehen. Und er verfügte über die unheimliche Fähigkeit geschickter Chauffeure, einen schweren Wagen so durch den Verkehr gleiten zu lassen, daß das Herumgekurve anderer Fahrer schwerfällig und nicht weiter beachtenswert wirkt.
    »Miss Deans Wagen?« fragte ich.
    »Aber nein. Er gehört den Leuten, bei denen wir wohnen.«
    »Wann sind Sie in die Stadt gekommen?«
    »Gestern.«
    »Inkognito?«
    »Ja.«
    »Guter Trick.«
    »Ein gechartertes Flugzeug«, sagte sie.
    Zwischen uns und dem ausrasierten Nacken des geschickten Fahrers befand sich eine Glasscheibe. Sie hatte das Gesicht von mir abgewandt und schaute gelassen in den grauen Tag hinaus.
    »Miss Holtzer.«
    »Ja?« sagte sie und drehte sich mit höflich fragendem Ausdruck um.
    »Ich möchte wissen, ob ich richtig oder falsch liege. Ich habe so ein Gefühl von stummer Mißbilligung.«
    Ich glaubte ein Aufzucken düsterer Belustigung zu sehen. »Ist so etwas wirklich wichtig für Sie, Mr. McGee?«
    »Bisher war es das eigentlich nicht.«
    »Mr. McGee, in den vergangenen beiden Jahren hatte ich viele seltsame Botengänge zu erledigen. Es hätte mich ziemlich aufgerieben, hätte ich jedesmal versucht, mir ein Urteil zu bilden.«
    »Sie vermeiden es also, eine Meinung zu haben.«
    »Außer wenn es von mir erwartet wird. Sie bezahlt für Meinungen, Mr. McGee. Juristische Meinungen, Meinungen zur Steuer, künstlerische Meinungen. Sie hört sie sich an und entscheidet dann selbst. Ungefragte Meinungen schätzt sie nicht besonders.«
    »Und der Job macht sich bezahlt?«
    »Er entschädigt mich für das, was ich tue.«
    »Ich gebe wohl besser auf.«
    Mit einem fast unmerklichen Achselzucken wandte sie sich wieder dem Fenster zu und präsentierte mir die wohlgestaltete starke Linie ihrer Kehle, ein hübsch geformtes Ohr, umrahmt von locker fallenden, kurzgeschnittenen schwarzen Locken, einen Rand schwarzer Wimpern, die bis über die weiche Linie ihrer Wange reichten, den flüchtigen, unaufdringlichen Duft eines schwachen Parfums.

Zwei
    Das Haus lag auf einer Privatinsel, die man über einen kleinen Damm erreichte, der von den Hauptdämmen zwischen Miami und Miami Beach abführte. Ein Gärtner öffnete uns das prunkvolle Tor. Wir bogen auf einen gewundenen Kiespfad zwischen einem üppigen und sorgfältig beschnittenen Dschungel ein, kurvten um einen Pfeiler aus rosa und weißem Gips und parkten auf einer kleinen, umbauten Fläche neben einem Garten.
    Offensichtlich war es die Treppe zum Hintereingang. Miss Dana Holtzer geleitete mich über einen Treppenabsatz in eine schattige

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