Leidenschaft zum Dessert
hatte länger gedauert, als sie erwartet hatte. Als sie Kazims Adresse gefunden hatte, war ihr nicht bewusst gewesen, dass seine Ranch so weit von der Stadt entfernt lag. Doch sie musste hinfahren, weil sie dort mit ihm reden konnte, ohne dass ihre neugierigen Kollegen etwas mitbekamen.
Sie hatte es in den vergangenen zwei Wochen wieder und wieder versucht, einen Moment allein mit Kazim zu sein, aber Mrs. Dixon hielt sich ständig in seiner Nähe auf und brachte ihm entweder Kaffee, frisch gewaschene und gebügelte Hemden oder sorgfältig von ihr überprüfte Berichte. Es gab einfach kein Entkommen von dieser Frau.
Kazim benutzte Saras Ambitionen, um sie damit zu zerstören. Sie sollte am kommenden Donnerstag für drei Wochen auf eine Bohrinsel im Golf von Mexiko fliegen. Danach ging es nach Kanada, wo sie gleich drei verschiedene Bohrfelder besuchen sollte und entsprechend lange fortbleiben würde. Es war eine aufregende Gelegenheit, das konnte Sara nicht leugnen. Kazim wollte so viel aus ihr herausholen, wie er konnte, um sie zu testen und um ihre Grenzen auszuloten.
Er wollte außerdem, dass sie aus seiner Nähe verschwand, und das hatte er damit auch erreicht. Aber es hatte nicht nur für ihn Vorteile, sondern auch für sie. Dann würde sie nicht ständig von ihm abgelenkt werden – von seinen breiten Schultern, den kräftigen Händen, den faszinierenden dunklen Augen.
Sara sollte erleichtert sein. Warum war sie dann so bedrückt bei dem Gedanken daran, abreisen zu müssen? Sie schüttelte den Gedanken ungeduldig ab. Sie hatte die ganze Nacht an einem Bericht für einen neuen Kunden gearbeitet. Das musste der Grund sein. Sie war erschöpft.
Sara glaubte nicht, dass Kazim sie entlassen würde, wenn er die Neuigkeit erfuhr. Aber selbst wenn er sie nicht entließ, konnte er ihr das Leben so schwermachen, dass sie freiwillig wieder nach Wisconsin zurückkehrte.
Ihm die Wahrheit zu sagen war riskant, aber sie gehörte nicht zu den Menschen, die ein solches Geheimnis für sich behalten konnten. Es war schließlich auch sein Kind, und er hatte ein Recht darauf, von seiner Existenz zu wissen.
Sie hatte eine Gegend erreicht, wo sie kein einziges Gebäude sehen konnte, in welche Richtung sie auch blickte, ganz zu schweigen von einem Haus, das eines Öltycoons würdig wäre. Hatte sie sich verirrt?
Sie hatte sich nicht angemeldet, weil sie dachte, ihre überraschende Ankunft würde ihn ein wenig vorbereiten auf die sehr viel größere Überraschung, die sie für ihn bereithielt. Aber wenn sie die Ranch nicht bald fand, würde die Überraschung darin bestehen, dass er irgendwann ihre bleichen Knochen im heißen Wüstensand fand.
Als sie eine Anhöhe erreichte, bemerkte sie in einiger Entfernung eine Bewegung. Zäune verliefen kreuz und quer durch die Wüste, um eine Ranch von der offenen Weite abzugrenzen. Sara kniff leicht die Augen zusammen, um die schattenhaften Formen auszumachen, die in der Ferne zu sehen waren.
Es waren ein Mann und ein Pferd.
Ein dunkles Pferd und ein dunkelhäutiger Mann. Und allmählich kamen auch die Umrisse des Hauses zum Vorschein, das sandfarben war und deswegen fast völlig mit seiner Umgebung verschmolz. Weitere Pferde standen im Schutz von Gebäuden, die Sara sehen konnte, je näher sie kam.
Ihr Herz begann zu klopfen vor Angst, aber auch vor körperlicher Erschöpfung. Kazim hatte sie noch nicht bemerkt. Er stand im Zentrum einer Pferdekoppel. Das rotbraune Pferd galoppierte am Ende einer langen Leine, die Kazim in der Hand hielt, im Kreis herum. Als es versuchte, langsamer zu werden oder sich von Kazim abzuwenden, knallte er mit der Peitsche, um es anzutreiben.
Er war völlig auf das Pferd konzentriert und sah nicht einmal auf, als Sara von ihrem Rad stieg. Sie lehnte es an die sandfarbene Wand des eindrucksvollen bunkerartigen Gebäudes, das sein Haus sein musste.
Sie ging langsam auf ihn zu, während das Herz ihr bis zum Hals klopfte. Die Koppel war gute hundert Meter von ihr entfernt, aber Sara hatte das Gefühl, als wären es hundert Meilen.
Dieses Mal durfte sie nicht zögern. Dieses Mal würde sie nicht gehen, bevor sie es ihm gesagt hatte.
„Yallah!“
Sein Schrei erschreckte sie, und sie zuckte zusammen. Aber er hatte das Pferd erschrecken wollen. Sein Gesichtsausdruck beunruhigte Sara, so streng und entschlossen war er.
Kazim trug heute nur eine staubbedeckte Jeans. Sein nackter Oberkörper schimmerte vom Schweiß in der Mittagshitze. Sein Haar war feucht, die
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