Leidenschaft zum Dessert
wieder zu ihrem Gesicht. Sara suchte verzweifelt nach den richtigen Worten. „Ich erwarte ein Baby.“
Kazim starrte Sara immer noch fassungslos an. Dann sprang er auf und ging mit langen Schritten ans andere Ende des Raums. Er hatte immer noch kein Wort gesagt.
Sara sank der Mut. Sie warf ihm einen verstohlenen Blick zu, und in genau diesem Moment wirbelte er zu ihr herum und sah sie mit einem so kalten, unergründlichen Ausdruck an, dass sie furchtbar erschrak.
„Du trägst dieses Geheimnis seit vier Monaten mit dir he rum?“, stieß er hervor.
„Ich weiß es erst seit zwei Wochen“, erwiderte sie leise.
Er schien angestrengt nachzudenken und am Ende zu einem Entschluss zu kommen, denn er nickte langsam und sagte dann ruhig. „Wir müssen heiraten.“
Die Worte waren wie ein Schlag ins Gesicht für Sara.
„Was?“ Sie erkannte ihre eigene Stimme nicht wieder, so erstickt und heiser klang sie.
Kazim achtete nicht auf ihre Reaktion. „Du wirst meine Frau.“
Sara schüttelte den Kopf. „Ich kann dich nicht heiraten.“
„Und warum nicht?“, fuhr er sie an.
„Weil …“
Weil du mich nicht liebst.
Sie brachte es nicht über sich, die Worte auszusprechen. Sicher hatte sie sich in ihren schönsten Träumen einen Heiratsantrag vorgestellt, schließlich war es das Ehrenhafteste, was Kazim tun konnte. Und er war ein ehrenhafter Mann. Sara war in „Schwierigkeiten“, wie es so schön hieß, und Kazim hatte sie in diese Schwierigkeiten gebracht. Aus demselben Grund hatte auch ihr Vater vor langer Zeit um ihre Mutter angehalten.
Kazim sah sie mit unverhohlener Verblüffung an. „Du lehnst meinen Antrag ab?“
Sara verschränkte die zitternden Hände vor ihrem Bauch in einer unbewussten Geste, sich und das Baby zu schützen. „Ja“, flüsterte sie. „Ich kann mein Kind allein großziehen.“
Die Verwirrung in seinen Augen machte ihr das Herz schwer. Einen Moment lang war sie kurz davor, sich ihm in die Arme zu werfen und zu rufen: „Ja, ich will dich heiraten, dir viele Kinder schenken und glücklich werden mit dir bis an mein Lebensende.“
Sie errötete verlegen. Sicher hatte auch ihre Mutter sich dieser Art von kindischen Tagträumen hingegeben, als sie sich entschied zu heiraten. Nur dass es eine unglückliche Ehe geworden war, die ihr jede Kraft geraubt hatte, weil sie fast ständig schwanger gewesen war. Ihre Kinder hatten sie an einen grausamen Mann gekettet, der sie betrog, und sie war gezwungen gewesen, ihre Familie mit schlecht bezahlten Jobs über Wasser zu halten, die ihr nie die Möglichkeit gaben, dieser bedrückenden Existenz zu entfliehen.
Sara hatte nicht die Absicht, ein ähnliches Schicksal auf sich zu nehmen.
7. KAPITEL
Kazim riss mühsam den Blick von Sara los und ging wieder ans andere Ende des Raums, so weit von ihr entfernt, wie er nur konnte. Die verwirrendsten Gedanken gingen ihm durch den Kopf.
Sara ist schwanger. Von mir. Ich werde Vater.
Er stellte sich vor, wie es sein würde, mit Sara in seinem Haus zu wohnen. Oder wie es wäre, wenn fröhliches Kindergelächter durch die Räume hallte. Einen Moment lang schienen ihm all die seelischen Bande, die er sonst so fürchtete, die schönste Art von Gefangenschaft zu sein, die man sich denken konnte. Er würde jeden Morgen mit Sara neben sich im Bett aufwachen, er würde für eine Familie sorgen, wie es sich jeder Mann wünschte. Einen Sohn oder eine Tochter zu haben, das würde ihm eine ganz neue Zukunftsperspektive geben. Es würde seinem Leben einen Sinn verleihen, der bisher gefehlt hatte.
Aber dann hatte Sara ihn abgewiesen.
Ein ungewohnter Schmerz durchfuhr ihn, als er sich zu ihr umdrehte. Sie sah so klein und zerbrechlich aus, wie sie dastand und die Hände auf ihren Bauch presste, als hätte sie Angst, er könnte ihr das Kind entreißen.
„Du willst mir das Recht vorenthalten, mein Kind großzuziehen?“
Sie zuckte bei den Worten „mein Kind“ zusammen, und dann wurde ihm bewusst, dass sie gar nicht gesagt hatte, ob es sein Kind war.
Konnte es sein, dass sie das Kind eines anderen Mannes erwartete und ihn nur höflichkeitshalber informierte, weil er ihr Boss war? Die Vorstellung, sie könnte mit einem anderen Mann zusammen sein, war wie ein Schlag in die Magengrube für ihn.
„Ist das Kind von mir?“, fragte er barsch. Er musste es wissen.
Sie nickte und wurde rot vor Wut. „Ja“, antwortete sie knapp.
Er bedauerte seine Worte, als ihm klar wurde, wie sehr er sie durch seine Frage beleidigt
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