Leif - Hungrig nach Leben: Ein jugendlicher Liebesroman
Diese Lage nutzen Jungs gern aus, oder?“
„Wer hat sie denn in diese Lage gebracht?“, murmelte er im Kauen, schluckte und sah mich an.
„Vielleicht die Jungs?“, fragte ich zurück.
Stumm verzog Leif das Gesicht, nickte langsam. „Okay, wär’ möglich. Aber vielleicht auch nicht. Manche Mädels sind ganz schön berechnend. Die legen’s drauf an und würgen uns hinterher einen rein.“
„Ist dir das schon passiert?“
„Durchaus.“
„Draus schlau geworden bist du aber nicht, oder?“
Er zog die Brauen hoch. „Wie meinst du das?“
„Na ja, du bist nicht ins Kloster gegangen, um den Kontakt zu Frauen zu vermeiden.“
Er grinste. „Dafür hat Gott mich nicht geschaffen.“
Ich lachte laut los.
Als Leif den letzten Bissen seines Döners heruntergeschluckt hatte, verzog er nochmal stöhnend das Gesicht und trank seine Cola hinterher.
„Uah … Das macht’s nur schlimmer. Nina, nimm’ dich in Acht! Ich bin gerade so was von scharf!“
Ich bot ihm zum Neutralisieren meinen Döner an. Ich war pappsatt, er hatte noch immer Hunger. War das zu fassen? Er hatte den größten bestellt, ich die Kinderportion! Er verputzte tatsächlich auch noch den Rest von meinem.
„Meine Güte! Geben deine Eltern dir nichts zu essen?“, zog ich ihn auf.
Wir lachten.
„Ich bin Sportler! Außerdem befinde ich mich noch im Wachstum.“
„Ah ja …“
Er blickte mich an, als ob er noch etwas sagen wollte, dann schüttelte er den Kopf. „Nein, pfui, das war unanständig und verdorben, was ich grade gedacht habe. Es würde den ganzen Abend kaputt machen und das möchte ich nicht …“, murmelte er.
Ich konnte mir denken, was er meinte, und grinste in mich hinein.
Er knüllte sein Papier zusammen, betupfte seinen Mund mit einer Serviette und trank den Rest meiner Cola. Er bot mir noch etwas an, aber ich verneinte. „Ich muss ohnehin schon wieder aufs Klo.“
„Schwache Blase, he?“
„Mhm.“
„Die sollten wir ein bisschen trainieren!“
„Wie denn?“
„Hm. Indem du seltener aufs Klo gehst.“
„Das nützt gar nichts, kannste mir glauben.“
„Na ja, wir werden sehen, wenn ich dich ablenke und versuche, dich auf andere Gedanken zu bringen.“
„Ach ja? Was schwebt dir denn vor?“
„Pass mal auf …“ Er schwang ein Bein über die Mauer, so dass jetzt eins auf jeder Seite baumelte, rutschte näher an mich heran und küsste mich.
„Hm … könnte funktionieren“, murmelte ich. „Das muss ich direkt noch mal ausprobieren.“
Ich schwang ebenfalls ein Bein über die Mauer und rutschte noch näher an ihn heran. Ganz dicht voreinander sitzend knutschten wir, bis jemand uns störte. „Hey, Teichert … hier steckst du.“ Die Stimme gehörte zu Ramon, seinem besten Freund.
Wir hörten kurz auf, aber unsere Gesichter blieben nahe beieinander und Leifs Hände an meinen Hüften.
Ramon hielt mit seinem Fahrrad direkt unter uns. „Kommst du noch mit ins Joy In ?“
„Nein, heute nicht. Hab’ was Besseres vor“, lehnte Leif ab, sah kurz mich an. „Oder willst du noch tanzen gehen?“
Ich schüttelte den Kopf.
Leif drehte sich erneut zu Ramon. „Ein andermal. Ich seh’ dich morgen.“
„Klar“, murrte Ramon und radelte davon.
Es muss ungefähr drei Uhr nachts gewesen sein, als wir mit unseren Fahrrädern vor meinem Elternhaus stehen blieben. Wir hatten sie den ganzen Weg von der Stadt dorthin geschoben. Einhändig. Die andere Hand hielt die zweite des jeweils anderen. Ich bedauerte, den Abend beenden zu müssen und ich bildete mir zumindest ein, ihm ging es genauso. Vielleicht hoffte ich es auch nur.
„Danke fürs Nachhausebringen.“
„Ist doch Ehrensache.“ Er drückte meine Hand und einen sanften Kuss auf meinen Mund. „Es gibt viele böse Jungs da draußen, da lasse ich dich nicht allein durch die Nacht fahren“, sagte er zwischen zwei Küssen und dann kamen die Worte, die ich gar nicht hören wollte: „Also … ich muss los, bevor meine Eltern eine Vermisstenanzeige aufgeben.“
„Okay.“
Ich wollte nicht, dass er ging, aber wie sollte ich ihn zum Bleiben bewegen?
„Wir sehen uns?“
Ich nickte. Es folgte ein letzter, langer und intensiver Abschiedskuss. Keine Versprechungen. Dann verschwand er in die Nacht.
2. Kapitel
Montags saß ich in der ersten großen Pause auf einer Bank unterm Raucherbaum, weil meine beste Freundin Tatjana seit Neuestem rauchte wie ein Schlot. Drei Wochen noch bis zum Beginn der Sommerferien und viel zu warm für die Uhrzeit.
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