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Leipziger Affären - Kriminalroman

Leipziger Affären - Kriminalroman

Titel: Leipziger Affären - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Blumenladen vorbei. Er erinnerte sich, dass er schon gestern einen Strauß hatte kaufen wollen, suchte sich einen Parkplatz und trat ein. Die Floristin empfahl rote Rosen, wahrscheinlich ihr Allheilmittel, doch er fand Rosen zu abgeschmackt und entschied sich für eine Sonnenblume garniert mit Grünzeug und einer großen gelben Schleife.
    Er platzierte den Strauß auf dem Beifahrersitz und achtete während der Fahrt darauf, dass er nicht herunterfiel. Zu Hause angekommen, beeilte er sich, die Blumen nach oben in die Wohnung zu bringen.
    Erika war nicht da. Er stellte den Strauß in eine helle Vase mitten auf den Küchentisch. Die Sonne malte Kringel auf den Boden, Staubkörnchen tanzten im Licht. Auf einmal fühlte er sich überflüssig und fehl am Platz. Er sollte arbeiten, anstatt in der Wohnung herumzustehen wie Besuch.
    Als er in den Spiegel im Korridor schaute, erschrak er. Graue Haut und ein paar Falten waren in seinem Gesicht zu sehen, die gestern noch nicht da gewesen waren. Er kam sich unendlich alt vor.
    Ein Schlüssel drehte sich im Schloss. Erika stand in der Tür. Sie trug das hellblaue Shirt, das Henne an ihr so liebte.
    »Nanu, du bist schon da?«, sagte sie.
    Henne nahm ihr die Einkaufstüte ab und brachte sie in die Küche. »Ich habe frei.«
    »Ist dein Fall schon aufgeklärt? Das dürfte ein neuer Rekord sein, acht Tage.«
    »Hm.«
    »Ich freue mich für dich. Eigentlich wollte ich am Nachmittag zu Manuela, aber wenn du schon mal da bist, können wir auch etwas gemeinsam machen.«
    »Du kennst Leonhardts Frau?« Komisch, das hatte Leonhardt nie erwähnt.
    »Es hat sich einfach ergeben. Ich helfe ihr mit den Kindern. Spielen, spazieren gehen und so.«
    Henne dämmerte unversehens, woher Erikas plötzlicher Wunsch nach einem Baby stammte. »Lass dich von mir nicht abhalten.«
    »Ach was, ich würde wirklich gern bei dir bleiben. Wir sollten uns ohnehin einmal richtig aussprechen. Bisher war dafür nie Zeit.«
    Das saß.
    Auch wenn sich Erika bewusst neutral ausdrückte, wusste er, was sie meinte. Wenn sie keine Zeit füreinander hatten, lag das in erster Linie an ihm.
    Henne fuhr sich durchs Haar, strich die Narbe entlang, zwirbelte seinen Bart und verbarg die Hände schließlich auf dem Rücken. Er sollte sich um seine Frau kümmern, statt sich mit Miriam Jakob auf dem Boden zu wälzen. Er hoffte inständig, dass Erika ihm das schlechte Gewissen nicht ansah.
    Eine unbegründete Sorge. Erika schien überhaupt nicht auf ihn zu achten. Sie war damit beschäftigt, den Einkauf in die Schränke zu sortieren. »Was wollen wir unternehmen? Kino? Da kann man sich nicht unterhalten. Lieber spazieren gehen?«
    »Sei nicht böse, aber mir fällt gerade ein, ich muss noch etwas erledigen. Hätte ich beinah vergessen.« Henne hoffte, dass er ehrlich klang.
    Erika hatte die letzte Tüte im Schrank verstaut und richtete sich auf. Sie warf ihm einen schnellen Blick zu, dann steckte sie eine Tüte Gummibärchen in ihre Handtasche.
    »In Ordnung, Manuela wird sich freuen. Ich bin gegen Abend zurück. Danke übrigens für die Blumen.« Sie küsste ihn flüchtig aufs Kinn und ging in den Flur. Henne hörte ihren Schlüsselbund klappern. Dann knallte die Tür ins Schloss. Er war allein.
    Henne holte das Wurstpaket aus dem Kühlschrank, gab Dschingis, den das Geräusch der sich öffnenden Kühlschranktür angelockt hatte, eine Scheibe Salami und steckte sich dann selbst eine in den Mund.
    »Ich bin ein Feigling, mein Lieber.« Er kaute mit vollen Backen.
    Dschingis hechelte und beschenkte sein Herrchen mit einem klebrigen Sabberfaden.
    Henne warf einen Blick in den Futternapf. Er war bis an den Rand gefüllt. Trotzdem legte er eine Scheibe Wurst obendrauf. »Sei brav, ich bin bald wieder da.«
    Suspendierung hin oder her, er brachte es nicht fertig, Pallauer den Fall zu überlassen. Henne setzte sich in seinen Wagen und fuhr noch einmal zur König-Villa hinaus. Es konnte nicht schaden, sich bei Tageslicht gründlich umzuschauen, damit er sich des Nachts besser zurechtfand. Wenn schon ein Einbruch, dann mit allem Drum und Dran. Das hieß auskundschaften, tarnen, anschleichen, das Schloss knacken, zuschlagen.
    So sein Plan, doch als er vor der Villa vorfuhr, konnte er gerade rechtzeitig anhalten, um den Sportwagen vorbeizulassen, in dem Alexa aus der Einfahrt kam. Umgehend wendete Henne und folgte ihr.
    Eine Zeit lang hatte er den Verdacht, dass sie nur ziellos durch die Gegend fuhr, doch dann schlug sie die Richtung nach

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