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Leipziger Affären - Kriminalroman

Leipziger Affären - Kriminalroman

Titel: Leipziger Affären - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Wurzen ein. Keine Ahnung, was sie in der verschlafenen Kreisstadt wollte. Wurzen war kein Ziel für eine mondäne Dame aus der Model-Branche. Obwohl die Stadt durchaus Sehenswertes zu bieten hatte – Ringelnatz und Jakobsweg zum Beispiel.
    Die B 6 war mäßig befahren. Borsdorf, Machern, Bennewitz, die Orte flogen nur so vorbei. Alexa war eine flotte Fahrerin, die offensichtlich etwas gegen Geschwindigkeitsbegrenzungen hatte. Kaum lag ein Auto zwischen ihnen, musste Henne überholen, um sie nicht aus den Augen zu verlieren. Er hatte Mühe, sich unauffällig im Hintergrund zu halten. Im Stillen beglückwünschte er sich, dass sie nicht auf den Folgeverkehr achtete, denn sonst hätte sie ihn unweigerlich entdeckt.
    Sie querten die Mulde. Nach dem Jahrhunderthochwasser 2002 war Henne als Helfer vor Ort in Dehnitz gewesen, hatte geschaufelt und geschleppt. Jetzt war der Wasserpegel auf das normale Maß abgesunken.
    Er überlegte, was Ringelnatz wohl aus dem Hochwasser gemacht hätte.
     
    Den Flusse hoch und runter
    tummelt ein Schwall sich munter,
    trifft auf einen verrückten Barsch,
    denkt sich dabei …
     
    »Himmel, Sakrament, du Arsch!«
    Henne stieg auf die Bremse. Ein Auto hatte ihn überholt und war kurz vor ihm wieder eingeschert. Fast hätte es geknallt.
    Gerade noch rechtzeitig bemerkte er, dass Alexa vor ihm das Tempo zügelte und die Abfahrt Richtung Westrand des Zentrums nahm, wo sich Dom und Schloss von Wurzen auf einem Hügel erhoben.
    Sie bog in die Auffahrt zum Schloss ein. Das Schloss beherbergte ein Hotel. Wenn Alexa überhaupt ein Ziel hatte, dann konnte es nur das Hotel sein. Was auch immer sie dort hinführte, er würde es bald wissen. Das Gelände war überschaubar, er konnte sie nicht aus den Augen verlieren. Mit dem Auto allerdings würde er auffallen. Henne stellte seinen Wagen auf dem Marktplatz ab und ging zu Fuß weiter hoch zum Schloss.
    Die Sonne hatte das Pflaster aufgeheizt, und Henne kam ins Schwitzen. Zwischen den hellen Mauern des Schlosshofes war es angenehmer. Ein laues Lüftchen wehte über die akkurat angelegten Wege, die sich an den Rasenflächen entlangzogen. Männer und Frauen standen in Grüppchen herum oder saßen unter den Sonnenschirmen und tranken Wasser und Kaffee.
    Henne hielt einen vorbeieilenden Kellner an. »Ist ja mächtig viel los heute.«
    »Fachtagung Stadtumbau Ost, wir sind ausgebucht«, erklärte der Mann und lief schon wieder weiter.
    Henne ging die Mauer entlang. Alexa König war nirgends zu sehen. Vielleicht hatte er drinnen mehr Glück.
    Er lugte durch die gläserne Tür des Eingangsbereiches. Alexa König stand neben dem Empfangstresen des Hotels und war in eine Unterhaltung vertieft. Das enge rote Kleid, das sie trug, brachte ihre schlanke Figur bestens zur Geltung. Sie zog alle Blicke auf sich. Ihr Gesprächspartner war Paul Kommering, der Baudezernent. Sein dunkler, hochgeschlossener Anzug ließ ihn wie einen Pfarrer wirken. Was zum Teufel hatten die beiden miteinander zu tun?
    Henne drückte sich eng an die Hauswand und beobachtete sie durch die Glasscheibe. Alexa gestikulierte und sprach erregt auf Kommering ein.
    Der schüttelte den Kopf wie ein Wackeldackel. Er konnte gar nicht mehr aufhören mit dem Kopfschütteln. Die beiden stritten sich, das war unübersehbar. Henne hätte zu gern gewusst, worum es ging, doch er konnte kein Wort hören. Er musste hinein in die Empfangshalle und näher heran.
    Alexa redete weiter auf Kommering ein, ihr schönes Gesicht war verzerrt, die Augen weit geöffnet. Sie fasste Kommering am Arm, der lachte und schüttelte sie ab. Einen Moment stand Alexa mit geöffnetem Mund da und starrte ihn an. Dann drehte sie sich abrupt um und stürmte aus dem Hotel, keine zwei Meter von Henne entfernt. Sie schien ihn jedoch nicht gesehen zu haben.
    Kommering folgte ihr gemächlich. Henne blieb keine Zeit, zu verschwinden, denn schon hatte Kommering ihn entdeckt.
    »Sieh da, der Oberkommissar. Was treibt Sie in Sachsens Weiten?«
    »So weit ist Wurzen nun auch wieder nicht.«
    »Eine schöne Stadt, was? Aufwendig saniert und restauriert dank der Städtebaufördermittel von Bund und Land.«
    »Hübsch.« Bestimmt hätte auch König gern hier gebaut. Zogstädt hatte jedoch gesagt, dass König nur in Leipzig Aufträge bekommen hatte. »Sie sind beruflich hier?«
    »Eine Tagung, das Übliche«, erwiderte Kommering. »Es gibt Vorträge, Diskussionen und Workshops. Wenigstens geht das Ganze nicht länger als einen Tag. Morgen bin ich

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