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Leipziger Affären - Kriminalroman

Leipziger Affären - Kriminalroman

Titel: Leipziger Affären - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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hintersten Winkel seines Gedächtnisses verdrängt.
    »Heinrich ist nicht da.«
    »Er liegt im Krankenhaus.«
    Frau Heine öffnete ihren Mund, doch kein Ton kam heraus. Dann sagte sie so leise, dass Leonhardt sie kaum verstehen konnte: »Er ist doch nicht …?«
    »Nein, nein, er lebt. Aber er wurde verletzt.«
    »Ver…?«
    »Eine Stichwunde.«
    »Stich…?« Die Augen von Frau Heine wurden schmal. »Wenn ich den Kerl, der ihm das angetan hat, in die Finger bekomme, na, der kann was erleben!«
    »Wir haben ihn schon. Besser gesagt, wir haben sie schon.«
    »Sie?«
    »Es war eine Frau.«
    Leonhardt folgte der kopfschüttelnden Frau Heine in die Küche.
    »Früher hat es so etwas nicht gegeben. Da hatten die Frauen noch Anstand«, sagte sie und griff nach ihrer Handtasche, die neben der Spüle stand. »Meine Schwiegertochter wird sich ja darum kümmern, dass der Junge mit allem versorgt wird, was er benötigt.«
    »Henne braucht ein paar Sachen. Schlafanzug, Zahnputzzeug«, sagte Leonhardt.
    »Ich fahre mit Ihnen in die Klinik. Alles andere kann warten.«
    Leonhardt war anderer Meinung, doch er wagte nicht, Frau Heine zu widersprechen. »Hausschuhe und Bademantel wären schon gut.«
    »Haben Sie was an den Ohren? Die Erika macht das schon.«
    »Ich … äh … ich glaube nicht.«
    »Wie bitte?«
    Leonhardt konnte nicht lügen, wollte es auch nicht. »Erika ist ausgezogen.«
    »Sie ist was?«
    Leonhardt lächelte sanft und hoffentlich beruhigend. »Sie wohnt bei einer Freundin.«
    »Aha! Das ist wohl diese Miriam, was?«
    Frau Heine schien Miriam Jakob also zu kennen. »Wieso nehmen Sie das an?«
    »Kommen Sie mit!«
    Frau Heine führte ihn ins Wohnzimmer. Sie zeigte auf das Telefon. Der Anrufbeantworter blinkte.
    »Diese Miriam hat ein paarmal angerufen. Ich hätte mit ihr gesprochen, aber dieses Teufelsding kann ich nicht bedienen.«
    Leonhardt drückte auf die Lautsprechertaste und hörte die Anrufe ab. »Heinrich, hier ist Miriam. Ich muss dich sehen. Melde dich schnell, sonst ist es vielleicht zu spät. Du wirst es bereuen, wenn du dich nicht mit mir triffst.«
    Am Anfang klang Miriams Stimme noch klar und fest, dann wurde sie von Anruf zu Anruf drängender, zuletzt klang sie ziemlich wütend. Ihm wurde fast schlecht vor Angst. Miriam hatte Erika in ihrer Gewalt, daran konnte es keinen Zweifel geben, obwohl sie es nicht ausdrücklich gesagt hatte. Er hatte es auch so begriffen. Diese Verrückte versuchte, Henne zu erpressen. Er hätte sich niemals mit ihr einlassen sollen.
    »Wissen Sie, wann der letzte Anruf kam?«, fragte er.
    Frau Heine überlegte. »Das muss etwa dreißig Minuten her sein. Ich war gerade in der Küche und wollte mir eine Tasse Kaffee kochen.«
    »Gute Idee. Einen Kaffee könnte ich jetzt auch brauchen.«
    »Aber, der Heinrich, ich muss zu ihm, und zwar schnell!«
    »Später, Pauline. Ich darf Sie doch so nennen?« Leonhardt drückte ihre Hand.
    Frau Heine – Pauline – nickte. »Wir müssen nachdenken. Ich will Ihnen nichts vormachen, aber ich glaube, Ihre Schwiegertochter ist in Gefahr. Weit mehr als Ihr Sohn.«
    »Mein Gott!«
    »Sie können mir helfen.«
    »Ich? Aber Heinrich wartet doch.«
    »Im Augenblick schläft er. Für ihn können Sie nichts tun. Für Erika hingegen kann Ihre Hilfe lebensnotwendig sein.«
    »Was muss ich tun?« Pauline straffte sich.
    »Kommen Sie einfach mit. Wir gehen zu Miriam Jakob. Unterwegs erzähle ich Ihnen, wie ich mir das vorstelle.«
    Pauline streifte eine dünne Strickjacke über. Sie schloss sorgfältig die Wohnungstür ab und folgte Leonhardt die Treppe hinunter.
    »Erzählen Sie mir doch schnell, wie das mit Heinrich passiert ist«, sagte sie.
    Leonhardt ahnte, dass sie sich nicht würde auf Erikas Befreiung konzentrieren können, solange sie nicht wusste, was ihrem Jungen passiert war. Er berichtete, was sich in der König-Villa zugetragen hatte.
    Pauline blieb auf dem Treppenabsatz im ersten Stock stehen. Sie schaute ganz starr. Es war wohl doch ein bisschen viel für sie. »Pauline?« Leonhardt legte ihr den Arm um die Schultern. »Alles in Ordnung?«
    Pauline schüttelte ihre Benommenheit ab. »In Ordnung? Machen Sie Witze? Nichts ist in Ordnung. Mein Junge ist Polizist, damit habe ich mich abfinden müssen. Doch dass er derart gefährlich lebt – nein –, das lasse ich nicht länger zu.«
    »Pauline!« Leonhardt suchte ihren Blick. Sie hat Hennes Augen, braun mit hellen Pünktchen, fiel ihm auf. »Henne ist ein erwachsener Mann. Er weiß, was

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